Menden. Mit dem Sozialmonitoring will die Stadt herausfinden, wie es um Menden bestellt ist. Was dabei auffällt - und welche Schlüsse die Studie zulässt.

Wie ist es eigentlich um Menden bestellt? Um das herauszufinden, hat der Sozialausschuss bereits 2020 ein Sozialmonitoring auf den Weg gebracht. Die Studie soll zeigen, wie Menden demografisch und sozial aufgeteilt ist. Wo leben die ältesten Hönnestädter - wo die jüngsten? Wie ist es um die Bildung bestellt? Einen besonderen Blick richtet das Zahlenwerk dabei wieder auf den Papenbusch. Doch dabei ist längst nicht alles, wie es scheint. Die Hintergründe.

Ein Wahlergebnis, das schockiert - aber relativiert werden muss

Das Ergebnis bei der Europawahl dürfte für viele Mendenerinnen und Mendener ein Schock gewesen sein; vor allem am Papenbusch holt die AfD mit Abstand die meisten Stimmen im Vergleich zu etablierten Parteien. Gleichwohl: Das spiegelt keinesfalls die Realität wider. Denn wer glaubt, dass dort Menschen mit Migrationshintergrund den Rechtspopulisten ungehindert Vorschub leisten, der irrt. Mit 35 Prozent liegt die Wahlbeteiligung an der Bismarckstraße deutlich unter dem des Mendener Gesamtergebnisses (61,6 Prozent). Gerade einmal 636 von insgesamt 1796 wahlberechtigten Menschen haben am Papenbusch überhaupt ihr Kreuzchen gesetzt; 196 Menschen haben ihres bei der AfD gemacht. Das wiederum reicht, um ein beachtliches Ergebnis von 31 Prozent im Wahlbezirk zu vermelden.

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Doch all das steht auch in einem größeren Kontext. Wie aus dem Sozialmonitoring 2022 hervorgeht, das nun im Sozialausschuss vorgestellt wurde, leben rund 5200 Menschen im Bereich „Nordwestlich Bismarckstraße“. Gleichzeitig ist der Papenbusch weiterhin der jüngste Stadtteil Mendens. Dort leben im Vergleich die meisten Menschen zwischen sechs und 18 Jahren - und gleichzeitig die wenigsten Menschen, die 65 Jahre oder älter sind. In der Innenstadt sowie Halingen leben im sozialräumlichen Vergleich anteilig die meisten älteren Personen und gleichzeitig die wenigsten Kinder und Jugendlichen.

Menden unter Kreis-Schnitt

In Menden haben zudem rund 24 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner einen Migrationshintergrund. Davon sind jeweils die Hälfte Ausländer und Deutsche mit einer zweiten Staatsbürgerschaft (12,4 Prozent). Zwischen den Sozialräumen zeigen sich dabei allerdings deutliche Unterschiede. In den kleineren, ländlichen Sozialräumen wie Halingen, Oesbern und Schwitten sowie Barge leben anteilig die wenigsten Einwohner mit Migrationshintergrund. Ihr Anteil liegt unter 10 Prozent. Im Sozialraum Nordwestlich Bismarckstraße haben demgegenüber über 40 Prozent einen Migrationshintergrund.

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Insgesamt landet Menden im interkommunalen Vergleich damit sogar unter dem Ausländeranteil des Märkischen Kreises (15,2 Prozent) und unter dem des Landes NRW (15,6 Prozent).

Gute Bildungsarbeit bescheinigt

Ebenfalls Teil des Sozialmonitorings: Die Bildung. Hier bescheinigt Sophie König von der Gebit - das Münstersche Unternehmen ist federführend für den zweiten Sozialbericht der Hönnestadt gewesen - Menden ein „starkes mittleres Bildungsniveau“. 2022 sind knapp 87 Prozent der Schülerinnen und Schüler im 9. bzw. 10. Jahrgang eines Gymnasiums oder der Gesamtschule in Menden in die Sekundarstufe II eingetreten. „Wie die hohen Übergangszahlen der beiden Gymnasien zeigen, wechseln auch Schüler*innen aus anderen allgemeinbildenden Schulen an die Oberstufe eines der beiden Gymnasien. An der städtischen Gesamtschule wechseln nur 42,6 Prozent der Schüler*innen in die Sek II“, heißt es dazu im Sozialbericht.

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Der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund liegt in Menden insgesamt bei 38,7 Prozent; die Gemeinschaftsgrundschule Platte Heide hat dabei mit 67,9 Prozent den mit Abstand höchsten Schnitt.

Seit 2021 gibt es am Papenbusch - als einzigem Ortsteil Mendens - ein Quartiersmanagement. Ein Ausgangspunkt: die mit Abstand niedrigste Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 2020. Der gelte es laut Roland Schröder entgegenzuwirken. „Dort haben wir Menschen, die sich scheinbar von der demokratischen Gesellschaft entfernt haben. Es ist aber wichtig, dass die Bürger partizipieren“, so der Mendener Bürgermeister seinerzeit. Und die Arbeit scheint mittlerweile zumindest zu wirken. In acht Wahlbezirken lag die Beteiligung an der Europawahl noch unter der der Bismarckstraße. Gleichwohl: Briefwähler fallen bei dieser Rechnung heraus.

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Dass der Papenbusch mitunter als sozialer Brennpunkt gesehen wird, werde dem Ortsteil laut Jana Zimmermann, Leiterin des Teams Stadtteilarbeit, aber nicht gerecht. Dort gebe es schlichtweg besondere Herausforderungen. Bei einer Befragung durch die Stadt Anfang 2020 stellte sich heraus, dass es schwierig ist, mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen. Das bestätige sich so aber nicht, meinte Quartiersmanagerin Angelina Jelen zu Beginn ihrer Arbeit: „Es ist super einfach, die Menschen kommen offen auf uns zu.“ Wie so oft, geht es dabei vor allem darum, dass man den Bewohnern des Papenbusch nicht von außen „ein Konstrukt aufdrückt“, sagt Jelen. Nur im Dialog – und vor allem von innen heraus – sei die Entwicklung möglich.