Kreis Olpe. „Einfach dranhalten“, so wirbt Günther Jauch im TV für eine Online-Apotheke. Apotheken im Kreis Olpe bieten den gleichen Service. So funktioniert das.
In Zeiten von E-Rezepten und digitalen Patientenakten müssen auch lokale Apotheken im Kreis Olpe Schritt halten. Zusätzlich steigt die Konkurrenz durch Online-Anbieter, wie dem Onlineshop „Shop Apotheke“ . In einem aktuell laufenden TV-Werbespot zeigt der bekannte Quizmaster Günther Jauch, wie einfach Kunden dort ihr E-Rezept per Handy (“Einfach dranhalten!“) einlösen können. Was neu klingt, bieten jedoch einige Olper Apotheken bereits seit Juli 2024 an. Julian Hübenthal, seit Oktober 2024 Inhaber der Linden- und Franziskusapotheke, berichtet im Gespräch über die Digitalisierung von Apotheken und die Hürden, die diese mit sich bringt.
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LINDA-Apotheken als Vorreiter
„Die Kooperation mit LINDA und die Nutzung der LINDA-App ist nichts Neues, das gibt es bei uns schon seit 2018“, sagt Hübenthal, „was neu ist, ist das Einlesen der Gesundheitskarte per Handy über die Partner-App ‚gesund.de‘. Mit der Einführung dieser Cardlink-Funktion am 31. Juli 2024 war es die erste App für öffentliche Apotheken, die so etwas anbietet.“ Cardlink bedeutet in diesem Fall, dass man seine Gesundheitskarte durch sogenannte „near-field communication“ (NFC) per Handy auslesen und dann ein E-Rezept in der App abrufen kann. So wie es auch Günther Jauch für den niederländischen Anbieter „Shop Apotheke“ im Fernsehen zeigt. „Für LINDA war es der Durchbruch“, so Hübenthal.
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LINDA ist ein 2004 unter der Dachmarke LINDA Apotheken entstandener Zusammenschluss selbstständiger Apotheker in Deutschland. Die LINDA AG bildet als Tochterunternehmen des Marketing Vereins Deutscher Apotheker e. V. (MVDA) die Zentrale für ihre Mitgliedsapotheken. Auch die Alte Apotheke in der Hagener Straße in Drolshagen und die Apotheke Am Rathaus in der Kölner Straße in Attendorn sind Kooperationspartner von LINDA und verfügen über entsprechende Serviceleistungen.
Auch andere Apotheken im Kreis Olpe arbeiten mit digitalen Anwendungen und Apps. So nutzen unter anderem in Olpe die Sonnen-Apotheke, die Martinus-Apotheke und die Apotheke am Markt, in Wenden die Antonius-Apotheke, in Attendorn die Apotheke am Kölner Tor, in Meinerzhagen die Ihne-Apotheke, in Lennestadt die Johannis-Apotheke und in Finnentrop die Alte Apotheke die App „IhreApotheken.de“. Auch hier kann man per Gesundheitskarte ein E-Rezept einlösen und Medikamente (vor-)bestellen.
Wie löst man ein E-Rezept ein?
„Auch vor dem E-Rezept konnte man bei uns digital ein Rezept hochladen. Damals noch per Foto-Upload oder Fotoversand auf WhatsApp und später teilweise durch einen QR-Code“, erklärt der 33-Jährige. Allerdings sei dies nicht zu 100 Prozent datenschutzsicher gewesen. Hübenthal: „Die LINDA-App und ‚gesund.de‘ ermöglichen es nun, Bestellungen datenschutzsicher aufzugeben. Einzig die Rezepte für Hilfs- und Betäubungsmittel müssen nach wie vor abfotografiert und hochgeladen werden. Auch das geht über die App.“ Ähnlich steht es um freiverkäufliche Arzneimittel, die als Foto hochgeladen oder per Suchfunktion in der App gefunden und dann vorbestellt werden können. Zudem besteht eine Anbindung an den standortübergreifenden Onlineshop der LINDA Apotheken und die Möglichkeit, Payback-Punkte für freiverkäufliche Produkte zu sammeln.
Doch wie genau löst man nun ein E-Rezept ein? „In der LINDA-App gibt es den Reiter ‚E-Rezept einlösen‘. Klickt man darauf, wird man zum Download der App ‚gesund.de‘ weitergeleitet“, erklärt der Apotheker, „hier muss man sich mit einem neuen Konto registrieren und kann, nachdem die Gesundheitskarte per NFC mit dem Handy verbunden wurde, E-Rezepte automatisch abrufen und einlösen.“ Und wenn es einmal nicht klappt, können Kunden jederzeit in ihrer Linden- oder Franziskusapotheke persönlich vorbeischauen. „Wir helfen gerne vor Ort bei der Installation der Apps und stehen auch sonst beratend zur Seite“, so Hübenthal.
Vorteile gegenüber reinen Onlineshops
Dies sei auch der größte Vorteil der LINDA Apotheken gegenüber reinen Online-Anbietern. „Wir können auf Bestellungen viel zielgerichteter eingehen, da wir durch die Kundenkonten und die meist weiterhin vorhandene persönliche Betreuung einen guten Überblick über die Medikamenteneinstellung unserer Kunden haben“, merkt der 33-Jährige an, „der persönliche Kontakt ist und bleibt wichtig. Dafür werden wir Apotheker schließlich bezahlt.“ Es bestehe weiterhin eine Beratungspflicht. Hübenthal: „Da wir auch Zugriff auf die elektronischen Patientenakten haben, können wir schnell eingreifen, sollten wir Probleme bei der gemeinsamen Gabe mehrerer Medikamente sehen, die Ärzte vielleicht einmal nicht auf dem Schirm hatten.“
Die größte Hürde sei gewesen, die Kunden von der neuen App zu überzeugen. Hübenthal: „Bei den ganzen Apps, die etliche Supermärkte momentan an den Start bringen, herrscht bei Kunden viel Skepsis. Wir mussten zu Beginn viel Überzeugungsarbeit leisten, aber dann sahen die Kunden auch ein, wie groß der Mehrwert ist.“ Insbesondere für bettlägerige Patienten oder Personen, die im Rollstuhl sitzen und bei den derzeitigen Witterungsbedingungen Schwierigkeiten haben, das Haus zu verlassen, stößt die Möglichkeit der digitalen Bestellung und anschließenden Botenlieferung auf viel positives Feedback.
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Apotheken digitaler als gedacht
„Ich glaube, dass viele gar nicht wissen, wie digital Apotheken heute wirklich aufgestellt sind“, merkt der 33-Jährige abschließend an, „wir haben schon seit Anfang der 2000er ein vollautomatisiertes Warenlager. Später kamen unsere datenschutzsichere Liefersoftware und die rein digitale Rezeptabrechnung hinzu.“ Auch Telepharmazie, also eine Beratung per Videoanruf, kann der Apotheker sich für die Zukunft vorstellen. „Noch ist nichts Konkretes in Planung, aber es ist etwas, das ich gerne in unsere Apotheken holen möchte“, sagt er.