Hohenlimburg. Lobeshymnen, Zukunftsblicke und Andeutungen, wie schmerzhaft der Weg zum Ganzjahresbad war. So entsteht in Hagen ein neues Schwimmbad.
Da, wo früher das Becken des alten Freibades Henkhausen war, dessen Boden optisch an keiner Stelle so tief war wie an der nächsten, stehen bei der Grundsteinlegung viele, die nur noch nach vorne gucken wollen. Es ist ein festlicher Akt für das künftige Ganzjahresbad Henkhausen im Hasselbachtal, und es gibt Bier und Bratwurst und Lob für den einen und Lob für den anderen. Es ist, ohne viel Pathos, ein historischer Moment. Fast 100 Jahre, nachdem der Grundstein des Freibades Henkhauses gelegt wurde und knapp 100 Jahre nach Gründung des Hohenlimburger Schwimmvereins (HSV), der hier künftig Hausherr ist. Zwischentöne einer Veranstaltung mit vielen Offiziellen und Würdenträgern.
„Manches in den Verhandlungen und Gesprächen ging über das normale Maß von Leidenschaft hinaus. Manches war auch ruppig und rustikal.““
Die Fetzen flogen
Oberbürgermeister Erik O. Schulz steht mit seinen Bemerkungen kurz vor der Bewerbung für den diplomatischen Dienst. Hörprobe: „Manches in den Verhandlungen und Gesprächen ging über das normale Maß von Leidenschaft hinaus.“ Dann wird er zart deutlicher: „Manches war ruppig und rustikal.“ Heute sei das ja egal, das Ergebnis zähle schließlich. Das ganzjährige Schwimmen in Hohenlimburg ist für Jahrzehnte gesichert. Und trotzdem wäre es wohl nicht richtig gewesen, wenn Schulz diese Andeutungen weggelassen hätte, die später der erste Vorsitzende des HSV, Karsten Menzel, noch mal aufnimmt.
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Es sind die Fetzen geflogen. Es wurde gestritten. Hitzig, oft einfach „drüber“. Da war die eine Seite schon so weit, alles hinzuschmeißen. Verwaltungsspitze und Hohenlimburger Schwimmverein - das war während des gesamten Lennebad-oder-Henkhausen-Prozesses auch oft so, als würde man Lavagestein ins eiskalte Wasser schmeißen. Die Leidenschaft lag dabei auch oft aufseiten des Hohenlimburger Schwimmvereins. An diesem sonnigen Grundstein-Vormittag machen alle Seiten einen großen Haken daran und sprechen davon, dass das zum „demokratischen Prozess“ gehöre.
Ehrenamtliche werden Profis
Jörn-Henrik Depenbrock, der Generalunternehmer, der mit seinem gleichnamigen Unternehmen das neue Ganzjahresbad baut, feuert das dickste Lob an diesem Vormittag ab: „Das habe ich so noch nicht erlebt. Und ich mache diesen Beruf nun wirklich schon ein paar Tage.“ Noch nie habe er bei allen Projekten, die er so realisiert, erlebt, dass Ehrenamtliche eines Vereins sich so reinknien und in ihrer Freizeit mit Generalunternehmern und Verwaltungen verhandeln. „Euer erster Vorsitzender Karsten Menzel kam ja oft von der Arbeit, wenn wir um 7.30 Uhr morgens im Vereinsheim verhandelt haben“, sagte Depenbrock.
„„Das habe ich so noch nicht erlebt. Und ich mache diesen Beruf nun wirklich schon ein paar Tage. Euer erster Vorsitzender Karsten Menzel kam ja oft von der Arbeit, wenn wir um 7.30 Uhr morgens im Vereinsheim verhandelt haben“
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Fürwahr, das betonte auch Erik O. Schulz in Richtung des HSV: „Da ist eine Struktur geschaffen worden, die sehr professionell ist. Aber dahinter stehen Ehrenamtliche.“ Der HSV wird das neue Bad betreiben. In der Praxis werden aus den hochfleißigen Mitgliedern, die das Henkhauser Freibad so lange am Leben gehalten haben, Bad-Betreiber. Ein Vorgang, der nicht alltäglich ist und das Vertrauen zeigt, das die Stadt in den HSV, der HSV aber auch in die Zukunft des Schwimmens in Hohenlimburg hat.
Die ersten Betonwände stehen
Die ersten Betonwände sind längst hochgezogen, der erste Stahl schon verbaut. 1400 Kubikmeter Beton werden hier am Ende reinfließen. Ein Innen- und ein Außenbecken werden die Nutzung im kompletten Jahr möglich machen. Die Frage nach den Parkplätzen bleibt noch offen. Bei der Grundsteinlegung waren etwa 100 Personen anwesend. Schon zu diesem Zeitpunkt durfte man das Viertel als zugeparkt bezeichnen. Einige Anwohner lauschten der Zeremonie von ihren Balkonen. Einige von ihnen hatten bei der Baubehörde Akteneinsicht erbeten. Aus welchem Grund, das ist noch unklar.
„Ich fühle mich denen gegenüber solidarisch, mit denen wir um den Erhalt des Lennebades gekämpft haben. Deshalb bin ich persönlich auch nicht bei der Grundsteinlegung des neuen Bades gewesen.“
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Debatte hat Spuren hinterlassen
Die lange und zähe Debatte um die Bäderlandschaft in Hohenlimburg hat aber auch Spuren hinterlassen. Die Bürger für Hohenlimburg (BfHo) beispielsweise kamen nicht zur Grundsteinlegung. „Wir fühlen uns der Pflege des Ortsbildes und der Bewahrung Stadtbild prägender Gebäude verpflichtet“, schreiben die BfHo über sich selbst auf ihrer Homepage. Was eben auch für das Lennebad gilt. BfHo-Mitglied und stellvertretender Bezirksbürgermeister, Frank Schmidt, sagt auf Anfrage: „Ich fühle mich denen gegenüber solidarisch, mit denen wir um den Erhalt des Lennebades gekämpft haben. Deshalb bin ich persönlich auch nicht bei der Grundsteinlegung des neuen Bades gewesen.“ Generell wünsche er dem Projekt und den daran Wirkenden aber das Beste.