Menden. Auch die Containersiedlung, die gerade ausgebaut wird, soll ans schnelle Internet angebunden werden. Das Wie soll die Stadt aufzeigen.
Nachdem Sozialpolitiker in Menden gefordert haben, für die geflüchteten Menschen in den Wohnmodulen an der Franz-Kissing-Straße die Möglichkeit zu schaffen, über schnelles Internet zu kommunizieren, gibt es jetzt einen zweiten Anlauf. Der Digitalausschuss der Stadt hat die Verwaltung damit beauftragt, in einer neuen Beschlussvorlage für die Sozialpolitik alle technischen Möglichkeiten samt ihrer Vor- und Nachteile sowie sämtliche Kosten dazu aufzuführen. Das letzte Wort darüber, begründete der Digitalausschuss-Vorsitzende Stefan Weige, könne dieses Gremium jedoch nicht haben. „Wir sind für technische Umsetzungen zuständig, nicht für Grundsatzentscheidungen anderer Fachbereiche.“
Schon mehrfach Streit: WLAN steht im Stadt-Konzept zur Unterbringung
Um den Internetanschluss hat es schon mehrfach Dispute gegeben. Ihn für die Geflüchteten in den Modulen einzurichten, erschien aus Sicht der Stadtverwaltung zunächst schlicht zu teuer. Doch die Sozialpolitiker im Mendener Stadtrat waren mehrheitlich der Ansicht, dass es eine WLAN-Lösung geben muss. Ihr Tenor: Internet ist ein Grundrecht für Menschen, die sonst jeden Kontakt zu ihren Nächsten im Herkunftsland verlieren. Jetzt soll in wenigen Wochen der Sozialausschuss endgültig über die beste Lösung entscheiden.
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Für künftige Bewohner der Containersiedlung geht es auch die Treppe hoch
Unterdessen sind die erwarteten Module zur Erweiterung der im Sommer entstandenen Containersiedlung an der Franz-Kissing-Straße eingetroffen. Noch laufen dort Bau- und Anschlussarbeiten. Auffallend ist, dass jetzt erstmals auch Module übereinander gestellt worden sind. Über Treppen geht es für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner ins Obergeschoss. Die bisher aufgebauten Container standen in Reihen nebeneinander.
Die Stadt meldete zuletzt kaum Probleme mit den Bewohnerinnen und Bewohnern. Die Module würden von ihnen in Ordnung gehalten, allerdings werde bei engmaschigen Kontrollen und der intensiven sozialen Betreuung auch darauf geachtet.
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Doch die fehlende Internetverbindung bleibt offenbar ein Problem. Den offenen Zugang zum Netz für die Geflüchteten in Menden schreibt das Unterbringungskonzept für alle städtischen Einrichtungen vor. Um die vorzeitige Reaktivierung des für ein Jahr ausgesetzten Konzepts hatte es zuletzt mehrfach Streit zwischen der Stadtverwaltung und insbesondere Grünen und SPD gegeben. Die Verwaltung hatte die Kosten für einen Hausanschluss samt Glasfaserkabel mit 30.000 Euro beziffert, auf die schlechte Haushaltslage verwiesen und daran erinnert, dass sich die Container-Bewohner nur übergangsweise darin aufhalten sollen. Am Ende der Debatte baten die Sozialpolitiker ihre Ausschusskollegen aus dem Digitalen um Hinweise darauf, wie eine kostengünstige Lösung ins Werk zu setzen wäre.
Mobilfunk für Stadt-Expertin keine Lösung: „Zu schnell platt“
Die taten das jetzt. Mobile Hotspots anstelle eine teuren Kabels im Boden könnten laut Thorsten Weische (CDU) „ein Anfang sein, um den Menschen in den Unterkünften zu helfen“. Dass technisch grundsätzlich „alles geht, was möglich ist“, betonte die städtische Digitalisierungsbeauftragte Karin Glingener. Den Mobilfunk-Ansatz habe man allerdings nicht näher geprüft, weil das bei Nutzern nicht gut ankomme: „Bei Up- und Downloads, und die gibt es immer, ist die Verbindung sehr schnell platt.“ Eine Verbindung per Leitung sei dagegen aufwändig: Die Container hätten Metallwände und müssten daher wohl einzeln mit Strippen versorgt werden. Das Unterbringungskonzept spreche ausdrücklich von einer flächendeckenden Versorgung.
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Sogar Elon Musk kam kurzzeitig ins Spiel
Für eine Lösung C durch einen externen Anbieter bräuchte man einen Hausanschluss. Und eine Verbindung via Satellit, wie sie der exzentrische US-Milliardär Elon Musk (Tesla) zur Verfügung stellt, sei nicht datensicher. Kurz: Will man per Hausanschluss schnelles Internet in wirklich jeden Container bringen, kämen Kosten „nicht unter 25.000 Euro“ zusammen, sagte Glingener dem Digi-Ausschuss.
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„Man muss ja nicht alles für YouTuber ausstatten“, erklärte daraufhin Christian Feuring (MI). Die Stadt solle prüfen, was für den Kontakt nach Hause wirklich benötigt wird. Tina Reers (Grüne) bezeichnete es gleichwohl als Fehler, die Option Mobilfunk von vorherein auszuschließen. Thorsten Weische merkte an, dass große Mobilfunk-Anbieter Flüchtlingen in aller Welt Gratis-Anrufe nach Hause anbieten würden. Darüberhinaus müsse doch auch für eine Containersiedlung möglich sein, was auf jedem Campingplatz geht: „Große LTE-Kisten, monatlich kündbar.“
Die seien aber zu pflegen und beständig neu zu routen, gab Bürgermeister Roland Schröder hier zu bedenken. Man werde sehen, was einen stabilen Betrieb für eine echte Flatrate gewährleiste, und es zur Entscheidung vorlegen. Schröder: „Wir liefern jetzt nach.“