Volmarstein. Mit dem Umzug des Hauptsitzes nach Hagen beginnt für das Volmarsteiner Unternehmen BURG F.W. Lüling nach 130 Jahren ein neues Kapitel.

Mit der Schlüsselübergabe am Montag wechselte ein Stück Volmarsteiner Geschichte den Besitzer. Nach 130 Jahren beginnt für das Volmarsteiner Familienunternehmen BURG F.W. Lüling KG mit dem Umzug des Hauptsitzes nach Hagen-Vorhalle ein neues Kapitel: Zum ersten Mal seit 47 Jahren arbeiten nun wieder alle Mitarbeiter in Deutschland von einem Standort aus.

In vierter Generation geführter Betrieb

Bekannt wurde das in vierter Generation geführte Unternehmen durch seine Vorhängeschlösser: Das erste in Handarbeit gefertigte BURG-Schloss wurde bereits im Jahr 1890 verkauft. Heute ist BURG ein Anbieter innovativer mechanischer und elektronischer Sicherheitslösungen, die in Metallerzeugnissen, Büromöbeln, Beschlägen und Schaltschränken der führenden Hersteller zum Einsatz kommen. So ist in fast jedem mechanisch oder mechatronisch abschließbaren Fenstergriff der großen Fensterbeschlaghersteller BURG-Technik verbaut. Zudem entwickelt das Unternehmen schlüssellose Sicherheitslösungen für seine Objektkunden.

Verwaltung seit Gründung in Volmarstein

Der Trend, dass immer mehr Mitarbeiter mit dem Fahrrad kommen, führt dazu, dass Unternehmen zunehmend in Fahrradabstellplätze und angrenzende Umkleidebereiche investieren, natürlich mit elektronisch abschließbaren Mitarbeiterschränken. So stattete BURG auch den Vodafone-Konzern in Düsseldorf mit Smartlocks für Spinde und Akkuladefächer aus. BURG fertigt in Hagen und in Tisà (Tschechien). Die Verwaltung befand sich aber seit der Gründung in Volmarstein.

2014 zieht Fertigung nach Vorhalle um

Die erste örtliche Trennung des deutschen Standorts fand im Jahr 1974 statt. Damals übernahm BURG die Schlossfabrik Gustav Dannert in Ennepetal-Voerde. Die Voerder Mitarbeiter zogen später nach Volmarstein, in eine neue Fertigungshalle, die 1980 im Gewerbegebiet „Am Nielande“ eingeweiht wurde. Dort fertigte man bis zum Umzug ins naheliegende Hagen-Vorhalle, im Januar 2014. Mit insgesamt 25.000 Quadratmetern Fläche wurde das Grundstück im Hagener Gewerbegebiet „Volmarsteiner Straße“ bereits damals für eine Erweiterung, die jetzt ansteht, ausgelegt. Die Verwaltung rückt nach.

Zusammenlegung von Verwaltung und Produktion

Jörg Mohncke, der für den Neubau verantwortliche Geschäftsleiter, fasst zusammen: „Als wir im Jahr 2012 das Grundstück in Hagen gekauft haben, war unser Ziel eine effizientere Produktion. Nun steht der nächste Meilenstein bevor, indem wir Verwaltung und Produktion zusammen legen. Sowohl wir als auch unsere Kunden profitieren von verkürzten Reaktionszeiten.“ Die Teams können nun enger zusammen arbeiten. Die Fahrten zwischen den Werken entfallen. In der Hegestraße arbeiteten zuletzt Mitarbeiter der Bereiche Vertrieb, Marketing, Finanzen, Personal und Entwicklung. Gerade in der Entwicklung hat sich das Unternehmen in den letzten Jahren stark gewandelt. „Der Kunde kauft heute nicht ein Schließsystem, sondern eine Sicherheitslösung“, so Marketingleiter Andreas Lüling. Mechanik, Mechatronik und Software kommen bei BURG aus einer Hand - Made in Hagen. „Unser Team entwickelt die App-Lösung nach Kundenwunsch, denn die Schließsysteme sind auf Wunsch vernetzbar“, so Lüling.

Abschließbare Büromöbel

In der Digitalisierung von Gebäuden spielen Sicherheitslösungen eine immer wichtiger werdende Rolle, ob im Mitarbeiterspind, Schaltschrank oder Fenstergriff. Gerade in Homeoffice-Zeiten reduzieren große Unternehmen ihre Vor-Ort-Arbeitsplätze, so dass Mitarbeiter intelligent abschließbare Büromöbel benötigen, wo ihre persönlichen Dinge und Materialien flexibel verschlossen werden können. Man rechnet daher damit, dass der Bedarf hierfür in der nächsten Zeit noch deutlich wachsen wird.

Wahrzeichen Backsteingebäude

Das Unternehmen BURG hat Volmarstein geprägt. Besonders das alte Backsteingebäude ist ein Wahrzeichen der Hegestraße, das bis weit ins Ruhrtal sichtbar ist.

Der Gebäudekomplex der alten Schlossfabrik mit sechs Stockwerken vom Tinsberg aus gesehen.
Der Gebäudekomplex der alten Schlossfabrik mit sechs Stockwerken vom Tinsberg aus gesehen. © Andreas Lüling

Es wurde bereits 1898 in Betrieb genommen. Parallel zum Wachstum des Unternehmens wurde der Komplex im Laufe der Jahre durch verschiedene An- und Ausbauten zur heutigen Größe mit über 5.000 Quadratmeter Produktions- und Bürofläche erweitert. Bis 1993 war das alte Gebäude gleichzeitig Sitz der Verwaltung des seit 1920 selbstständigen Schwesterunternehmens Burg-Wächter, das dann in neue Räumlichkeiten in den Altenhofer Weg umzog. Neben dem Backsteingebäude gibt es noch ein Verwaltungsgebäude und das unter Denkmalschutz stehende, dunkelrote Fachwerkhaus. Es ist das ehemalige Wohnhaus des Gründers Friedrich-Wilhelm Lüling, das seit Jahren vom Heimatverein Volmarstein als „Heimatmuseum“ genutzt wird.

Arbeit von einem Standort aus

Der Umzug der Verwaltung bedeutet für BURG, dass nun die 130 deutschen Mitarbeiter wieder von einem Standort aus arbeiten. Die 35 Mitarbeiter aus der Hegestraße zogen bereits vor zwei Wochen nach Hagen in das bestehende Gebäude und in neu aufgestellte Bürocontainern, denn der Neubau des Verwaltungsgebäudes hat noch nicht begonnen. Geplant ist ein helles und offenes Gebäude, mit Projektflächen, die ein agiles Arbeiten der verschiedenen Teams ermöglichen. Konzeptionell erarbeitet haben es größtenteils die Mitarbeiter selbst. „Uns war es wichtig, dass das Team von Beginn an den Planungsprozess mitgestalten kann“, so Mohncke. Im Rahmen eines Planungsteams können die Mitarbeiter ihre Gedanken in die „Arbeitswelt 2030“ mit einbringen. Das Ganze wird unterstützt durch das architektonische Know-how eines Schweizer Möbelherstellers. Das neue Verwaltungsgebäude wird energetisch deutlich effizienter sein als das bisherige. Der Spatenstich ist im April geplant. Der Umsetzungszeitraum ist ambitioniert. Im Herbst diesen Jahres soll das neue Verwaltungsgebäude bereits fertig gestellt sein. Schlüsselfertig, auch wenn der klassische Schlüssel in Zeiten von Smartphone-App und Transponder für einen Schließsystemhersteller inzwischen wohl weniger wichtig ist.

Wohnungen im Burg-Domizil

Mit dem Auszug von BURG soll der Gebäudekomplex neu belebt werden.

Im alten Fabrikgebäude sollen 23 Eigentumswohnungen mit Loftcharakter entstehen. Die Sanierung erfolgt nach aktuellen Neubaustandards. Ziel ist, dass der Charakter des alten Gebäudes erhalten bleibt. Die Neuplanungen laufen unter dem Namen „Burg-Domizil“.

Neben Loftwohnungen sollen altersgerechte Service-Wohnungen, ein Gästehaus und ein Industriemuseum realisiert werden.