Menden. Annica Kuzmic kauft für ihre Kinder gerne secondhand – und spendet oft Kleidung. Für sie ein „Statement gegen die Wegwerfgesellschaft“.
Eigentlich war Annica Kuzmic auf der Suche nach einer Tagesmutter, war deshalb in dem Haus an der Pastoratstraße 27. Gefunden hat sie darüber hinaus im Erdgeschoss des Hauses ihren neuen Lieblingsladen: „Ich hab‘ mich direkt verliebt“, sagt die 29-Jährige. Seither ist sie regelmäßig in der „Ringelsocke“ in Menden zu Besuch. Den Kinderladen gibt es in diesem Jahr seit nunmehr 20 Jahren.
„Die Kundinnen spenden die Sachen, wir verkaufen sie für kleines Geld weiter.“
„Ich war sofort total begeistert von dem Konzept“, schwärmt Annica Kuzmic. Denn in der „Ringelsocke“ gibt es Secondhand-Kleidung und vieles mehr. Anders als in manchen anderen Secondhand-Läden bringen Kundinnen – meistens sind es Frauen – selbst Kleidung her, um sie für den Weiterverkauf zu spenden. „Wir verkaufen also nichts auf Kommission“, erläutert Gründungsmitglied Gertrud Rosier. „Die Kundinnen spenden die Sachen, wir verkaufen sie für kleines Geld weiter.“
„Durch meine eigenen Kinder habe ich gemerkt, ich brauche das nicht, um glücklich zu sein. Ich setze viel stärker auf Nachhaltigkeit.“
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Früher habe sie immer nur neue, teure Sachen gekauft, das sei ihr sehr wichtig gewesen, blickt Annica Kuzmic zurück. Als sie Mutter wurde, änderte sich das. „Durch meine eigenen Kinder habe ich gemerkt, ich brauche das nicht, um glücklich zu sein. Ich setze viel stärker auf Nachhaltigkeit. Und die ,Ringelsocke‘ ist einfach ein Statement gegen die Wegwerfgesellschaft.“ Auch angesichts der Tatsache, dass Kinder bisweilen schon nach wenigen Monaten aus der neuen Kleidung herauswachsen, „finde ich das hier super. Ich habe neulich säckeweise Sachen hergebracht. Da habe ich ein richtiges Glücksgefühl.“
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Und das Schöne sei: „Das ist hier ein Geben und Nehmen. Wenn ich Kleidung herbringe, finde ich für meine Tochter und meinen Sohn auch immer etwas. Es ist total schön, wenn ich dann irgendwann sehe, dass ein anderes Kind diese Sachen wieder trägt.“ Ein Besuch in der „Ringelsocke“ sei für sie „wie eine kleine Schatzsuche“.
Schon die Preisschilder zeigen, dass die „Ringelsocke“ kein reguläres Kindermodengeschäft ist. Hier gibt es etwa eine Softshelljacke für vier bis sieben Euro, Marken-Schuhe für wenige Euro. Darüber hinaus sind in dem grünen Eckhaus auch Spielsachen, Bücher, Wickelauflagen, Kinderbetten, Bettzeug, Laufställe, Tornister und weitere Artikel zu bekommen, die als Neuware ein Loch in die Haushaltskasse von Familien reißen können – zum Beispiel Kinderwagen, Maxi-Cosi, Roller und sogar Einräder.
„Ich komme schon fast sieben Jahre her.“
Natalie Kieslich ist gerade auf der Suche nach neuen Sachen. „Ich komme schon fast sieben Jahre her“, sagt die 34-Jährige. Sie ist zweifache Mutter, das dritte Kind ist gerade unterwegs: „Dann bleiben Sie uns ja erhalten“, freut sich Gertrud Rosier über die Stammkundin. Natalie Kieslich nickt, erzählt, dass sie viele Sachen ihrer beiden Kinder in den vergangenen Jahren abgegeben habe: „Da komme ich jetzt mit Sicherheit wieder öfter her“, sagt sie mit Blick auf den neuen Nachwuchs.
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Gertrud Rosier freut sich, dass die Kundinnen gerne und viele Sachen spenden: „Wir haben das große Glück, dass wir ein Überangebot haben.“ So könne das 25-köpfige Team „die schönsten und besten Sachen raussuchen“. Was nicht in der „Ringelsocke“ zum Verkauf angeboten wird, wird gespendet: Ein Großteil geht nach Afrika, erzählt Gertrud Rosier. Darüber hinaus werden Flüchtlinge in Wimbern und Pater Beda bedacht.
Wie viele Artikel in der „Ringelsocke“ derzeit lagern? Gertrud Rosier überlegt, schüttelt den Kopf: „Das kann ich gar nicht genau sagen. Das sind aber mit Sicherheit mehrere tausend.“ Das Team berät gerne, die Atmosphäre ist herzlich. Seit einigen Wochen, so erzählt Gertrud Rosier, unterstütze eine Syrerin das Team: „Sie möchte dadurch gerne die deutsche Sprache besser lernen. Und gleichzeitig kann sie dolmetschen, wenn andere syrische Frauen zu uns kommen.“
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Bedürftige Familien zahlen mit Berechtigungsschein nur 50 Prozent
Einkaufen kann in der „Ringelsocke“ jeder – völlig unabhängig vom Einkommen. Wer bedürftig ist und einen so genannten Berechtigungsschein hat, zahlt nur die Hälfte der ausgeschilderten Preise. Während es früher vor allem bedürftige Familien waren, kaufen mittlerweile verstärkt auch Eltern, die auf Nachhaltigkeit setzen, hier ein. Erhältlich ist Kleidung für Neugeborene bis hin zur Konfektionsgröße 140.
„Ringelsocke“ in Menden
Das Secondhand-Kinderlädchen „Ringelsocke“ gehört zum SKFM (Katholischer Verein für soziale Dienste) in Menden.
Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag und Freitag von 9.30 bis 12.30 Uhr, Dienstag und Donnerstag von 15 bis 17 Uhr. Montag, Mittwoch und Samstag geschlossen.
In den ersten drei Wochen der Sommerferien bleibt die „Ringelsocke“ geschlossen.
„Die „Ringelsocke“ arbeitet kostendeckend.“
Manchmal, so erzählt Gertrud Rosier, werde das Team gefragt, was denn mit den Einnahmen geschehe: „Miete, Heizung, Strom, Nebenkosten – da bleibt nichts mehr übrig.“ Ziel sei es, dass die „Ringelsocke“ Geld erwirtschafte, um auf Plus-Minus-Null zu kommen, erzählt SKFM-Geschäftsführerin Marita Hill. „Die ,Ringelsocke‘ arbeitet kostendeckend.“