Halingen. Die Gaststätte im Norden von Menden soll im Mai zwangsversteigert werden. Wirt Adem Povataj will das kurzfristig noch verhindern.

Vor eineinhalb Jahren konnte die Zwangsversteigerung gerade noch abgesagt werden, nun gibt es erneut einen Termin am Amtsgericht Menden: Der Halinger Hof soll dort am Montag, 13. Mai, unter den Hammer kommen.

„Es gab bessere Zeiten.“

Adem Povataj
Halinger Hof

Wie es ihm geht? Eigentümer Adem Povataj schnauft erst mal durch und sagt: „Es gab bessere Zeiten.“ Der 70-Jährige kann nicht verstehen, dass der Halinger Hof zwangsversteigert werden soll. Sicher, das räumt er unumwunden ein, es gibt Schulden: „Das waren mal 24.000 Euro, jetzt sind es aber nur noch 8000 oder 9000 Euro.“ Er könne nicht verstehen, dass wegen dieser Schulden nun das Haus zwangsversteigert werden soll.

Verkehrswert wird mit 205.000 Euro angegeben

Zudem, so meint Adem Povataj, sei der Wert der Immobilie vom Gutachter des Gerichts „enorm niedrig“ angesetzt worden. In den Unterlagen des Amtsgerichts zur Zwangsversteigerung wird der Verkehrswert mit 205.000 Euro angegeben. Adem Povataj hingegen meint, dass der Halinger Hof weitaus mehr wert sei. Ein Immobilienmakler habe die Immobilie vor etwa zwei Jahren mit „fast 800.000 Euro“ bewertet, versichert er.

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„Haus Hoenhorst“ wurde 2011 geschlossen

Adem Povataj hat den Halinger Hof an der Ecke Halinger Dorfstraße/Provinzialstraße 2013 gekauft. Zuvor war die Gaststätte als „Haus Hoenhorst“ bekannt – und 2011 geschlossen worden. Nach Povatajs Kauf folgte eine Kernsanierung des Gebäudes. Wie viel Arbeit dieses Projekt machen und welch hohe Summen dieses Unterfangen verschlingen würde, ahnte er bei seiner ersten Besichtigung nicht. Denn damals hatte er die Immobilie im Dunkeln besichtigt.

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Nur mit Hilfe einer kleinen Taschenlampe habe er das Innere des alten Hauses in Augenschein nehmen können, hatte er damals erzählt. Als ihm schwante, was alles bautechnisch getan werden musste, hatte er den Kaufvertrag längst unterschrieben. Während der Renovierungszeit ging Adem Povataj das Geld aus, Banken gaben ihm keinen Kredit mehr, er setzte auf Kreditvermittler. Doch Adem Povataj schaffte es, die Sanierungsarbeiten abzuschließen und eröffnete 2017 den Halinger Hof.

Adem Povataj hat im März 2017 den Halinger Hof eröffnet.
Adem Povataj hat im März 2017 den Halinger Hof eröffnet. © WP

Im Sommer 2022 stand die Immobilie bereits schon mal kurz vor der Zwangsversteigerung. Damals hatte Adem Povataj erklärt, dass die Corona-Pandemie ihm wirtschaftlich stark zugesetzt habe. Kosten für Müllentsorgung, Strom, Heizung und weitere Abgaben seien weitergelaufen, doch die Einnahmen seien ausgeblieben. Seine Freundin habe ihn damals finanziell immer mal wieder unterstützt, „sonst wäre es nicht gegangen. Ich hatte keine Einnahmen mehr.“ Um die Zwangsversteigerung abzuwenden, habe er damals Ratenzahlungen vereinbaren können. Nun ist der gebürtige Kosovare fassungslos, dass erneut eine Zwangsversteigerung droht und sagt: „Ich verstehe die Welt nicht mehr.“

„Ich muss mir das Geld irgendwie leihen. Es bleibt mir nichts anderes übrig.“

Adem Povataj
Halinger Hof

Adem Povataj hofft nun, dass er zumindest die Zwangsversteigerung noch abwenden kann: „Ich muss mir das Geld irgendwie leihen“, sagt der 70-Jährige – auch wenn er dies zu einem horrenden Zinssatz tun müsse. „Es bleibt mir nichts anderes übrig.“ Er lebe seit 45 Jahren in Deutschland, habe immer für sein Auskommen gearbeitet: „Ich habe die Immobilie gerettet. Und als Dank kommt die Zwangsversteigerung. Ich hoffe einfach, dass mir jemand hilft – jemand, der Humanität zeigt.“

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Im Gutachten wird der Halinger Hof beschrieben als „freistehendes, unterkellertes 2 ½-geschossiges Gebäude“, das „als Gastwirtschaft mit Gästezimmer und Pächterwohnung mit nicht unterkellertem 1-geschossigen Saalanbau und Bühne“ genutzt werde, „nebst drei weiteren Grundstücken“. Im Gutachten ist darüber hinaus vermerkt, dass nach „Auskunft der Stadt Menden (…) Mängel im Bereich Brandschutz sowie nicht genehmigter An- und Umbauten“ vorliegen. Unter anderem sei der Ausbau des Dachgeschosses zu Wohnzwecken als „Pächterwohnung“ nicht genehmigt, jedoch werde „die Wohnnutzung zurzeit geduldet“.

Bei der Eröffnung blickte Adem Povataj positiv in die Zukunft.
Bei der Eröffnung blickte Adem Povataj positiv in die Zukunft. © WP | Corinna Schutzeichel

Den baulichen Zustand des Objektes stuft der Gutachter als „befriedigend“ ein: „Das äußere Erscheinungsbild des Objektes ist im Bereich des Hauptgebäudes als gut und für den Saalanbau mit Bühne als befriedigend bis ausreichend einzustufen.“ Mögliche Käufer müssten mit Kosten für Brandschutz-Maßnahmen „sowie die noch zu erwirkenden Genehmigungen bzgl. der nicht genehmigten Um- und Anbauten“ rechnen. Diese Kosten werden „pauschal mit einem frei geschätzten Betrag berücksichtigt in Höhe von 50.000 Euro“.

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Die Zwangsversteigerung des Halinger Hofs ist angesetzt für Montag, 13. Mai, 10 Uhr, im Amtsgericht Menden, Heimkerweg 7 (1. Stockwerk, Saal I).