Lendringsen. Sich ein Mal so fühlen wie die Models im Blitzlichtgewitter der Laufstege von Paris oder Mailand:

Zum ersten Mal fand in Lendringsen eine Modenschau mit Second-Hand-Klamotten statt. Der verständnislose Blick ist eine deutliche Antwort der beiden Mädchen auf die Frage des Reporters, ob man es sich vorstellen könne oder gar davon träume, Model zu werden. „Nein, ganz bestimmt nicht!“ Zwei potenzielle Bewerber weniger für die Heidi Klums dieser Welt und ihre Casting-Shows.

Erst Aufregung, dann Spaß

Carlotta Maria Neuhaus, neun Jahre alt, möchte Lehrerin werden. Die elfjährige Leonie Hillebrand träumt davon, später als Kindergärtnerin zu arbeiten. Am Samstag aber waren die beiden Models. Nicht zum ersten Mal, wie sie betonen. Denn die Freundinnen haben mit ihrer jeweiligen Schulklasse bei ähnlichen Aktionen ein wenig Laufsteg-Erfahrung gesammelt. „Es hat großen Spaß gemacht, aber natürlich waren wir vorher auch aufgeregt“, betonen Carlotta und Leonie unisono.

Jeweils drei verschiedene Outfits hatten die beiden vor den gut 50 Zuschauern im Lendringser Matthias-Claudius-Haus vorgeführt – vom Jeanskleid und Stiefeln bis zum Poncho. Wie alle der gut 20 Teilnehmer drehten auch die Jüngsten – Carlotta und Leonie – am Samstag vor der großen Show noch eine Proberunde durch den Saal und über die Bühne, mit fescher Drehung inklusive.

Dass der Spaß am Modeln keine Frage des Alters ist, bewies Wolfgang, einer von zwei männlichen Laufsteg-Teilnehmern. Er genoss sichtlich Rampenlicht und Applaus. Der Großteil der Mode passte mit Steppjacke, Weste, warmen Boots, Pullover und Regenschirm als Accessoire zum Herbst.

Glamour zieht ein

Gegen Ende zog bei der Fashion-Show mit eleganten Abendkleidern und Pumps auch noch Glamour ein. Bis hin zum Höhepunkt mit Hobbymodel Sarah im wunderschönen Hochzeitskleid. Nach mehrfacher Aufforderung drehten auch noch ein paar „Biberschlümpfe“ mit ihren charakteristischen blauen Schürzen eine Runde über den „Catwalk“.

Entstanden war die Idee zu der Second-Hand-Modenschau bei dem wöchentlichen Frühstück für Alleinerziehende, die immer wieder auch Kleider gespendet bekamen (wir berichteten). Initiatorin Petra Homberg bekam am Ende der Show ein Dankeschön ausgesprochen und darf nun auch erfahren, wie ihr in einer misslichen Situation geholfen wird. Denn Hombergs Auto hat den Geist aufgegeben, und so wurde spontan für ein wenig Unterstützung zum Kauf eines neuen fahrbaren Untersatzes gesammelt. Der versteigerte Überraschungskoffer brachte am Ende etwas mehr als 20 Euro für den guten Zweck ein, darin enthalten vor allem Utensilien für einen entspannten Urlaub. Petra Homberg, die die Modenschau gemeinsam mit Heike Schwantge moderierte, fasste die Botschaft des Nachmittags zusammen: „Die Kleiderkammer hat wirklich tolle, gute Sachen. Niemand braucht sich zu schämen, wenn er das trägt.“

Ein letzter Beweis, dass die beiden Nachwuchsmodels Carlotta und Leonie in die bunte Glitzerwelt der Modeindustrie vielleicht doch nicht hineinpassen: Gleich nach ihrem Auftritt verrichteten sie ganz allürenfrei Dienst am Getränkestand.