Menden. Roland Schröder sieht gute Wahlbeteiligung, aber auch satte Ergebnisse für Rechtspopulisten in mehreren Wohnquartieren.
Am Tag nach der Europawahl gibt das Mendener Ergebnis für Bürgermeister Dr. Roland Schröder Anlass zu Freude und Sorge gleichermaßen. Wie Schröder auf Anfrage der WP erklärte, hätten die Bürgerinnen und Bürger in Menden sehr wohl verstanden, dass die Europawahl wichtig ist: „Die Wahlbeteiligung war noch einmal höher als beim letzten Mal und deutlich höher als 2014.“ Das könne man nur begrüßen, denn vor zehn Jahren gaben in Menden gerade mal 51 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. 2019 waren es dann 59 Prozent und jetzt rund 62.
Wo die Beteiligung niedrig liegt, werden die politischen Ränder stärker
Für den Ersten Bürger der Stadt eine erfreuliche Entwicklung. Denn, und auch das habe diese Wahl für Menden wieder gezeigt: Eine niedrige Wahlbeteiligung stärke fast immer die politischen Ränder. In Menden sei die AfD immerhin nicht zweitstärkste Kraft geworden wie in vielen anderen Kommunen, sondern von CDU und SPD auf Rang 3 verwiesen worden, wenn auch knapp..
„Der hohe Briefwahl-Anteil sorgt auch dafür, dass die Beteiligungs-Ergebnisse in einzelnen Wahlbezirken kräftig verwässert werden.“
Tatsächlich gewann die CDU mit 37,6 Prozent die meisten Stimmen in Menden. Die Sozialdemokraten holten mit 15,76 Prozent in Menden Platz 2 und damit auch ein deutlich besseres Ergebnis als im Bund. Die AfD landete mit 14,9 Prozent knapp dahinter. „Angesichts von Prognosen, laut denen die AfD noch besser hätte abschneiden müssen, hat es bei einigen Wählerinnen und Wählern offenbar doch ein Nachdenken und einen Sinneswandel gegeben“, vermutet der Bürgermeister.
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Sorge bereite ihm gleichwohl die Tatsache, dass die Rechtspopulisten in Quartieren wie dem ehemaligen Kasernengelände und der Bismarckstraße sogar die mit Abstand meisten Stimmen auf sich vereinigen konnten. Ohne diese Entwicklung verharmlosen zu wollen, müsse man aber auch auf die absoluten Zahlen schauen. Und da habe die AfD in beiden genannten Wahlbezirken jeweils weniger als 200 Stimmen erhalten, was aber bei kaum mehr als 600 abgegebenen Stimmzetteln für einen vermeintlich hohen Sieg reichte.
Analyse sublokaler Wahlergebnisse wird dank Briefwahl immer schwieriger
Berücksichtigen müsse man indes auch, wie schwierig dank der Briefwahl die Analyse von Ergebnissen auf der sublokalen Ebene wird. So könne man eine insgesamt niedrige Wahlbeteiligung für einen bestimmten Wahlbezirk bestenfalls annehmen oder unterstellen, aber nicht mehr wirklich ablesen. Der Grund: „Der hohe Briefwahl-Anteil von fast einem Drittel, der für sich genommen eine durchaus erfreuliche Entwicklung darstellt, sorgt auch dafür, dass die Beteiligungs-Ergebnisse in einzelnen Wahlbezirken kräftig verwässert werden“, sagte Schröder. Die Briefwahlstimmen könnten keinem einzelnen Wahlbezirk zugeordnet werden.
Niedrige Beteiligung im Wahllokal bedeutet nicht automatisch Desinteresse
Allein die Briefwahlstimmen aus dem ganzen Stadtgebiet wurden diesmal von elf Briefwahl-Vorständen ausgezählt, und diese Stimmen werden keinem Ortsteil zugeschlagen. Man könne also, meint Schröder, nicht ohne weiteres einfach schlussfolgern, dass eine vergleichsweise niedrige Beteiligung in den Wahllokalen eines Stadtteils automatisch auch ein geringeres Interesse an der Wahl insgesamt bedeutet.
CDU profitiert von Briefwählern in Menden offenbar am meisten
Andererseits habe sich in Menden auch diesmal wieder gezeigt, dass vor allem die CDU von Briefwahlstimmen profitiert. Weil die Briefwahl-Vorstände die meisten Stimmen auszuzählen hatten, liefen die eisten dieser Ergebnisse am Sonntagabend erst ein, als die Wahllokale längst vertig waren, der letzte Briefwahlbezirk war erst gegen 20.30 Uhr ausgezählt. Mit dem Einlaufen dieser Ergebnisse in das Wahlergebnis klettert die Union in den Prozenten dann tatsächlich noch einmal von 32 auf schlussendlich 37,6 Prozent.