Berchum. Auf einem Hof in Berchum wird das Fleisch von Rind und Schwein komplett verkauft. Reste sollen in dem Familienbetrieb nicht anfallen:

Der Blick schweift weit, über grüne Wiesen auf das Nachbardorf Garenfeld und weiter bis zum Schieberhaus des Koepchenwerkes mit den RWE-Buchstaben am Hengsteysee. Auf den Höhen des Dorfes Berchum, an dem Sträßchen Lichtenböcken, liegt der Bauernhof Renzing. Gleich an der Einfahrt wird man schon vom Gegacker von rund 300 frei laufenden Hühnern fröhlich begrüßt. Hier können sie nach Herzenslust scharren und Staubbäder genießen. Der Chef vom Hof Renzing ist Henning Renzing. Der 42-Jährige hat den Hof vor rund sieben Jahren von seiner Mutter Erika Renzing übernommen.

Weitblick vom Hof Renzing in Berchum bis zum Koepchenwerk am Hengsteysee.
Weitblick vom Hof Renzing in Berchum bis zum Koepchenwerk am Hengsteysee. © WP Hagen | Winfried Hoppmann

Früher eine Kettenschmiede

Ganz früher war hier eine Kettenschmiede, der Urgroßvater von Henning Renzing kaufte das Anwesen 1911, rodete das Gelände und verkaufte zunächst Obst und Gemüse. Familie Renzing ist seit Generationen eng mit Berchum und den Menschen, die hier leben, verwurzelt. So war Erika Renzing über 30 Jahre im Presbyterium der Evangelisch-Reformierten Kirche Berchum aktiv. Alte Tradition ist deshalb auch ein Christi-Himmelfahrt-Gottesdienst auf dem Hof Renzing, der jedes Jahr auf dem Freigelände unter den Hofeichen gefeiert wird. Auch Henning Renzings Ehefrau Karin ist mit Leib und Seele Landwirtin.

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Landwirt auf Dorffest kennengelernt

„Bereits als Teenager hatte ich den Wunsch, aufs Land zu ziehen und Landwirtschaft zu machen“, erzählt die Mutter von zwei Kindern. Der Wunsch wurde zufällig Wirklichkeit, als sie mit 17 Jahren Henning Renzing auf dem Dorffest in Berchum kennen und lieben gelernt hatte. Seitdem haben sich beide nicht mehr aus den Augen gelassen.

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Bauernhof im Nebenerwerb

Das Ehepaar macht die Landwirtschaft aus Liebe zum Beruf, aus Liebe zum Land und aus Liebe zur Tradition. Es ist nicht immer einfach, es ist viel Arbeit, oft hart, beide machen zudem die Landwirtschaft im Nebenerwerb. Henning Renzing ist tagsüber Heizungsbauer und seine Frau Karin arbeitet halbtags als Orthopädie-Schuhmacherin. So ist es gut, dass sowohl Eltern als auch Schwiegereltern im eigenen Haus auf dem Hof wohnen und helfen können. Auch die beiden Kinder Henrik und Annika lieben den Hof und helfen gern mit.

Werbung auf TikTok-Kanal

Henrik übernimmt dabei schon die Werbung für den Hof auf seinem TikTok-Kanal und arbeitet am liebsten mit dem Traktor. „Es ist nicht nur ein Beruf, man muss es wirklich lieben. Man hat so viel zu tun und man hat Verantwortung für die Tiere“, sagte Karin Renzing. So geht Henning Renzing jeder morgen vor der Arbeit in den Stall und ebenso auch nach Feierabend. Eine Woche Urlaub im Jahr muss oft reichen. Dann und auch bei der Ernte helfen alle mit. Eltern, Schwiegereltern, Schwester und Schwager sowie die Nachbarn – mit denen die Familie seit Generationen verbunden ist. Eine Gemeinschaft, auf die sich die Familie immer verlassen kann.

Sohn Henrik Renzing ist schon begeisterter Traktorfahrer und macht Werbung auf TikTok.
Sohn Henrik Renzing ist schon begeisterter Traktorfahrer und macht Werbung auf TikTok. © WP Hagen | Winfried Hoppmann

Fleisch von Rind und Schwein

Das Direktvermarktungsprinzip vom Hof Renzing ist immer ein ganzes Rind oder ein ganzes Schwein, welches nach der Schlachtung im nächstgelegenen Schlachthof in Unna von einem Metzger auf dem Hof in Berchum fachgerecht zerlegt wird. Verkauft werden dann jeweils Teilmengen wie z.B. ein Viertel bis zu einem Sechzehntel. Die Kundinnen und Kunden kommen direkt auf den Hof und können sich die bestellen Mengen selbst abholen. Mutter Erika Renzing steht dabei mit Rat und Tat zur Seite.

„Manche Kunden wollen nur Pakete haben, zum Beispiel nur mit Schnitzeln. Das machen wir nicht. Man muss halt alles nehmen. Es wird alles komplett verarbeitet“

Karin Renzing,
Landwirtin im Nebenwerwerb, über den Fleischverkauf auf Hof Renzing in Berchum

Tierfleisch komplett verarbeitet

Es gibt dabei keine Reste. „Manche Kunden wollen nur Pakete haben, zum Beispiel nur mit Schnitzeln. Das machen wir nicht. Man muss halt alles nehmen. Es wird alles komplett verarbeitet“, betont Karin Renzing: „Die Tiere sind hier groß geworden. Sie haben hier gut gelebt und wir wissen am Ende auch genau, was mit ihnen passiert“. Das ist auch Henning Renzing besonders wichtig: „Ich würde nie ein lebendes Tier verkaufen. Ich weiß dann nicht, was passiert“.

Die Schweine auf Hof Renzing in Berchum haben Stroh im Stall, Frischluft und natürliches Licht.
Die Schweine auf Hof Renzing in Berchum haben Stroh im Stall, Frischluft und natürliches Licht. © WP Hagen | Winfried Hoppmann

Auch über 250 Eier werden jeden Tag über den Selbstbedienungskühlschrank an der Haustür verkauft. Viel Werbung muss der Hof Renzing dabei nicht machen, überwiegend kommen Stammkunden.

Eigener Getreideanbau

Die Landwirte legen auch Wert darauf, das eigene Futtergetreide anzubauen. Hafer, Weizen und Gerste werden in Fruchtfolge angebaut. „Das hat mein Opa schon so gemacht, das haben wir so übernommen. Wir verkaufen auch Hafer in Säcken für die Pferdeleute“, erklärt Henning Renzing. Die Familie hat aber auch besondere Lieblinge auf dem Hof.

Scharren nach Lust und Laune: die Hühner auf Hof Renzing in Berchum im Freilauf.
Scharren nach Lust und Laune: die Hühner auf Hof Renzing in Berchum im Freilauf. © WP Hagen | Winfried Hoppmann

Die Lieblingshühner der Kinder sind eines natürlichen Todes gestorben. Eine kleine Schafherde, Texelschafe und Coburger Füchse, sind ein persönliches Hobby von Henning Renzing und auch die Hofkatzen und der Haushund Emil gehören selbstverständlich mit zur Familie.