Rosenthal/Kreis Olpe. Junge Menschen erhalten für ihre Arbeiten Preise des Kreisheimatbunds. Breite Themenpalette wird beleuchtet: vom Krieg bis zur Klimakrise.

Heimat – lange Zeit ein altertümelnder Begriff, der aber seit einigen Jahren wieder modern ist. Es ist nicht mehr altmodisch, von Heimat zu sprechen oder seine Heimat zu lieben, trotz vieler Versuche gerade von rechtsaußen, diesen Begriff für sich zu beanspruchen. Der Kreisheimatbund, quasi Dachverband aller Heimatvereine im Kreis Olpe, hat schon vor zehn Jahren mit der Stiftung des Preises „Heimat lebt“ begonnen, junge Menschen für das Thema zu begeistern. Mit Erfolg, wie am Mittwochabend im Gasthof „Im Rosenthal“ deutlich wurde. Alle zwei Jahre wird der Preis vergeben, einmal für Schüler, einmal für Studenten, und wie Moderator Uli Selter betonte, mit steigender Beliebtheit. Erstmals habe die Jury im Schülerwettbewerb Bewerbungen im zweistelligen Bereich sichten dürfen, und die Qualität sei auf hohem Niveau.

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Gleich zweimal trat Antonius Klein als Laudator in der Schüler-Klasse auf. Er stellte zunächst Platz 3 vor, der an Talea Denke ging. Die Schülerin des Gymnasiums Maria Königin in Altenhundem hatte sich ebenso wie die beiden weiteren Preisträger ihrer Klasse mit dem Klimawandel befasst. Der Titel ihrer Facharbeit: „Welche ökologischen und ökonomischen Folgen hat der Klimawandel auf den Wald im Sauerland und welche potenziellen Anpassungsstrategien gibt es ?“. Klein betonte, sie habe kein leichtes Unterfangen gestemmt, zahlreiche Quellen ausgewertet und ein Interview mit einem aus dem Kreis Olpe stammenden Experten der Holzvermarktungsorganisation „WaldHolz Sauerland“ geführt und dies auf dem vorgegebenen Limit von 15 Druckseiten zusammenfassen müssen. „Wer als Laie das Geschehen in unseren Wäldern vielleicht bislang nur unter einem der vielen Aspekte betrachtet hat, dem öffnet die Arbeit von Talea sicherlich eine breitere Sicht auf die Dinge“, so Antonius Klein.

Zukunft für den Schulwald

Platz 2 der Schüler ging an Thies Rademacher. Der Schönauer ist Schüler des Städtischen Gymnasiums Olpe und hatte sich viel kleinteiliger mit dem gleichen Thema befasst: In seiner Arbeit geht es darum, wie der Schulwald des SGO angesichts der Herausforderungen des Klimawandels gesichert werden kann. Seit vielen Jahren setzen hier Sextaner bei der Einschulung einen Klassenbaum, und die Abiturientia fügt acht bzw. neun Jahre später zum Abgang einen weiteren hinzu. Thies Rademacher habe die gleichen, sehr spezifischen Entscheidungsinstrumente herangezogen wie Förster sie verwenden und damit Empfehlungen verfasst, welche Bäume künftig gepflanzt werden sollten, die dem Klimawandel an diesem spezifischen Standort widerstehen können.

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Den Sieg in der Schüler-Klasse errang Linus Fischer aus Albaum mit seiner Arbeit. Er hatte die Auswirkungen der Borkenkäfer-Kalamität auf den Holzverkaufspreis in seiner Heimatgemeinde untersucht. Laudator Lorenz Lüke-Sellhorst, ehemaliger Leiter des Regionalforstamtes Arnsberger Wald, lobte vor allem die „überzeugende Einleitung“ mit äußerst aussagefähigen Abbildungen zu den gestiegenen Durchschnittstemperaturen und die Recherchen bei Sägewerken im Umkreis von 60 Kilometern um Albaum. Der Beitrag sei konsequent abgearbeitet worden und sehr anschaulich, was das Bewertungsgremium überzeugt habe.

Stadtbrände vernichteten Unterlagen

Tammo Fuchs, Stadtarchivar von Attendorn, hielt die Laudatio für den dritten Preis bei den studentischen Arbeiten: Preisträger Johannes Rosenthal habe in seinen „Studien zum Siebenjährigen Krieg in Stadt und Land“ anhand von Olpe, Wenden und Berleburg ein fast vergessenes, aber bis heute nachwirkendes Kapitel der Geschichte angegangen, das unter anderem deshalb schwer zu untersuchen sei, weil durch zahlreiche Stadtbrände wichtige Unterlagen verlorengegangen seien. Die Schulden durch die Kriegsfolgen hätten die Region bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts belastet, und die bis heute praktizierte Olper Werl-Wallfahrt ist ein Relikt dieser Zeit.

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Den zweiten Platz erhielt Theresa Schulte. Laudatorin Rabea Stipp betonte, die Arbeit belege eindeutig die Eignung des Attendorner Stadtarchivs als außerschulischer Lernort. Theresa Schulte hatte in ihrer Masterarbeit die Frage bearbeitet, inwieweit die Methode des forschend-entdeckenden Lernens im Stadtarchiv zum historischen Lernen und der Auseinandersetzung mit der Region und der eigenen Identität am Beispiel der Zwangsarbeit unter den Nationalsozialisten beitrage. Dabei hätten ihre Ergebnisse, obwohl sie nur als Beispiele und nicht als Hauptthema herausstächen, einen wertvollen Beitrag zur Heimatgeschichte geleistet.

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Den ersten Platz der studentischen Arbeiten holte Julia Kleine mit ihrem Beitrag über den Fremdenverkehr in Attendorn vor dem Zweiten Weltkrieg. Laudatorin Birgit Haberhauer-Kuschel hatte höchstes Lob für die Arbeit parat. Damals noch ganz ohne Biggesee, sei die Atta-Höhle der Fremdenverkehrsmagnet an sich gewesen und habe die Hansestadt zu einem Schwerpunkt des Fremdenverkehrs gemacht. Der Bau der Biggetalbahn 1874 habe dazu geführt, dass die zahlreichen Hotels und anderen Beherbergungsbetriebe oft überlastet gewesen seien. Eine sehr wichtige Quelle hat Julia Kleine im Stadtarchiv entdeckt: die Unterlagen des 1928 gegründeten Verkehrsvereins Attendorn.

Wegen der großen Detailtiefe der Arbeit und der Tatsache, dass die Geschichte des Fremdenverkehrs in Westfalen noch kaum erforscht sei, sei diese Arbeit besonders preiswürdig. Mit langem Applaus wurden die Preisträgerinnen und Preisträger bedacht, nachdem sie ihre Urkunden aus der Hand der scheidenden Vorsitzenden des Kreisheimatbundes, Andrea Arens, entgegengenommen hatten. Für den Kreisheimatbund ist der Wettbewerb ein Erfolg, weil er beweist, dass der Titel stimmt: „Heimat lebt“.