Hagen. Die Politik hat sich entschieden: Hagen investiert Millionen für ein neues Bad in Hagen Henkhausen. Das sind die Argumente.
Die Bewahrung eines ganzjährigen Schwimmangebots im Bezirk Hagen-Hohenlimburg ist gesichert. Vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Rates in seiner Sitzung am 2. November (15 Uhr, Ratssaal) hat sich der Haupt- und Finanzausschuss mit breiter Mehrheit dafür ausgesprochen, das marode Freibad in Henkhausen für einen Gesamtbetrag von 12,4 Millionen Euro in eine zeitgemäße Ganzjahres-Schwimmstätte auszubauen. 4,8 Millionen Euro der Summe fließen als Fördermittel vom Land, die übrigen 7,6 Millionen Euro muss der Kämmerer aus Investitionsmitteln aufbringen. Dieses Votum bedeutet zugleich den letzten Sargnagel für das Richard-Römer-Lennebad, das somit dem Abriss geweiht wird.
Trotz einer Kostenexplosion um mehr als 100 Prozent zur ursprünglichen Planung, so machte die Verwaltung noch einmal ausdrücklich deutlich, sei die Gesamtsumme – sie hat übrigens rein gar nichts mehr mit den Zahlen aus dem Bürgerentscheid gemein – plausibel und nachvollziehbar. Planänderungen, veränderte gesetzliche Anforderungen und vor allem immense Steigerungen beim Baupreisindex seien für diese Entwicklung verantwortlich, argumentierte die Planungsverwaltung. Eine Betrachtungsweise, die – von den FDP- und AfD-Voten mal abgesehen, die volle Rückendeckung der Politik erhielt.
Zustimmung mit Bauchschmerzen
„Das ist zugegebenermaßen ein großer Schluck aus der finanziellen Pulle, der durchaus auch Bauchschmerzen bereitet“, stellte CDU-Fraktionschef Jörg Klepper stellvertretend für alle Befürworter fest. „Jedoch sind die Kostensteigerungen nachvollziehbar und die CDU steht zu ihrer Zusage, ganzjähriges Schwimmen in Hohenlimburg sichern zu wollen.“ Eine ebenfalls andiskutierte Ertüchtigung des Lennebades sowie des Freibades sei noch weitaus kostspieliger ausgefallen.
„Wir müssen auch den Stadtteil stärken“, unterstrich sein SPD-Pendant Claus Rudel trotz aller Kosten-Bedenken ebenfalls bei den Genossen. „Wenn wir hier viel Geld investieren, dann denken wir nicht nur an das Vergnügen, sondern auch an den Schwimmsport und das Schulschwimmen in Hohenlimburg“, ergänzte SPD-Ratsherr und Sportausschussvorsitzender Dietmar Thieser unisono mit Hagen-Aktiv-Fraktionschef Michael Gronwald. Letzterer fühlte sich durch das fehlende Veto des Kämmerers in seiner Entscheidung bestärkt.
Lennebad-Sanierung noch teurer
Grundsätzliche Kritik an dem gesamten Entscheidungsprozess formulierte – trotz späterer Enthaltung – in einer Rückschau Bürger-für-Hohenlimburg-Vertreter Peter Arnusch. In seinen Augen sei eine Sanierung des Lennebades nie seriös geprüft worden und hätte angesichts einer Kostenprognose von 7,8 Millionen Euro vertieft untersucht werden sollen. Eine Zahl, die Stadtbaurat Henning Keune ins Reich der Fabel verwies: Er rechnete nach heutigen Rahmenbedingungen eine Zahl von etwa 14 bis 15 Millionen Euro hoch.
Arnusch beklagte zudem, dass die kostendämpfende Option, die Energieversorgung der bestehenden Badeanstalt mit Produktionsfernwärme der am gegenüberliegenden Lenneufer angesiedelten Firma Bilstein zu sichern, niemals in Erwägung gezogen worden sei. Hier sprach Keune von einer „Nebelkerze“, weil abseits aller fehlenden Kostenschätzungen allein das wasserrechtliche Verfahren zur Untergrabung der Lenne Jahre dauere und somit die lediglich bis Ende 2025 bereitstehenden Fördermittel verloren wären. „Angesichts des eng getakteten Zeitfensters jetzt noch vermeintliche Alternativszenarien zu propagieren, ist unredlich“, wetterte Thieser.
Bedenken bei den Liberalen
FDP-Ratsgruppensprecher Claus Thielmann argumentierte, dass die Hagener Haushaltslage es einfach nicht zulasse, so viel Geld in ein Bäderprojekt zu pumpen: „Wir brauchen die Mittel für unsere soziale Infrastruktur, also für Kitas und Schulen. Andere Stadtteile haben auch kein Ganzjahresschwimmangebot“, erinnerte er an die Schließung der Hallenbäder in Haspe und Boele, wo lediglich ein Freibadangebot verblieben sei. Zudem stellte er ein erhöhtes Klagerisiko in den Raum: Nach Thielmanns Einschätzung handelt es sich bei der jetzt eingefädelten Henkhausen-Erweiterung zu einem Ganzjahresbad keineswegs bloß um eine Sanierung im Bestand, sondern um einen kompletten Neubau, der ein umfassendes Bebauungsplanverfahren erfordere: „Wenn hier ein Anwohner Klage erhebt, bewegen wir uns garantiert außerhalb aller Zeitfenster“, skizzierte der Liberale erhebliche Gefahren.
„Die Alternative wäre dauerhafter Verzicht auf ganzjähriges Schwimmen in Hohenlimburg“, unterstrich Finanzdezernent Christoph Gerbersmann, denn jede andere Lösung sei auf jeden Fall noch teurer, weil sie immer den Verlust der bereitstehenden Fördergelder bedeute.