Herdecke. Die geplanten 380-Kilovolt-Stromleitungen sind laut Gutachter Lorenz Jarass unnötig. Der Kohleausstieg mache Neuberechnungen erforderlich.
Viel Fachvokabular, trotzdem spannend: Prof. Dr. Lorenz Jarass stellte am Dienstagabend gleich zwei Mal in Herdecke den Kern seines Gutachtens zu den geplanten 380-Kilovolt-Stromleitungen von Dortmund-Kruckel über Herdecke und Hagen sowie Hohenlimburg bis nach Dauersberg in Rheinland-Pfalz vor.
Der von Trassen-Gegnern beauftragte Experte kam zu dem Schluss, dass dieser Bau angesichts des von der Bundesregierung beschlossenen Kohleausstiegs „bezüglich Wirksamkeit und Erforderlichkeit“ nicht ausreichend geprüft worden sei. Sowohl zu Beginn der Ratssitzung als auch danach beim Bürger-Dialog im Herdecker Gymnasium vor rund 120 Zuhörern führte Jarass aus, dass die von Netzbetreiber Amprion und von der Bezirksregierung angeführte Bau-Begründung (u.a. Stromsicherheit im Großraum Dortmund/Hagen) „unplausibel und unbelegt ist“.
Thema Erdverkabelung „verschlafen“
Der Gutachter forderte im Beisein vieler Hohenlimburger und einiger Kreuztaler, dass für die vielen betroffenen Herdecker Anwohner eine Erdverkabelung sinnvoller sei als bis zu 90 Meter hohe Masten und wies auf „Defizite“ im Bundesnetzplan hin. Die NRW-Landesregierung habe das Thema Erdverkabelung „verschlafen“. Und grundsätzlich: Der Kohleausstieg erfordere neue Berechnungen und Szenarien, daher sei die davor konzipierte Leitung Kruckel-Dauersberg fraglich.
„Den Netzausbau braucht es nur, damit man den Stromüberschuss transportieren kann. Und bei dunklen Flauten bezüglich der erneuerbaren Energien helfen auch keine neuen Leitungen“, so ein Fazit von Jarass.
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