Wetter. Beim zweiten Museumstag in Wetter erhalten Besucher Einblicke bei den Firmen Abus, Burg, Bleistahl, im Heimatmuseum und über Henriette Davidis.

Wer beim Museumstag am Samstag in Wetter alle fünf Stationen besuchte, konnte geografisch wieder zwei Zentren und thematisch einen Schwerpunkt ausmachen. Während es in Volmarstein vorrangig um die dortige Schloss-Geschichte ging, boten in Wengern das Henriette-Davidis-Museum und die Firma Bleistahl andere Inhalte. Das schöne Wetter verhinderte vermutlich einen noch größeren Andrang, doch insgesamt boten sich den Gästen an allen Örtlichkeiten interessante Einblicke. Auch die zweite Runde des Kultur-Nachmittags mit viel Lokalkolorit kam gut an, waren doch alle Führungen ausgebucht.

Abus

Vier Gäste-Touren boten Pressesprecher Michael Bräuer und Markus Röhder vom Gebäudemanagement an, Besucher konnten nach dem Rundgang auch noch eine Sicherheitsberatung für ihr Zuhause wahrnehmen. In der Museumswelt tauchten die beiden Abus-Mitarbeiter mit den Besuchern vor allem in die Vergangenheit ein. Viele Fotos (beispielsweise von Boris Becker) signalisieren schon beim Treppenaufgang, dass aus der einstigen Kellerschmiede seit der Gründung im Jahr 1924 eine Weltmarke mit 3500 Angestellten geworden ist. Doch auch der Standort Wetter mit 600 Mitarbeitern und der Produktion in der Hegestraße ist laut Bräuer nicht nur historisch bedeutsam, wobei die Anfänge im Kontext der Volmarsteiner Schloss-Geschichte und den damals 18 Fabriken zu sehen sind: August Bremicker arbeitete früher im Betrieb Winzerling am Dorfplatz, seine Söhne wechselten von August Schröder zu ihrem Vater, der als 63-Jähriger die Firma gründete. Heute begrüßt Abus in der Verwaltungs- und Vertriebszentrale auf dem seit 1969 stetig gewachsenen Gelände (60.000 Quadratmeter, fünf Hallen) an der Nielandstraße oft Kunden aus aller Herren Länder. Die erfahren, dass Volmarsteiner Vorhängeschlösser früher zu 80 Prozent den Weltmarkt abdeckten. Abus stellte das erste Fahrradschloss 1931 her – Helme kamen in den 1990-er Jahren hinzu – und war früh international aufgestellt. „Hierzulande gab es ja genug Schlösser“, so Bräuer, der den Gästen noch einen Werbe-Film zeigte und sie ins historische Besprechungszimmer führte. Davor steht der christliche Unternehmens-Leitspruch des Sicherheitsspezialisten: „An Gottes Segen ist alles gelegen.“

Burg

Als Vertreter der vierten Generation begrüßte Achim Lüling die Besucher im firmeneigenen Museum an der Hegestraße, das vor allem dank des Engagements seines Vaters Manfred (der arbeitete früher bei der Demag, ehe er mit 29 Jahren Firmenchef wurde) die örtliche Geschichte abbildet. Dessen Sohn als heutiger Gesellschafter und Geschäftsführer grenzt das 1890 gegründetes Unternehmen von Abus ab. „Auch wir kümmern uns um Sicherheit: Wir schließen im Gebäude-Inneren mit Möbel- und Transponderschlössern quasi alles ab, Abus außen.“ Zudem zeigte er mit Georg Leber vom Heimatverein den Besuchern viele Zeugnisse aus der Vergangenheit. Im 2015 eingerichteten Museum lässt sich auch dank vieler Bilder an der Wand die örtliche Geschichte nachvollziehen. „Im 18. Jahrhundert war Velbert das Zentrum der Schloss-Industrie. Viele Volmarsteiner waren dort zum Militärdienst und fingen nach ihrer Rückkehr hier mit dem Handwerk an, wobei Burg schon 1910 international Schlösser vertrieb“, so Achim Lüling. Der Ursprung seines Unternehmens liegt in Grundschöttel, 1898 zog sein streng gläubiger Urgroßvater Friedrich Wilhelm mit neun Mitarbeitern in die Hegestraße. Beim Generationswechsel – F. W. Lüling hatte zwölf Kinder – entstand 1920 Burg-Wächter, wobei diese Figur zuvor als Markensymbol in einem Rechtsstreit verboten wurde und erst als Namens-Kombination zulässig war. „Zu der Firma, in der heute noch meine Groß-Cousins aktiv sind, haben wir wie zu Abus eine Art Kunden-Lieferanten-Beziehung“, sagt Achim Lüling.

Heimatmuseum

Ein Gebäude darunter konnten Ernst Vohmann und weitere Mitglieder des Heimatvereins einige Dutzend Besucher in der Dauerausstellung begrüßen. „Einige kamen schon kurz nach der Öffnung und wollten die Quiz-Frage lösen, da sie dazu nichts im Internet fanden“, so Vohmann mit Blick auf die ausgestellte „Laterna Magica“.

Bleistahl-Museum

Etwas schleppend verlief der Museumstag-Auftakt in den firmeneigenen Räumen an der Osterfeldstraße in Wengern. Doch dann konnte Dr. Carola Köhler, deren Mann Ekkehard das 1954 gegründete Familienunternehmen in dritter Generation führt und sich weiter um Ventile (Sitzringe sowie Führungen) für Verbrennungsmotoren kümmert, einige Gäste begrüßen, denen sie „wie auch unseren vielen auto-verrückten Kunden“ Hintergründe zu den ausgestellten Fahrzeugmodellen erklärte. War das Museum nach der Eröffnung 2015 regelmäßig am ersten Sonntag im Monat geöffnet, schließt Bleistahl die Tür seit einigen Monaten nur noch auf Anfrage auf.

Henriette-Davidis-Museum

Walter Methler freute sich in Wengern über neugierige Gäste, die sein Museum zur berühmten Kochbuch-Autorin sowohl bewusst als auch zufällig ansteuerten. Er beantwortete viele Fragen zu den ausgestellten Büchern von Henriette Davidis (etwas jenes mit der Puppenköchin Anna als erstes Kinderkochbuch überhaupt) und erzählte von vergeblichen Bemühungen, ein Werk mit einer Auflage von sechs Stück aus dem Jahr 1848 bei einer Versteigerung zu erwerben. Zudem hatte Methler für den Museums-Tag das Thema Schönheit in den Mittelpunkt gerückt. „Henriette Davidis war nicht eitel, gepflegt trifft es besser.“