Hohenlimburg. Der Fürst möchte das Werbe-Budget dieses Jahr verdreifachen. Der Markt am Schloss Hohenlimburg kriegt wieder Konkurrenz. Die Hintergründe:

Es regnet so ekelig novembrig. Fürst Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg und seine Frau, die Kunsthistorikerin Marissa Clare Fortescue, konzentrieren sich auf jeden Schritt auf dem ungeordneten, aufsteigenden Pflaster hinauf in den Schloss-Innenhof. Selten sind die beiden - Eltern von vier Kindern - gemeinsam in Hohenlimburg zu sehen. Um über den nahenden Weihnachtsmarkt auf dem Schloss zu sprechen, reisen sie vom Residenzschloss in Rheda an, das den Hauptwohnsitz der Familie - bis dahin Schloss Hohenlimburg - schon vor 270 Jahren abgelöst hat. Aus Kostengründen übrigens. Was ganz gut zum Weihnachtsmarkt-Thema passt.

Fürst Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg (rechts) und seine Gattin Marissa Fortescue (Mitte) freuen sich auf den Hohenlimburger Schloss-Weihnachtsmarkt.
Fürst Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg (rechts) und seine Gattin Marissa Fortescue (Mitte) freuen sich auf den Hohenlimburger Schloss-Weihnachtsmarkt. © Mike Fiebig | Mike Fiebig

60 Aussteller auf dem Schloss

Zunächst mal das, was die rund 17.000 Besucher erleben werden, die jedes Jahr kommen: An den ersten drei Adventswochenenden lädt das Schloss zum romantischen Weihnachtsmarkt. 60 Aussteller, individuelle Dekorationen, handgefertigter Schmuck, Accessoires, hochwertige Lederwaren, dazu die Dauerausstellung der Künstlerin Anne Kersten. Dazu werden Lisa Bogen („Heinrich Hase rettet Weihnachten“) und Minzi Aysel Gökbas („Der Drachensohn, meine Schwiegermutter und ich. Der ganz normale Wahnsinn“) ihre Kinderbücher vorstellen. Bratwurst, Suppen, Grünkohl, Kibbeling, traditionelle Weihnachtsgerichte, Schinken, Honigwein, Käsespezialitäten, Marmeladen und Liköre - der Schloss-Markt zur Weihnachtszeit ist ja vielen, vielen Besuchern und für seine gute Kulinarik bekannt.

Romantische Atmosphäre im Hohenlimburger Schlosshof während des traditionellen Weihnachtsmarkts.
Romantische Atmosphäre im Hohenlimburger Schlosshof während des traditionellen Weihnachtsmarkts. © Fürstliche Schlösser e.V. / Schloss Hohenlimburg | Handout

An Sonntagen ist Kindertag

An den Adventssonntagen ist Kindertag: Kerzen drehen, Kronen basteln, der Weihnachtsmann kommt immer sonntags mit Überraschungen zu Besuch. Am letzten Adventswochenende kommt das Kinderhospiz und stellt mit den Besuchern „Trostsalbe her“. An allen drei Adventssamstagen werden Schlossführungen geboten. Der Eintritt kostet für Erwachsene 8 Euro, für Kinder ab 7 Jahren 4 Euro und für Schüler und Studenten 7 Euro. Es gibt Familienkarten für 18 oder 20 Euro. Alle 15 Minuten fährt ein kostenfreier Pendelbus ab dem Bahnhof in Hohenlimburg. Parken kann man vor dem Schloss nämlich nicht.

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Werbe-Budget verdreifacht

Im alten Schlossrestaurant rührt der Fürst in seiner Kaffeetasse, seine Frau hat den Dackel auf den Schoß genommen. Sie berichten von der großen Strahlkraft des Marktes über Hohenlimburg hinaus. Und wenn sie das gleich nicht noch datentechnisch unterfüttern würden, könnte man glauben, es sei der übliche Marketing-Sprech von Menschen, die sich ihre eigene Veranstaltung vollreden möchten. Die beiden wissen aber in der Tat: Die Stadt, für die es sich wohl besonders lohnt, diesmal das Werbe-Budget zu verdreifachen, ist Dortmund. Von hier kommt das Gros der Gäste, was sie aus Befragungen wissen. Was interessant ist, angesichts des enormen Weihnachtsmarkt-Angebots in Dortmund und den angrenzenden Ruhrgebietsstädten.

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Die älteste Höhenburg Westfalens: das Schloss Hohenlimburg. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Einstiges Herrschaftsgebiet gibt es nicht mehr

„Eine Burg gibt es da aber eben nicht“, sagt Maximilian zu Bentheim Tecklenburg. Also hat das Fürstenhaus in Werbung investiert. Im öffentlichen Raum, in Medien und auf 100 Dortmunder Bussen. Dass er die Frage beantworten muss, warum der Schlossmarkt schon wieder parallel zu dem im Freilichtmuseum stattfindet, wusste der Fürst, dessen Vorgänger schon lange kein eigenes Herrschaftsgebiet mehr haben, schon vorher. Zur Grafschaft Limburg gehörten mal 118 Quadratkilometer zwischen unterer Lenne und Ruhr, von Berchum, Kloster Elsey, Ergste, Gerkendahl, Hennen, Letmathe bis Ohle, Broich und Styrum bei Mülheim an der Ruhr sowie die Herrschaften Bedburg und Hackenbroich bei Dormagen. Dazu kam ja noch die Herrschaft Rheda - doch das ist alles weg.

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Parallel zum Freilichtmuseum

„Ja, der Markt im Freilichtmuseum fällt wieder in unsere Marktzeit“, sagt er. „Aber wir können trotzdem nicht auf ein Wochenende verzichten“, sagt der Fürst. Der Markt ist eben auch ein nicht unwesentlicher Wirtschaftsfaktor. Die Eintrittspreise hat man nicht angehoben, obwohl man eigentlich leicht erhöhen wollte - oder es zumindest müsste. Der Markt findet an den Wochenenden 29. November bis 1. Dezember statt, dann vom 6. bis 8. Dezember und vom 13. bis 15. Dezember. Freitags immer von 16 bis 21 Uhr. Samstags von 13 bis 21 Uhr und sonntags von 13 bis 19 Uhr. Da das Kaltwalzmuseum das Schloss verlassen hat, bietet sich Ausstellern viel mehr Fläche, sich zu präsentieren.

Schwerpunkt heute: Vermögensverwaltung

Die Grafschaft Limburg war einst mal ein souveräner, eigenständiger Staat. Heute sind davon Schirmherrschaften und Kirchenpatronate (beispielsweise in Hohenlimburg übrig). Die „Fürst zu Bentheimsche Domänenkammer“ setzt ihren Fokus heute auf die eigene Vermögensverwaltung. „Schwerpunkte liegen in der nachhaltigen Waldflächenbewirtschaftung sowie in der Verpachtung von landwirtschaftlichen Flächen an regionale Landwirte. Weitere Standbeine sind die Vermietung von Immobilien, darunter zahlreiche Denkmäler, sowie die Vergabe von Erbbaurechtsgrundstücken“, so die Kammer über sich selbst. Die Fürsten-Gattin Marissa stammt aus dem englischen Adelshaus des Earls Fortescue.