Hagen. Die Politik macht der Stadtverwaltung deutlich, dass sie mehr Engagement erwartet. Eine überfällige Ansage, meint Kommentator Martin Weiske.

Dass die Politik mit der Faust auf den Tisch haut und der Verwaltung abfordert, endlich mit erhöhter Schlagzahl sich der einsturzbedrohten Brücken in Hagen anzunehmen, war mehr als überfällig. Seit Jahren fordern Wirtschaft, Handel und vor allem die Bürger ein, sich der maroden Infrastruktur anzunehmen und vor allem das Thema strategisch anzugehen, anstatt bei jeder neuen Hiobsbotschaft unvorbereitet von einer Verlegenheit in die nächste zu stolpern.

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Immerhin geht es bei den zahlreichen Querungen über Flüsse und Bahnanlagen hinweg, die seinerzeit mit minderwertigem Stahl gebaut wurden, um zentrale Elemente des städtischen Verkehrsnetzes, die im Gegensatz zu den an vielen Ecken arg verschlissenen Asphaltdecken keine „Das-wird-schon-gutgehen“-Toleranzen zulassen. Obwohl die Problematik seit Jahren bekannt ist und seitens der Verwaltung gerne betont wird, dass es sich beim Brückenbau um Dekaden-Projekte handelt, können die Planer bislang kaum den Eindruck erzeugen, sie hätten die verstrichene Zeit konzeptionell genutzt.

Deshalb muss jetzt plötzlich alles ganz schnell gehen: Die Rampe hinter dem Arbeitsamt ist bereits gesperrt, ebenso droht die Hochbrücke Altenhagen mitsamt der sie tragenden Stützmauer entlang der Volme für alle Zeiten die Grätsche zu machen, für die Fuhrparkbrücke übernimmt der Gutachter maximal noch bis zum Jahr 2028 die Verantwortung, die Volmebrücke Badstraße zeigt ebenfalls Signale von akuter Altersschwäche, und auch der Volmeabstieg über Delstern hinweg darf nicht mehr voll belastet werden. Das sind zumindest die wesentlichen Katastrophen, die von den bei dieser Thematik gerne schmallippigen Experten kommuniziert wurden.

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Hinzu kommt noch die Eckeseyer Brücke über die Bahngleise des Hauptbahnhofs hinweg, die sich direkt an die „Ebene 2“ anschließt: Sie zählt ebenfalls zum Spannungsrisskorrosionsdesaster und wird bereits permanent akustisch überwacht. Andernfalls gäbe es kein Ankündigungsverhalten, sondern sie würde einfach ohne Vorwarnung wegknacken. Sollte es hier erste Signale geben, müsste der Autoverkehr sofort gestoppt werden.

Das kann morgen, aber auch erst in vielen Jahren passieren. Doch darauf zu wetten, wäre nach den jüngsten Erfahrungen naiv und fatal. Daher ist es dringend geboten, parallel zur Erneuerung der Fuhrparkbrücke auch dieses Bauwerk anzugehen und die seltenen Sperrzeiten der Bahn quasi im Doppelpack zu nutzen. Und sollte der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) dafür keine Kapazitäten mehr haben, sollte extern vergeben werden. Hier ist die Politik gefordert, dem Vorgehen der Hagener Verwaltung mehr gesunden Menschenverstand einzuimpfen.

Insgesamt müssen endlich Lösungskonzepte her statt Hinhaltetaktiken – und das bitte ganzheitlich durchdacht und mit der gebotenen Transparenz. Wenn der Kämmerer gerne betont, dass für den Schul- und Kita-Bau in dieser Stadt immer Geld da sei, muss das für die kommunale Verkehrsinfrastruktur in Hagen ebenso gelten. Gerbersmann prophezeit übrigens, dass die Gesamtkosten locker an der Milliarden-Schwelle kratzen könnten.