Hagen. Jetzt wird‘s schräg: Der Besitzer des Flugplatzes Wahl in Hagen soll eine Grundsteuer zahlen, die um 186.157 Prozent über der des Vorjahrs liegt.

Wir reden hier nicht vom Frankfurt-Airport mit seinen 21,6 Millionen Quadratmetern. Eher vom Gegenteil: Eine Wiese, eine markierte Piste, eine Dachgaube, ein Türmchen vielleicht, das ein Tower sein soll. Flugplatz Wahl, Hagen, oberhalb der Hasper Talsperre an der Stadtgrenze zu Breckerfeld. Der Flieger-Club Mark startet von hier mit seinen einmotorigen Propeller-Maschinen.

Jetzt aber wird es absurd: Denn für die rund 30.000 Quadratmeter große Wiese, auf der sich neben dem Vereins-Gebäude eine kleinere und eine größere Halle befinden, ist jetzt der Grundsteuerbescheid der Stadt Hagen eingeflogen: Und da kann sich Paul-Georg Klein-Waldmann, der Besitzer des Areals, nur verwundert die Augen reiben. Die Steigerung im Vergleich zum Vorjahr liegt bei sagenhaften 186.157 Prozent.

Bislang nur 13,42 Euro Steuern

Dazu muss man wissen, dass jener Mann, der die Wiese mit der Postadresse Wahl 7 verpachtet hat, bislang lediglich 13,42 Euro Grundsteuer pro Jahr zahlen musste. Ein zugegeben äußerst geringer Betrag. Künftig aber sind laut Bescheid 24.995,69 Euro fällig. Eine Summe, die Klein-Waldmann nicht mal eben überweisen kann - schon gar nicht im Jahresrhythmus.

Anflug auf Hagen Wahl: Die Grundsteuer für den Flugplatz hat sich vervielfacht.
Anflug auf Hagen Wahl: Die Grundsteuer für den Flugplatz hat sich vervielfacht. © WP Michael Kleinrensing | KLEINRENSING, Michael

Bereits 2022 hätten die Alarmglocken schrillen können. Da nämlich wurde der Wert des Grundstücks, auf dem natürlich nicht gebaut werden darf, neu taxiert. Und quasi über Nacht wurde Paul-Georg Klein-Waldmann zum Millionär. Denn der Flugplatz Wahl - so hatten die Berechnungen des Finanzamts im Grundsteuerwertbescheid ergeben - sei angeblich mit 6 Millionen Euro anzusetzen. Der Messbetrag, so Klein-Waldmann, sei exorbitant gestiegen: von 1,79 auf 2194,53 Euro. „Damals“, so sagt der Grundbesitzer, „habe ich mir noch nicht viel dabei gedacht.“ Aber mit dem Steuerbescheid, den die Stadt Hagen nun verschickt hat, kommt das böse Erwachen.

Änderungsantrag eingereicht

Immerhin hat Paul-Georg Klein-Waldmann zunächst mit Erfolg gegen die in seinen Augen völlig überzogene Summe protestiert und beim Finanzamt einen Änderungsantrag eingereicht. Mit vorläufigem Erfolg: „Der Bescheid der Stadt ruht nun formal“, sagt er. Das bedeutet: Zunächst muss Klein-Waldmann die utopische Summer nicht aufbringen und an die Stadtkasse überweisen.

„Auch diese Summe ist völlig unrealistisch. Sie ist nicht einmal durch die Pacht gedeckt, die ich jährlich erziele.“

Paul-Georg Klein-Waldmann
Besitzer des Fluplatzes Wahl mit Blick auf die Grundsteuer

Allerdings, so sagt er, solle die Berechnung des Grundstückswerts nun noch einmal neu erfolgen. Vorläufiges Ergebnis laut Klein-Waldmann: Er soll immer noch stattliche 6000 Euro Grundsteuer für die Fläche auf den Höhen von Hagen überweisen.

Grundsteuer höher als Pachterlöse

„Auch diese Summe ist völlig unrealistisch“, sagt er, „sie ist nicht einmal durch die Pacht gedeckt, die ich jährlich erziele.“

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Seit Mitte der 50er Jahre ist das Gelände nämlich an den Flieger-Verein verpachtet. „Mein Großvater hat dort einst Landwirtschaft betrieben“, erzählt Paul-Georg Klein-Waldmann, „eine Querschnittslähmung hat dann dafür gesorgt, dass er den Betrieb nicht weiterführen konnte.“ Also suchte Klein-Waldmanns Opa nach einer sinnvollen Nutzung für das Gelände und fand mit dem Verein einen dankbaren Pächter.

Eigentümer nimmt sich Anwalt

Paul-Georg Klein-Waldmann will sich jetzt einen Anwalt nehmen. „Anders weiß ich mir nicht mehr zu helfen“, sagt er, „das, was mir da gerade widerfährt, kommt einer Enteignung gleich.“