Hohenlimburg. Die Bezirksregierung teilt den Planfeststellungsbeschluss mit. Jetzt kreist das Klage-Gespenst über Hohenlimburg. Der Stand der Dinge
Die Bezirksregierung Arnsberg hat den Planfeststellungsbeschluss für den Neubau der in Hohenlimburg teilweise umstrittenen 380-kV-Höchstspannungsfreileitung von der Umspannanlage Garenfeld bis zum Punkt Ochsenkopf an Netzbetreiber Amprion erteilt. Der Gegenstand des Planfeststellungsverfahrens war der letzte Abschnitt des Leitungsbau-Vorhabens vom nordrhein-westfälischen Kruckel zum rheinland-pfälzischen Dauersberg. Insgesamt geht es um eine Leitungsstrecke von 116 Kilometern bei einer Verfahrensdauer von etwa 13 Jahren.
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Der Planfeststellungsbeschluss umfasst neben dem etwa 10 Kilometer langen Abschnitt von der Schalt- und Umspannanlage Garenfeld bis zum Punkt Ochsenkopf auch die Erneuerung und Verstärkung der 110-kV-Hochspannungsfreileitung vom Koepchenwerk in Herdecke nach Genna (Westnetz). Das Vorhaben soll sowohl den überregionalen Stromtransport in Nord-Südrichtung als auch die Versorgung der regionalen 110-kV-Netze und Verteilnetze sicherstellen und wird behördlicherseits und von den Netzbetreibern als wichtiger Baustein der Energiewende betrachtet.
Initiativen seit Jahren im Protest
In dem etwa zweieinhalb Jahre andauernden Verfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung seien unter Beteiligung der Öffentlichkeit, von Behörden und Verbänden alle Einwendungen, Stellungnahmen und Anregungen sorgfältig geprüft und unter „Berücksichtigung der rechtlichen Vorgaben abgewogen worden“, erklärt die Bezirksregierung Arnsberg. Der Neubau erfolge überwiegend in den vorhandenen Trassenräumen von den zurzeit betriebenen Freileitungen.
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In Hohenlimburg wehren sich seit Jahren zwei Initiativen gegen das Vorhaben von Amprion: „No Monstertrasse“ und „Hohenlimburg unter Höchstspannung“. Beispielhaft bemängelt zweitere Initiative, dass Alternativtrassen nicht ausreichend geprüft worden seien. Das Landschaftsbild werde verschlechtert. Dazu gebe es negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden und auf die Gesundheit durch die elektrischen und magnetischen Felder und durch Geräuschimmissionen beispielsweise. Netzbetreiber Amprion hatte gegenüber dieser Zeitung stets auf das Planfeststellungsverfahren und die behördlichen Prüfungen mit Blick auf alle scheinbaren Mängel und Missstände verwiesen und sich ansonsten zurückgehalten. Nun erhält das Unternehmen grünes Licht. Obwohl es aus Hohenlimburg 85 Einwendungen gegen das Vorhaben gegeben hatte.
Bürgerinitiative nicht überrascht
„Ich bin nicht überrascht davon“, sagt Claudia Scholten, die mit der Initiative „Hohenlimburg unter Höchstspannung“ schon seit 2011 gegen Trassenausbau kämpft. „Es kommt, wie es kommen musste“, sagt sie. „Wir haben jetzt einen Monat Zeit, abzuwägen, ob wir Klage einreichen werden.“ Diese Klage würde vor dem Bundesverwaltungsgericht eingereicht werden.
Eine solche Klage läuft aktuell zum Beispiel im Leitungsbereich Kreuztal - ebenfalls vor dem Bundesverwaltungsgericht. Allerdings hat Amprion dort die beklagten Bereiche bei seinen Planungen und Vorbereitungen ausgespart und überdies zuletzt einen neuen Antrag zur Planfeststellung gestellt. Amprion sei bereit, im Sinne der Versorgungssicherheit, das unternehmerische Risiko aufgrund des noch ausstehenden Urteils aus Leipzig auf sich zu nehmen, erklärte das Unternehmen im vergangenen Jahr gegenüber der Siegener Redaktion dieser Zeitung.
Schon 2020 war eine Klage gegen die Freileitung in Herdecke abgewiesen worden. Auf eine aktuelle Anfrage am Donnerstagmittag, wie Amprion nun auf den Beschluss der Bezirksregierung Arnsberg blicke, spart der Netzbetreiber das Thema Klagen erwartungsgemäß aus. Stattdessen erklärt das Unternehmen nüchtern: „Mit dem Beschluss sind alle Abschnitte des Leitungsbauprojektes Kruckel – Dauersberg planfestgestellt. Derzeit laufen die Planungen für den Start der Baumaßnahmen in diesem Abschnitt. Über Baubeginn und -ablauf wird Amprion rechtzeitig und umfassend vorab informieren.“