Papenbusch. Büsche drängen sich bis ans Fenster, die Wiese ist fast einen halben Meter hoch. GBS-Mieterin Susanne Scheffke ist verzweifelt.
Den einst gepflegten Garten übernimmt gerade die Natur. Das Gras ist extrem hoch, Büsche und Hecken wuchern. Susanne Scheffke verzweifelt zunehmend, weiß nicht mehr, was sie tun soll.
Tränen in den Augen
Mit Tränen in den Augen steht Susanne Scheffke in der Westfalenpost-Redaktion. Und auch vor Ort in ihrem Zuhause am Papenbusch ist ihre Verzweiflung deutlich spürbar: „Seit zwei Jahren ist das hier so“, sagt die Mendenerin, die in einem Mehrfamilienhaus der GBS an der Eisenberger Straße wohnt, und zeigt ins satte Grün. „Alles verkommt hier, aber die GBS kümmert sich nicht.“ Mieterin Menekse Karaca (69) nickt zustimmend. Beide betonen, dass sie für die Mehrheit der Mieterinnen und Mieter der Wohnanlage sprechen: „Das Ganze belastet uns sehr.“
Büsche wachsen zum Teil derart stark, dass sie sich bis an Fenster drängen. Die Wiese ist so hoch, „dass ich meine U3-Kinder nicht mehr sehe, wenn die da durchlaufen“, sagt Susanne Scheffke, die als Tagesmutter arbeitet.
Schon oft habe sie sich bei der GBS gemeldet und darum gebeten, dass jemand geschickt werde, der sich um den Grünschnitt kümmere, erzählt die 55-Jährige und scrollt durch die Nachrichten auf ihrem Handy: „Dann heißt es immer, dass in den nächsten zwei Wochen jemand vorbeigeschickt wird.“ Doch das passiere nie. Im gesamten vergangenen Jahr sei nur ein einziges Mal der Rasen gemäht worden.
Auch interessant
Eine kleine Grundstücks-Ecke sieht anders aus
Eine kleine Ecke des großen Grundstücks sieht anders aus. Der Rasen ist gemäht, hier stehen Trampoline, Gartenmöbel und ein Grill. „Das hat ein Mieter gemacht“, erklärt Susanne Scheffke. Im Gegenzug beharre dieser nun darauf, dass das „sein“ Garten sei.
Auf der anderen Seite des Hauses liegen Holzbalken auf dem Boden: „Das war mal ein Sandkasten“, erzählt Susanne Scheffke. „Viel ist davon leider nicht mehr übrig.“ Pflanzen wuchern bis auf den ans Grundstück angrenzenden Gehweg: „Da komme ich mit meinem Bollerwagen mit den Kindern nicht mehr durch“, sagt Susanne Scheffke.
Nicht-Mieter kommen in den Keller
Die Haustür eines anderen Hauses, das ebenfalls zum Gebäudekomplex gehört, schließe seit zwei Jahren nicht mehr richtig. Da es im Untergeschoss einen Durchgang zu den Kellern des jeweils anderen Hauses gebe, „ist mir schon dreimal mein Fahrrad geklaut worden – obwohl es abgeschlossen war. Das wurde komplett auseinandergebaut.“ Durch die offene Tür kämen auch Nicht-Mieter ins Haus, sagt Susanne Scheffke: „Einige sitzen oder schlafen im Keller, und dann riecht es nach Hasch.“
Darüber hinaus wünscht sich Susanne Scheffke, dass der Vermieter die Mietergemeinschaft auf Hausregeln hinweist. So werde Sperrmüll von manchen Mietern einfach an die Straße gestellt, ohne dass sie die Sperrmüllabfuhr beantragen. Manche wissen es nicht besser, andere kümmert es nicht, sagt Susanne Scheffke. Sie würde sich deshalb von ihrem Vermieter mehr Informationen für alle Mieter mit Blick auf die Sperrmüllabfuhr wünschen. Das Gleiche gelte für Müll, der achtlos auf den Boden geworden werde. Susanne Scheffke erzählt, sie habe dann schon oft darauf hingewiesen, dass der Müll bitte nicht einfach auf dem Weg vor dem Haus oder in der Wiese landet: „Dann schreien mich einige der Männer an. Die haben mir auch schon Dresche angedroht.“
Es fehle jemand, der sich um Aspekte wie Regeln, Sauberkeit und Lärm kümmere, sagt Susanne Scheffke. Seit 2011 wohne sie in dem Haus: „Das war anfangs komplett anders, da sah es hier gepflegt aus.“ Mittlerweile habe sie als Tagesmutter „weil es hier so schlimm aussieht, manchmal schon Schwierigkeiten, Kinder zu finden“.
Auch interessant
Was Susanne Scheffke auch ärgert: Über ihre Nebenkosten zahlen alle Mieterinnen und Mieter auch für die Gartenpflege, erzählt sie: „Wir zahlen, aber es wird nichts gemacht.“
Heiko Zentis, Geschäftsführer der GBS-Wohnungsbaugesellschaft, bittet auf Nachfrage der Westfalenpost um Verständnis, dass der Grünschnitt derzeit nicht perfekt sei: „Eigentlich soll natürlich regelmäßig geschnitten werden.“ Es gebe zwei Gründe, warum das nicht immer passiere. Zum einen sei das Wetter gerade in den vergangenen Tagen derart wechselhaft gewesen, dass der Rasen schlichtweg nicht gemäht werden konnte. Und zum anderen sei, wenn das Wetter tatsächlich mal gut war, nicht zwangsläufig jemand verfügbar, der dann die Arbeiten übernehmen könne.
Die GBS habe drei angestellte Gärtner und arbeite darüber hinaus mit einem externen Unternehmen zusammen. „Da gibt es, wie bei vielen anderen auch, Personalprobleme. Wir finden keine Leute“, erläutert Heiko Zentis. „Wir würden gerne mehr einstellen.“ Dass im vergangenen Jahr nur ein einziges Mal jemand den Grünschnitt übernommen habe, stimme nicht. Angesichts der aktuellen Situation setze er nun alles daran, „dass wir das kurzfristig hinbekommen und sich jemand kümmert“.
Alle Mieter über die Hausordnung informiert
Auch um die defekte Haustür am Nachbarhaus wolle er sich unmittelbar kümmern, verspricht Heiko Zentis. Über die Hausordnung seien alle Mieter bei ihrem Einzug informiert worden. Darüber hinaus habe die Wohnungsbaugesellschaft in Ergänzung der Hausordnung kürzlich auch ein Rundschreiben an alle Mieterinnen und Mieter geschickt.
Auch interessant
Der GBS-Geschäftsführer betont, dass in der Nebenkosten-Abrechnung nur die Garten-Leistungen abgerechnet und umgelegt werden, die tatsächlich durchgeführt wurden. Dass die Nebenkosten insgesamt nicht gesunken seien, liege daran, „dass anderes in dem Zeitraum teurer wurde“.