Hagen-Hengstey. Ein QR-Code macht‘s möglich: Im Beach-Club am Hengsteysee in Hagen kann jetzt online bestellt und bezahlt werden. Aber es gibt auch Bedenken:

Keine Lust mehr, sich für Pommes-Currywurst 15 Minuten an der Bestell- und Abholstation anzustellen? Genervt vom Warten in der Schlange, um dann vom Personal im Gastro-Container zu erfahren, dass die Rhabarberschorle gerade aus ist? Die Zeiten seien vorbei, versichert Mike Henning, Betreiber des vor zweieinhalb Monaten eröffneten Beach-Clubs am Hengsteysee in Hagen.

Viele positive, aber auch negative Kommentare in den sozialen Medien erreichten den Chef vom Salitos Beach, der gleichzeitig auch das „Strandhaus am Hengsteysee“ betreibt, in den letzten Wochen. Der Tenor einerseits: „Tolle Location“, „ein Gewinn für Hagen“, „ein echter Hotspot“ urteilten etliche Gäste, die den Gastro-Strand am Ufer des Hengsteysees besucht hatten, andererseits hieß aber auch: „So lange hab‘ ich einmal und nie wieder für einen Snack und einen Softdrink angestanden.“

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Hat Anfang Juni eröffnet - der „Salitos Beach“ am Hengsteysee. Bei schönem Wetter wird der Gastrobetrieb mit Sandfläche von zahlreichen Besuchern angesteuert. © WP | Michael Kleinrensing

Bestellen und Bezahlen per Smartphone

Und jetzt? Hat sich Mike Henning dem System des jungen Gastro-Unternehmens „Hey Order“ angeschlossen und schlägt einen neuen Weg ein. Er hat er QR-Code-Aufkleber auf den Tischen im Beach Club platziert; besagter QR-Code ist außerdem auf Schildern und Plakaten im und am Salitos Beach zu finden. Betreiber Mike Henning lächelt: „Das Ganze ist kinderleicht. Der Gast scannt mit seinem Smartphone den QR-Code, die Speise- und Getränkekarte ploppt auf, der Gast wählt daraus Speisen und Getränke und bestellt und bezahlt diese per Smartphone. Er erhält eine Bestätigung aufs Handy und ein paar Minuten später die Nachricht ,Abholbereit‘“, erläutert Henning.

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Auf jedem Tisch hat Mike Henning einen QR-Code-Aufkleber angebracht. © WP | Michael Kleinrensing

Der Gast geht zum Gastro-Container, zückt sein Handy mit dem Quasi-Abholbon, erhält seine Produkte, drückt „Ist abgeholt“ und trabt zurück zum Tisch oder Liegestuhl. Zeitaufwand: vermutlich keine zwei Minuten.

Auch im Freibad nutzbar

„Ich habe das ,Hey Order‘-Prinzip jetzt erstmal im Beach-Club eingeführt. In der kommenden Freibad-Saison können es auch die Hengsteybad-Besucher, die auf der Rückseite des Gastro-Containers ihre Speisen und Getränke ordern können, nutzen“, sagt Henning. Das „Strandhaus“ arbeitet (bislang) noch nicht mit dem „Hey Order-System“, „dort haben wir ja etliche Servicekräfte, und alles ist mehr auf Restaurant ausgerichtet“.

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Mike Henning, Betreiber des neuen Beach-Clubs „Salitos“ am Hengsteysee in Hagen, hat ein neues Bestellsystem, das per Handy und QR-Code funktioniert, eingerichtet. Damit soll den Gästen ein langes Warten an der Bestell- und Abholstation erspart bleiben. © WP | Michael Kleinrensing

Im Beach-Club ist Selbstbedienung (wie in vielen Biergärten üblich) angesagt, einige Mitarbeiter räumen lediglich die Tische ab, säubern sie und schauen nach dem Rechten. „Das vergangene Wochenende war für mich eine Bewährungsprobe mitsamt der Frage ‚Funktioniert das System überhaupt so, wie ich es mir vorgestellt habe?‘“, sagt Mike Henning. Natürlich müssten die Gäste mit dem neuen Self-Order-Angebot, das für sie praktisch und leicht umsetzbar sei, erst einmal vertraut werden. „Die Leute müssen verinnerlichen, dass online Bestellen heute problemlos funktionieren kann.“

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Wenn der Beach-Club gut besucht ist, müssen die Gäste Wartezeiten an den Gastro-Containern in Kauf nehmen. Doch das soll jetzt vorbei sein. © WP | Michael Kleinrensing

Akzeptanz wird größer

Aber wie sieht es mit dem Bezahlen aus - scheuen nicht immer noch viele Kunden, online zu bezahlen? „Die Akzeptanz wird größer. Der Gast muss natürlich in der Lage sein, mit seinem Smartphone online zu bezahlen, zum Beispiel per Pay Pal, Apple Pay, Google Pay, Master Card oder Visa.“

Mike Hennings Resümee nach dem ersten Wochenende: „Jene Besucher, die das Bestellen samt Bezahlen und Benachrichtigungs-Prozedere über den QR-Code ausprobiert haben, waren vom System überzeugt. Aber ich werde sicherlich noch viele Gespräche führen müssen, um einigen Gästen ihr Misstrauen gegenüber dem Online-Bezahlen zu nehmen.“

Idee stammt von jungem Start-up

Das QR-Code-System, das im Beach-Club genutzt wird, stammt von dem jungen Start-up „Heyorder Germany GmbH“ mit Sitz in Hannover. Der Wirt zahlt für einen Server, QR-Code-Aufkleber und er entrichtet eine monatliche Grundgebühr für die Nutzung des Systems.

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Seine Mitarbeiter würden die Neueinführung auf jeden Fall begrüßen: „An der Getränke- bzw.- Essens-Station läuft die Bestellung des Gastes online ein, die Bestellung wird ausgedruckt und kann dann vom Personal bearbeitet werden. Wenn demnächst ein Großteil meiner Gäste das neue System nutzt, muss ich für diesen Bereich bestimmt einen Mitarbeiter abstellen, der alles checkt und sich um einen reibungslosen Ablauf kümmert“, so der Chef.

Was er als weiteren Vorteil sieht? Die QR-Code-Speisekarte sei top-aktuell und bilde das komplette Sortiment ab, „da kann eine gedruckte Speisekarte nicht mithalten. Wenn beispielsweise Spaghetti-Eis plötzlich ausverkauft ist, fliegt es sofort für einige Zeit von der Speisekarte“.

Beim Dehoga-Experten nachgefragt

Auch Lars Martin, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Südwestfalen, bestätigt, dass die Digitalisierung in der Gastrobranche extrem zunimmt. „Die Speisekarte über einen QR-Code zu lesen, ist seit der Coronazeit und hauptsächlich in Betrieben mit jüngerem Publikum fast gang und gäbe.“ Darüber zusätzlich auch den Bestell- und Bezahlvorgang abzuwickeln, spare Personal, „und Mitarbeiter zu finden bzw. zu halten ist in der Branche ja ein großes Problem“.

Lars Martin sieht „Tip“ in Gefahr

Einige Gäste, so zeige seine Erfahrung, würden befürchten, der Servicegedanke ginge durch das anonyme Bestellen und Bezahlen verloren, „doch da muss der Wirt gegensteuern“. Er, Lars Martin, könne sich vorstellen, dass das automatisierte Bezahlen schon zulasten des Trinkgelds gehe, „es gibt vor dem Bezahlen zwar eine ,Tip-Taste‘, die gedrückt werden kann, doch es macht schon einen Unterschied, ob eine Bedienung am Tisch steht und dem Gast über die Schulter schaut“.