Volmarstein. Spatenstich für ein neues Verwaltungsgebäude in Vorhalle: Das Familienunternehmen Burg verlegt den Hauptsitz, bleibt aber in Volmarstein präsent.

Ende März gab Burg bekannt, den Hauptsitz der Firma von Volmarstein nach Hagen zu verlegen. Seit 2014 produziert das bekannte Familienunternehmen bereits im benachbarten Vorhalle, nun verließ auch die Verwaltung die angestammte Hegestraße. Somit verabschiedet sich der Mittelstandsbetrieb als Spezialist für mechanische und elektronische Sicherheitslösungen nach 130 Jahren vom Gründungsstandort. Eine historische Entscheidung, die Fragen aufwirft. Die beantwortet Marketingleiter Andreas Lüling der Redaktion.

Die Namen Burg, Volmarstein und Lüling (Geschäftsführer Achim Lüling leitet die Firma als Vertreter der vierten Generation, die nächste ist bereits im Unternehmen vertreten) gehören eigentlich zusammen. Dementsprechend reagierten Nachbarn mit gemischten Gefühlen auf den Wegzug – überwiegend aber doch positiv. „Grundsätzlich haben sie großes Verständnis“, berichtet der Marketingleiter.

Zudem bleibe das Unternehmen ja hier im Ruhrtal. „Das ist unsere Heimat und Teil unserer DNA“, sagt Andreas Lüling und verweist auf die Nähe Vorhalles. „Gerade weil wir zu unseren Wurzeln stehen, bleiben wir hier. Sowohl vom neuen als auch vom alten Gebäude aus schauen wir aus dem Fenster auf Wetter und die Ruhr. Hier haben wir unsere wertvollste Ressource, unserer Mitarbeiter.“

Zur Wahrheit gehört auch, dass die Firma bereits seit 2014 Gewerbesteuern maßgeblich an die Stadt Hagen entrichtet. „Für Burg ist das nahezu unerheblich.“ Lüling geht auch auf Spareffekte ein. Durch den Umzug gebe es niedrigere Energiekosten, weniger Fahrten, geringere Liegenschaftkosten. „Wir haben ein großes Gebäude, ein 14.000 Quadratmeter großes Hanggrundstück abgegeben und arbeiten nun mit der gleichen Anzahl der Mitarbeiter auf dem Grundstück in Vorhalle.“

Kein passendes Grundstück in Wetter

An der Stelle lohnt ein Blick in den Rückspiegel. 2012 erwarb Burg das Grundstück in der Nachbarstadt, weil die historisch gewachsene Gebäudestruktur im Volmarsteiner Gewerbegebiet Am Nielande nicht mehr ausreichte und ein Aufzug sowie drei Etagen dort den Arbeitsfluss in der Produktion störten. „Wir wären sehr gerne in Volmarstein geblieben, hatten aber nur eine begrenzte Erweiterungsmöglichkeit auf dem Gelände. Uns wurde keine adäquate Ausweichfläche in Wetter angeboten, im Ennepe-Ruhr-Kreis war zu jener Zeit nur etwas in Hattingen frei“, so der Marketingleiter.

Alles kostengünstig in den Osten verlegen? „Das war nie eine Option“, so Lüling. Burg stehe für Entwicklung, Fertigung, Montage und Service „Made in Germany“, dabei baute die Firma bereits Mitte der 1990er-Jahre einen Standort in Tschechien auf. Dort arbeiten heute 70 der insgesamt rund 200 Mitarbeiter. „Das war die richtige Entscheidung der vorherigen Generation. Das Team dort unterstützt die Hagener Mannschaft bei vielen Themen sehr stark. Der Warenverkehr zwischen beiden Werken findet täglich statt. Wer kürzeste Reaktionszeiten realisieren will, muss den durchgängigen Fluss von Informationen und Material sicherstellen.“

Andreas Lüling berichtet auch von Folgen in der Corona-Krise, die sich bei Burg vor allem bis zum Herbst 2020 auswirkte. Bis Dezember galt Kurzarbeit, dann entspannte sich die Lage. „Wir sind Gott dankbar, dass wir seit dem Jahreswechsel so viele Aufträge haben und dass wir aktuell über unseren Erwartungen liegen.“ Während die Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung noch in Vollzeit vor Ort seien, arbeite ein Großteil der Verwaltung wegen der Pandemie zuhause – ein Vorteil für die Umzugsmodalitäten. „Dadurch benötigen wir jetzt für die Übergangszeit bis zum fertigen Neubau weniger Bürofläche.“

Zudem verweist der Marketing-Chef auf die Nähe (drei Minuten Fahrtzeit) der langjährigen Burg-Verwaltung in der Hegestraße und dem Standort Vorhalle. Die Mitarbeiter betrachten es demnach nun auch als Vorteil, die gesamte Betriebsmannschaft an einem Standort zu haben – auch wenn die Volmarsteiner Angestellten nun vermutlich nicht mehr zu Fuß zur Arbeit gehen können. Ohnehin steige aber auch bei Burg die Bedeutung des Fahrrads.

Spatenstich in Vorhalle: (v. links) Architekt Dietrich Runkel, Achim Lüling, Dieter Schlenkermann (Beirat Burg), Andreas Lüling, Burg-Geschäftsführer Jörg Mohncke und Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz
Spatenstich in Vorhalle: (v. links) Architekt Dietrich Runkel, Achim Lüling, Dieter Schlenkermann (Beirat Burg), Andreas Lüling, Burg-Geschäftsführer Jörg Mohncke und Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz © Unbekannt | BURG

Für die Firma Burg beginnt mit dem Bau einer neuen Verwaltung im Vorhaller Gewerbegebiet Volmarsteiner Straße nach eigenen Angaben eine neue Ära: Seit über 47 Jahren arbeiten die Mitarbeiter aus Fertigung und Verwaltung der deutschen Standorte nun wieder an einem Standort. Gestern erfolgte der Spatenstich für das neue Gebäude des Unternehmens mit Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz.

Im Dezember 2013 wurde dort das Fertigungsgebäude gebaut, die Fertigung zog vom Volmarsteiner Gewerbegebiet Am Nielande nach Vorhalle. Mit ausreichend Fläche wurde das Grundstück für die Erweiterung, die jetzt ansteht, ausgelegt. Mit der Schlüsselübergabe im März wechselte das bisherige Verwaltungsgebäude am Traditionsstandort Wetter den Besitzer.

Zahlreiche Mitarbeiter seien bereits lange bei Burg angestellt. „Unsere Mannschaft zeigt eine einzigartige Loyalität. Wir haben Mitarbeiter, deren Urgroßeltern schon bei Burg gearbeitet haben. Als kleiner Mittelständler sind herausfordernde Zeiten immer wieder Teil unserer Geschichte gewesen“, so Geschäftsführer Achim Lüling

Außerdem verlasse Burg seine historischen Wurzeln ja auch nicht gänzlich. Wie berichtet, wollen die Käufer den Gebäudekomplex an der Hegestraße neu beleben und dort im Laufe der nächsten Monate nach entsprechenden Sanierungsarbeiten viele Eigentumswohnungen in der ehemaligen Fabrik anbieten. „Die Aussicht, dass das alte Gebäude einen Mehrwert für den Ort darstellen wird, nehmen viele Volmarsteiner durchweg positiv wahr“, so Lüling. Zudem habe der Käufer und neue Eigentümer großen Wert auf den Erhalt des Namens „Burg-Domizil“ gelegt.

Heimatverein Wetter bleibt vor Ort

Auch der Heimatverein Wetter könne seine Ausstellungsstube dort weiter nutzen. Das firmeneigene Burg-Museum bleibe bestehen „und wird sogar erweitert. Geplant ist ein ergänzendes Industriemuseum“. Daher betont Andreas Lüling: „Wir wohnen in Volmarstein und bleiben Volmarsteiner. Und im Gegensatz zur Hegestraße sehen wir nun die Burg in Volmarstein vom Fenster aus.“ Obendrein: Die Hagener Firmenanschrift von Burg F.W. Lüling KG lautet: Volmarsteiner Straße 52.