Lendringsen. Weg mit Ballast: Seit Natalie Schaefer ihr Haus entrümpelt hat, ist sie zufriedener. Jetzt will die Lendringserin andere unterstützen.
Aus Chaos und Überfluss wurden Ordnung und Minimalismus: Natalie Schaefer hat ihr Leben vor einigen Jahren komplett umgekrempelt. Nun baut sich die 42-jährige Lendringserin aus ihrem neuen Lebensstil einen Nebenjob auf: Sie will anderen Menschen helfen, Ordnung und Struktur in ihr Leben zu bringen, um mehr Zeit für die wichtigen Dinge des Lebens zu haben.
Bestseller „Simplify your life“ gab einst einen ersten Impuls
Vor vielen Jahren las Natalie Schaefer den Bestseller „Simplify your life“. Doch dann dauerte es noch einige weitere Jahre, bis sie das, was sie dort gelesen hatte, tatsächlich in ihrem eigenen Zuhause umzusetzen begann. „Das ist ein Prozess“, erinnert sich Natalie Schaefer, „das geht nicht von heute auf morgen. Loslassen ist nicht einfach.“
„Das ist ein Prozess. Das geht nicht von heute auf morgen. Loslassen ist nicht einfach.“
Ausgangspunkt war, dass in dem Haus, in dem sie gemeinsam mit ihrem Ehemann und zwei Hunden lebt, immer weniger Platz war. Und das in einem Haus, von dem sie beim Einzug einst gedacht hatte, dass es sehr viel Platz bietet und dass sie kaum genug Möbel hatte, um alles zu füllen. Doch im Laufe der Zeit kam Möbelstück um Möbelstück dazu. Und alle Möbel wurden gut gefüllt – mit Kleidung, Dekorationsartikeln, Schuhen, Haushaltsartikeln und vielem mehr: „Ich hatte unendlich viel Kram“, blickt Natalie Schaefer zurück.
„Irgendwann hatten wir fünf Service für zwölf Personen hier. Das braucht kein Mensch.“
„Man verbindet ja oft auch emotional etwas mit Gegenständen“, erinnert sie sich. Zudem empfand sie es als „schade, Sachen wegzuwerfen, die ja eigentlich noch gut sind“. Kein Wunder also, dass sie das Geschirr der Schwiegermutter, als diese ins Pflegeheim umzog, gerne nahm. Ebenso wie das Geschirr-Service der Großmutter, als diese starb. „Irgendwann hatten wir fünf Service für zwölf Personen hier“, erinnert sich Natalie Schaefer. „Das braucht kein Mensch.“
Auch das Einbauregal auf dem ausgebauten Dachboden, das sie für ihre unzähligen Schuhe nutzte, platzte irgendwann aus allen Nähten: „Ich habe damals Fotos vor die Kartons geklebt, damit ich wusste, welche Schuhe wo sind.“ Nach einem Bänderriss und weil sie ohnehin meist mit sportlichen Schuhen unterwegs ist, trug Natalie Schaefer zwar viele Schuhe aus ihrem Sortiment nicht mehr, doch bewahrte sie weiterhin auf.
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Irgendwann war damit Schluss. Als Chefsekretärin eines mittelständischen Unternehmens stellte sie fest, dass „ich viel arbeite und dann noch meine Freizeit damit verbringe, Dinge zu pflegen, sauber zu machen oder zu reparieren, die ich eigentlich nicht brauche“. Inspiriert von einer Freundin, die schon lange einen minimalistischen Lebensstil pflegt, startete Natalie Schaefer damit, in ihrem Zuhause nach und nach auszusortieren.
Der Schuhschrank war nur der Anfang
Als Erstes nahm sich Natalie Schaefer den Schuhschrank vor, sortierte alles aus, was sie nicht mehr trug. Im Laufe der Monate folgte Schrank um Schrank, Regal um Regal. Je mehr sie ausräumte, desto weniger Schränke benötigte sie – so dass Natalie Schaefer sich schließlich auch von diesen trennen konnte.
Keine Gegenstände für eine emotionale Bindung zu einem Menschen
Heute weiß Natalie Schaefer, dass sie keine Gegenstände für eine emotionale Bindung zu Menschen braucht: „Ich habe früher gedacht, je mehr Sachen ich von einem Menschen aufhebe, desto näher ist dieser Mensch mir. Aber das ist totaler Blödsinn.“ Heute reichen ihr ihre Erinnerungen. „Alles hat seine Zeit“, sagt Natalie Schaefer. „Ich überlege immer, welche Gegenstände in meiner aktuellen Lebenssituation eine Bedeutung haben. Dadurch werde ich mir dessen bewusst, was ich überhaupt für mein Leben brauche.“
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Die Sachen, die Natalie Schaefer aussortiert, verschenkt sie entweder an Freunde oder Bekannte, verkauft sie übers Internet oder spendet sie ans Sozialkaufhaus: „Ich überlege immer zuerst, ob ich jemanden kenne, der das vielleicht gebrauchen könnte.“
Ganz viel Erleichterung
Der Prozess des Aussortierens bringe ihr nicht nur ein übersichtliches und nicht vollgestopftes Zuhause, „sondern auch ganz viel Erleichterung. Ich merke, wie viel einfacher es ist, den Hausputz zu machen, wenn nicht überall Deko-Sachen, Vasen und ähnliche Sachen rumstehen. Wenn die Oberflächen und die Böden frei sind, geht alles viel schneller.“ Es geht ihr darum, „nichts zu haben, das man nicht benutzt“. Alles hat bei Natalie Schaefer seinen festen Platz, so müsse niemand lange suchen: „Wir haben es uns einfach angewöhnt, alles sofort wieder dahin zurückzulegen, wo es auch hingehört.“ Auf diese Weise spare sie auch Aufräumzeit.
Durch die Änderung ihres Lebensstils habe sie viel freie Zeit gewonnen, bilanziert Natalie Schaefer: „Ich habe mir Gedanken um Routinen gemacht, dazu hatte ich früher keine Zeit.“ Nun könne sie „während der Woche viel mehr nebenher erledigen und habe dadurch unterm Strich mehr Zeit“ für sich. Auch Fernsehen zu schauen, hat sie aus ihrem Leben verbannt: „Ich bin mir darüber bewusst geworden, was die Zeitfresser in meinem Leben sind und was mich stresst“, sagt Natalie Schaefer. Positiver Nebeneffekt: „Seit ich kein Fernsehen mehr gucke, schlafe ich viel besser.“
Und noch viel wichtiger für die Lendringserin: „Wenn man ausräumt und ordnet – das macht auch innerlich was mit einem. Wenn das Äußere aufgeräumt ist, dann hat man auch im Inneren Ordnung.“ Ihre Zufriedenheit, „Zeit mit etwas zu verbringen, das mir Freude und Kraft schenkt“, sei groß.
„„Wenn ich etwas Neues kaufe, dann weil ich es brauche – zum Beispiel, weil eine Jacke kaputt gegangen ist.“
Aus Freude am Shoppen sich etwas Neues zu kaufen, ist für Natalie Schaefer mittlerweile undenkbar: „Wenn ich etwas Neues kaufe, dann weil ich es brauche – zum Beispiel, weil eine Jacke kaputt gegangen ist.“ Dafür allerdings sortiert sie mit jedem neuen Teil auch ein anderes Kleidungsstück rigoros aus. Wohl eine besonders wichtige Erkenntnis: „Es gab noch kein Teil, bei dem ich später bereut habe, dass ich es weggegeben habe.“
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Natalie Schaefer, die mittlerweile als kaufmännische Angestellte arbeitet und sich damit auch beruflich um das Thema Organisation kümmert, teilt ihren Lebensstil sowohl in einem Blog auf ihrer Homepage (bewusst-einfach.de) als auch auf Instagram (www.instagram.com/bewussteinfach/). Und die wichtigsten Erkenntnisse hat sie in ihrem Buch „Bewusstsein schaffen und leben“ niedergeschrieben, das im vergangenen Sommer als Book on Demand erschienen ist. Zudem möchte sie nun anderen Menschen helfen und sie dabei unterstützen, in ihrem Leben Ordnung zu schaffen: „Das können kleine Routinen im Alltag sein, mit denen solch ein Prozess beginnt.“
Kontakt über www.bewusst-einfach.de/de/kontakt/