Volmarstein. . 125 Jahre gibt es die Firma Burg aus Volmarstein. Produziert wird heute in Tschechien und seit Kurzem in Vorhalle. Im September wird gefeiert.

Etliche Schlösser in Vitrinen, eine alte, in die Wand eingelassene Werkstatt, Bilder, Rechnungen, Belege und Zeitungsausschnitte dokumentieren die 125-jährige Geschichte der Firma Burg in Volmarstein. Und natürlich Achim Lüling, Geschäftsführer in der vierten Generation der Lülings, 48 Jahre alt, verheiratet, drei Kinder, Wetteraner.

Wer die Geschichte der Schlösser in Volmarstein nachzeichnet, bildet gleichzeitig die gesamte Historie des Dorfes ab. Da, wo einst bedeutende Schlosser-Firmen standen, befinden sich heute etwa Kolping, eine Bäckerei oder Kleinkorres. Volmarstein ist Zeuge eines Industriezweiges, der mit der Firma Burg bis heute in Wetter angesiedelt ist.

Während Achim Lüling mit dem Finger über die alten Fotos streichelt, erinnert er sich zurück. An 125 Jahre Firmengeschichte, die Burg in diesem Jahr feiert: „In Volmarstein gab es im 18. Jahrhundert einen sehr strengen Wehrdienst. Viele junge Leute gingen deshalb ins Rheinland, wo die Stimmung immer schon ein wenig gelöster war.“ Dort, in Velbert, wurden bereits vor allem Tür- und Torschlösser produziert – „und die jungen Volmarsteiner halfen eifrig mit. Später dann kamen die Bauernsöhne zurück in ihre Heimat und begannen in kleinen Stallungen, den so genannten Kotten, ebenfalls Schlösser zu produzieren.“ Lüling macht eine Pause, klappt eine Tafel auseinander und präsentiert noch mehr Fotos.

Bis zum Jahrhundertwechsel hätten sich etwa 30 Firmen in Wetter angesiedelt, unter ihnen der Betrieb Wenzerling. Eine Tante von Achim Lülings Urgroßvater, Friedrich-Wilhelm Lüling, heiratete schließlich Carl Wenzerling, und der bot dem jungen Lüling Arbeit an. Mit nur 24 Jahren entschied dieser sich nach recht kurzer Zeit auszusteigen und gemeinsam mit einem Freund im Jahr 1890 eine eigene Firma zu gründen. Die Geburtsstunde von Burg. „Muss sein Unternehmergeist gewesen sein“, sagt sein Urenkel.

1898 zog die Firma vom alten Rechenzentrum in ein Wohnhaus mit leerstehender Schmiede in der Hegestraße, wo bis heute der Sitz der Verwaltung ist. Achim Lüling erzählt weiter, zeigt das Markenzeichen, die Vorhängeschlösser des beginnenden 20. Jahrhunderts. Berichtet von seinem Großvater Alfred Lüling, der mit einem Onkel das Unternehmen F. Buhl und Co. gründete, das nach dem Zweiten Weltkrieg in Burg-Wächter umbenannt wird. Dann auch erschlossen sich neue Märkte in Afrika und Südamerika, die Schlösse wurden bunter und moderner.

Die dritte Generation mit Achim Lülings Vater Manfred übernimmt 1969. Ein Jahr später beginnt die Zinkdruckgussfertigung, damit auch der Weg weg vom Handel und hin zur Zulieferung an die Industrie. Burg F. W. Lüling schließt diese strategische Neuausrichtung zum reinen b2b (business to business)-Anbieter im Jahr 1998 endgültig ab. Die weltweiten Vertriebsrechte des Schlossprogramms gingen bereits 1990 an Burg-Wächter, weshalb bis heute beide Firmen parallel existieren. In den Bereichen Briefkästen, Fenstergriffe und Büromöbel hatte sich Burg bereits einen Namen gemacht, als 2001 mit Achim Lüling die vierte Generation die Führung der Volmarsteiner Firma übernahm.

Schulen und Fitnessstudios

Dann hält die Technologie und die Elektronik zunehmend Einzug. „Diesen Schritt mussten wir schnell und mutig gehen“, sagt Lüling, der mittlerweile seinen Rundgang durch die Firmengeschichte beendet hat und vor einem Schulschrank mit verschieden bunten Fächern steht. „Wir bedienen nun vor allem zwei Märkte, zum einen die Schule, zum anderen die Fitnessstudios.“

Soll heißen: Schulen setzen zunehmend auf Elektronik. Zudem geht der Trend weg von Klassen- zu Lehrerzimmern. Die Schüler müssen Räume wechseln. Das erfordere mehr Schränke und Fächer sowie effektivere Schlösser. Mit zugewiesenen und im Schloss hinterlegten Codes können die Spinde geöffnet werden. Im Fitnessstudio werden dagegen Karten verwendet, die mit dem jeweiligen Schrank nur für den Zeitraum des Aufenthalts „verheiratet“ werden.

Entwicklungspartnerschaften

„Um solche Softwares zu entwickeln, sind wir Entwicklungspartnerschaften eingegangen. Wir haben unsere Mitarbeiter, die ja alle gelernte Mechaniker sind, geschult und neue rekrutiert“, resümiert Lüling. „Um diesen Schritt zu gehen, mussten wir mutig, schnell und leidenschaftlich sein. Wir haben unsere Führungsstrukturen verschlankt und alle mit in den Veränderungsprozess hineingenommen.“

Nicht jede Führungskraft, die plötzlich zurück ins Glied musste, habe „Hurra“ geschrien, doch zumindest habe es keine Entlassungen gegeben. Die Produktionsstätten in Hagen und Tschechien beschäftigen rund 250 Mitarbeiter. Am 18. und 19. September werden die 125 Jahre mit allen zusammen gefeiert.