Hohenlimburg. Die Stromtrasse von Amprion in Hohenlimburg wird ausgebaut - trotz jahrelanger Proteste von Bürgerinitiativen. Vor Gericht zieht niemand.
Jahrelang wurde laut und teils hitzig gegen die Pläne für den Ausbau der Amprion-Stromtrasse durch Elsey protestiert - doch schlussendlich wird die neue Freileitung kommen. Keine einzige Klage wurde gegen die Pläne eingereicht, wie das zuständige Bundesverwaltungsgericht Leipzig auf Anfrage dieser Zeitung mitteilt.
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Grünes Licht für Ausbau
Ziemlich genau ein halbes Jahr ist es her, dass die Bezirksregierung Arnsberg den Planfeststellungsbeschluss für den Neubau der in Hohenlimburg umstrittenen 380-kV-Höchstspannungsfreileitung von der Umspannanlage Garenfeld bis zum Punkt Ochsenkopf an Netzbetreiber Amprion erteilt hat. Der Gegenstand des Planfeststellungsverfahrens war der letzte Abschnitt des Leitungsbau-Vorhabens vom nordrhein-westfälischen Dortmund-Kruckel bis nach Dauersberg in Rheinland-Pfalz.
Baustein der Energiewende
Der Planfeststellungsbeschluss umfasst neben dem etwa zehn Kilometer langen Abschnitt von der Schalt- und Umspannanlage Garenfeld bis zum Punkt Ochsenkopf auch die Erneuerung und Verstärkung der 110-kV-Hochspannungsfreileitung vom Koepchenwerk in Herdecke nach Genna (Westnetz). Das Vorhaben soll sowohl den überregionalen Stromtransport von Norden nach Süden sicherstellen als auch die Versorgung der regionalen 110-kV-Netze und Verteilnetze. Von Seiten der Behörden und des Netzbetreibers Amprion ein wichtiger Baustein der Energiewende.
Jahrelange Proteste
Mit dem Beschluss aus Arnsberg im Frühjahr endete ein 13 Jahre andauerndes Verfahren. Insgesamt 92 Bürger hatten Einwände gegen die Trassen-Pläne bei der Bezirksregierung Arnsberg vorgelegt. Zwei Bürgerinitiativen - „No Monstertrasse“ und „Hohenlimburg unter Höchstspannung“ - wehrten sich jahrelang gegen das Vorhaben. Sie kritisierten etwa, dass Alternativtrassen nicht ausreichend geprüft worden seien und sich das Landschaftsbild durch die neuen, höheren Strommasten verschlechtere. Auch gebe es negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen, die direkt an der neuen Trasse wohnen. Diese wird sich entlang der bereits bestehenden Trasse durch Henkhausen und Elsey ziehen.
„Wir haben die Erfolgsaussichten kalkuliert, die eine Klage gehabt hätte. Selbst in Kreuztal haben sie es nicht geschafft, den Ausbau in der Bestandstrasse zu verhindern.“
Keine Aussicht auf Erfolg
„Wir haben die Erfolgsaussichten kalkuliert, die eine Klage gehabt hätte“, berichtet Claudia Scholten, die sich in der Initiative „Hohenlimburg unter Höchstspannung“ über Jahre für einen alternativen Verlauf der Trasse eingesetzt hat und dabei den Gang vor Gericht immer als Option offen hielt. Doch die Zweifel am Erfolg einer Klage waren stärker. Genährt wurden diese in erster Linie von Gerichtsentscheidungen an anderen Abschnitten der Ausbau-Trasse Kruckel-Dauersberg. „Selbst in Kreuztal haben sie es nicht geschafft, den Ausbau in der Bestandstrasse zu verhindern“, gibt sich Scholten ernüchtert.
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Klage in Herdecke abgewiesen
Ernüchtert klingen auch Vertreter der zweiten Hohenlimburger Bürgerinitative „No Monstertrasse“, die den Ausbau der Stromtrasse vor Ort komplett verhindern wollten. „Wir kleinen Leute sind nicht gut genug organisiert, obwohl wir die Mehrheit bilden“, sagt Margret Sarrazin, die früher aktiv in der Bewegung „No Monstertrasse“ gegen den Trassen-Ausbau gewettert hat.
„Für mich hat bereits das Urteil in Herdecke gezeigt, dass sich für so einen hohen finanziellen Aufwand der Gang vor Gericht nicht lohnen würde“, blickt sie in die Nachbarschaft. Dort hatte 2019 ein von Trassen-Gegnern beauftragter Experte konstatiert, dass der Ausbau der Trasse angesichts des von der Bundesregierung beschlossenen Kohleausstiegs „bezüglich Wirksamkeit und Erforderlichkeit“ nicht ausreichend geprüft worden sei. Er forderte eine Erdverkabelung als sinnvolle Alternative.
Eine Position, die das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig nicht teilte. Klagen gegen die Höchstspannungsfreileitung in Herdecke und angrenzenden Gemeinden wurden später abgewiesen.
„Wir haben wichtige Erfahrungen gemacht und viel auf die Beine gestellt. Wir dürfen uns deshalb den Mut für die Zukunft nicht nehmen lassen, auch wenn es in diesem Fall nicht geklappt hat.“
Für die Hohenlimburgerin Margret Sarrazin war der Protest gegen den Ausbau allerdings nicht sinnlos. „Wir haben wichtige Erfahrungen gemacht und viel auf die Beine gestellt“, sagt sie und will für andere Themen daraus lernen. „Wir dürfen uns deshalb den Mut für die Zukunft nicht nehmen lassen, auch wenn es in diesem Fall nicht geklappt hat.“ Aktuell konzentriere sie sich angesichts von Artensterben und Klimawandel auf Umweltthemen.
Baustart noch unklar
Wann die Bauarbeiten von Amprion an der neuen 380-Kilovolt-Freileitung in Hohenlimburg starten, das steht derweil noch nicht fest. „Derzeit laufen die Planungen für den Start der Baumaßnahmen in diesem Abschnitt“, so Projektsprecher Andreas Lehmann auf Anfrage. „Über Baubeginn und -ablauf werden wir vorab informieren, wenn die Planungen abgeschlossen sind.“