Hagen. Thomas Spengler aus Hagen teilt sein Wissen über Wildpflanzen in Workshops und Sammelspaziergängen. Ein Besuch.

Thomas Spengler liebt, was er tut. Das merkt jeder, der ihn kennenlernt. Zusammen mit seiner Frau und seinen zwei Kindern lebt er in Emst. Und er hat einen ungewöhnlichen Berufswechsel vollzogen. Der sympathische Diplom-Mathematiker hat sich mit 50 entschieden, sein Hobby zum Beruf zu machen. Heute ist der Wahl-Hagener zertifizierter „Coach für essbare Wildpflanzen“, er bietet Workshops und Seminare an, macht Wildpflanzenführungen und Sammelspaziergänge oder gibt Tipps für die Gartengestaltung mit essbaren Wildpflanzen.

Was so völlig gegensätzlich klingt, war für den Naturliebhaber Spengler eine naheliegende Entwicklung. Doch der Reihe nach.

Fasziniert von der Vielseitigkeit von Flora und Fauna

„Ich bin auf einem ausrangierten Bauernhof aufgewachsen, wo wir Selbstversorger waren. So habe ich schon sehr früh viele Erfahrungen aus Flora und Fauna sammeln können und die Vielseitigkeit, Einzigartigkeit und Fülle der Natur persönlich erlebt und schätzen gelernt - auch, wenn ich damals die Wildpflanzen noch teilweise als Unkraut bezeichnet und aussortiert habe, wie es in meinem Umfeld üblich war.“

Seine Liebe zu Naturwissenschaften brachte ihn zu seinem ersten Beruf. Als Diplom-Mathematiker begann er seine berufliche Karriere in der Finanzwelt, er wurde Abteilungsleiter im Analytischen Marketing einer Bank. 

„Ich bin auf einem ausrangierten Bauernhof aufgewachsen, wo wir Selbstversorger waren.“

Thomas Spengler
über seine Wurzeln.

Zuerst arbeitete er in Frankfurt, dann in Aachen und später in Düsseldorf, pendelte viel zwischen Wohnort und Arbeit. „Der Ausgleich für mich war immer die Natur“. Und natürlich die Familie. „Ich wollte meine Kinder aufwachsen sehen. Und ich habe mich irgendwann in meinem alten Beruf gefragt: Was mache ich hier eigentlich? Wie kann ich wieder naturverbundener leben?“ 

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Ein Online-Kongress zum Thema Wildpflanzenparks ließ seine Idee weiter reifen. Die Ausbildung und Zertifizierung zum „Coach für essbare Wildpflanzen“ folgte, „zuerst versuchte ich, meine Arbeit bei der Bank und mein Coaching zu verbinden.“  Doch nach einem Jahr war klar, dass er sich voll und ganz auf seinen neuen Beruf konzentrieren wollte. Nicht zuletzt Ehefrau Simone und die Söhne Timo (16) und Jonas (13) machten ihm die Entscheidung zum Jobwechsel leicht.

Mittlerweile dreht sich bei Thomas Spengler beruflich alles um (essbare) Wildpflanzen. „Wir leben in einem Naturparadies, können uns an den Pflanzen erfreuen und uns davon ernähren“ freut sich Spengler. „Und sogar jetzt in der kalten Jahreszeit gibt es schon einige Wildpflanzen, die wir sammeln können.“

M. Kleinrensing WP Hagen Wildkräuter
„Die Goldnessel kann unter anderem für Smoothies verwendet werden.“ Thomas Spengler zeigt, was schon im Januar in Hagen wächst. © WP | Michael Kleinrensing

Essbare Wildpflanzen direkt vor der Haustür in Hagen

Zum Beweis lädt er spontan zu einer kleinen Exkursion mit. Nur 400 Meter von seiner Haustür entfernt bückt er sich am Wegesrand und pflückt etwas. „Das ist Nelkenwurz“, erklärt Spengler, „unsere einheimische Nelke. Die jungen Blätter eignen sich als Salat oder können in Smoothies verarbeitet werden, die Wurzel enthält ein ätherisches Öl, das an Nelken erinnert, der Geschmack ist herb-süßlich.“ Direkt daneben zeigt er das „Wiesenlabkraut“. Die Pflanze, die an kleine Tannenbäumchen erinnert, „eignet sich als Zugabe für Salat oder Kräuterquark“. Und weiter: „Wer mag, kann damit Wasser und Sahne aromatisieren. Der Name Labkraut rührt daher, dass es früher zur Käseherstellung benutzt wurde.“

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Spengler weiß, wo auch im Januar Wildpflanzen zu finden sind. © WP | Michael Kleinrensing

Am Ende des lehrreichen und spannenden Spaziergangs zeigt Spengler noch die Goldnessel. „Sie kann auch für Smoothies verwendet werden, der Geschmack erinnert an Pilze.“

Es macht Spaß, dem Naturliebhaber zuzuhören und so viel Neues über Wildpflanzen zu erfahren. Seine Familie unterstützt ihn bei seiner Arbeit, sei es als Ideengeber oder auch „Vorkoster“ für neue Kreationen. So bietet er seinen Gästen zum Beispiel zum Eichel- oder Löwenzahnwurzelkaffee, leckere vegane Schoko-Brownies oder Wildkräuter-Mandel-Pralinen. „Ich lerne sehr viel von meinen Kindern, mit ihnen gehe ich mit ganz anderem Blick durch die Natur.“

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„Das Wiesenlabkraut schmeckt im Salat oder Kräuterquark.“ © WP | Michael Kleinrensing