Menden. Nach 20 Jahren ist für die Küsterin Schluss. Wie Petra Homberg auf ihre Arbeit blickt und was sich die umtriebige Lendringserin nun vornimmt.

Anders als in den vergangenen zwanzig Jahren wird Petra Homberg ab dem 1. September, wie alle anderen Besucher der Gottesdienste, den Haupteingang der Pfarrkirche St. Josef nehmen. Sie wird nicht mehr die erste im Gotteshaus sein und die letzte, die geht. Denn dann ist die beliebte Lendringser Küsterin im Ruhestand.

Ein letzter Gang durch „ihre“ Kirche

Seit April 2004 kennt Petra Homberg es eigentlich nicht anders. Ihr Dienst als Küsterin in Lendringsen beginnt immer schon, bevor die ersten Gottesdienstteilnehmer die Kirche betreten. Sie ist immer die Erste, die die Kirche betritt und die Letzte, die sie verlässt. Während die Küsterin durch die Kirche schlendert, lässt sie ihren prüfenden Blick schweifen. Sind die Sitzkissen und die Gotteslob-Bücher, wo sie hingehören? Ist der Blumenschmuck noch in Ordnung? Petra Homberg übernimmt das, was meist hinter den Kulissen passiert, und von den Gästen kaum wahrgenommen wird.

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Ihr Weg führt sie in die Sakristei, aber nicht, ohne sich vor dem Kreuz im Altarraum zu verbeugen. Auch in dem kleinen Nebenraum, zu dem außer Homberg nur Pfarrer, Ministranten und Zelebranten Zutritt haben, macht sie einen Knicks vor dem Tabernakel. Für die Küsterin ist das im Laufe der Jahrzehnte zwar schon Gewohnheit geworden, doch noch immer bringt sie die nötige Portion Demut bei ihrer Arbeit mit.

„Auch rundherum muss alles stimmen, der Kirchplatz das Pfarrheim, all das muss in Ordnung sein.“

Petra Homberg
Küsterin

Dann macht sie sich daran, die Messe vorzubereiten. Hostien werden in die Schale und das Gewand des Priesters bereitgelegt. Petra Homberg kümmert sich darum, dass alle Ministranten die passenden Hemden und Röcke haben. Das Bereitlegen von Bibel und Lektionar ist zwar Routine geworden, doch ein prüfender Blick muss immer noch sein. Die Aufgaben, mit denen Petra Homberg als Küsterin in den vergangen 20 Jahren so vertraut geworden ist, sind vielfältig und beschränken sich nicht nur auf das Gotteshaus und die Feiern. „Auch rundherum muss alles stimmen, der Kirchplatz, das Pfarrheim, all das muss in Ordnung sein“, sagt Homberg. Die meiste Freude bei ihrer Arbeit habe sie jedoch beim Kontakt mit Menschen. „Ich kümmere mich gerne um die Gemeinde und möchte, dass sich alle wohlfühlen, vor allem in der Kirche.“

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Die besonderen Momente

Stressig wird es immer vor den großen christlichen Hochfesten wie Ostern und Weihnachten. „Ich werde nie vergessen, als wir die Krippe zu Weihnachten aufbauen wollten und mit Schreck feststellen mussten, dass dem Josef ein Bein fehlt“, lacht Petra Homberg. Die, die für fast alles eine Lösung parat hat, wurde auch in diesem Fall einfallsreich – und der Josef fand seinen Platz diesmal sitzend, nicht stehend. Wenn dann die große Weihnachtsmesse beginnt und Homberg im Kreise ihrer Lieben mitfeiert, passiert es, dass auch ihr beim Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ ein Tränchen der Dankbarkeit die Wange hinunterkullert. „Auch in der Osternacht bekomme ich regelmäßig eine Gänsehaut, diese Hochfeste werden nie Routine.“

„Ich behalte selbstverständlich alle meine Ehrenämter und werde mich auch weiterhin aktiv im Gemeindeleben einsetzen.“

Petra Homberg
Küsterin

Viele schöne und auch traurige Momente hat die Küsterin im Laufe ihrer Dienstzeit erlebt. „Davon möchte ich keinen einzigen missen. Doch es sind die Menschen, die mir am allerwichtigsten sind und denen möchte ich gerne Danke sagen für die zwanzig Jahre, die ich dieses Amt ausüben durfte und für all die Hilfe und Unterstützung.“ Was Petra Homberg mit der demnächst dazugewonnen Zeit anfangen wird, die Frage stellt sich ihr nicht. „Ich behalte selbstverständlich alle meine Ehrenämter und werde mich auch weiterhin aktiv im Gemeindeleben einsetzen.“ Das nimmt man der Frau, die vor einem Jahr das Bundesverdienstkreuz am Bande für ihr Ehrenamt verliehen bekommen hat, auch ohne weiteres ab. Ein Leben ohne Einsatz für ihre Mitmenschen ist für Petra Homberg nicht vorstellbar.