Hagen. Zentral am Fluss, mit Terrasse und Grün: Trotz bester Voraussetzungen schreibt das Café Mundial in Hagen keine schwarzen Zahlen mehr. Wie geht es weiter?
Es ist einer von wenigen Orten mitten in der Innenstadt, an denen man den Fluss erleben kann. Die Tische stehen auf der Wiese im Park, werden geschützt von kleinen Schirmen. Im Sommer kann man sich an den Blumen erfreuen, die sich vor dem Volme-Geländer der Sonne empor recken. Das Café Mundial, es ist das einzige Café mit Wasserblick in der Hagener Innenstadt. Abseits davon gibt es nur wenige Stellen mit Gastronomie am Fluss.
Das Café ist nicht nur aufgrund seiner Lage irgendwie besonders. Das ist es auch, weil bei dem Betrieb vor allem der soziale und ökologische Handel im Mittelpunkt stehen. Es gibt internationale Gerichte, alle vegetarisch oder vegan, möglichst Bio und aus fair gehandelten Lebensmitteln zubereitet. Nachmittags gibt es hausgebackenen Kuchen. „Seit 31 Jahren sind wir Anlaufpunkt für Menschen aller Nationen“, sagt Christa Burghardt vom Allerwelthaus in Hagen und lächelt.
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Aber auch hier machen dem Team, ähnlich wie vielen anderen Gastro-Betrieben auch, die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen zu schaffen: „Das Café schreibt leider keine schwarzen Zahlen“, sagt die engagierte Hagenerin. Energiepreise, Personalkosten, angehobene Mehrwertsteuer, Verteuerung der Lebensmittel, Corona, die frische Zubereitung aller Gerichte - „das alles erschwert die Rentabilität.“
Preise mussten angepasst werden
Das Team musste die Preise bereits anheben. „Es ging nicht anders“, sagt auch Café-Leiterin und Köchin Svenja Maleschka. Doch da man einen Mittagstisch anbiete, könne man kaum über 10 Euro pro Gericht verlangen. „Momentan überlegen wir, was wir verändern können, um überlebensfähig zu bleiben“, erklärt das Team, das letztlich individuell und bei jedem Gericht neu über die Preisgestaltung entscheiden muss. Denn letztlich sollen aus dem eingenommenen Geld nicht nur die Kosten gedeckt, sondern auch soziale Projekte des Vereins finanziert werden.
„Momentan überlegen wir, was wir verändern können, um überlebensfähig zu bleiben“
Es gibt viele treue Stammkunden. „Eher ältere, aber auch einige jüngere sind darunter. Viele aus der Stammkundschaft, die vor Corona regelmäßig kamen, sind allerdings nicht zurückgekommen“, resümiert Christa Burghardt. „Wir schätzen, dass es auch einen Zusammenhang mit der Zunahme von Homeoffice gibt. Viele, die früher ihre Mittagspause bei uns verbracht haben, sind vielleicht jetzt deutlich weniger im Büro“, so Burghardt. Auch die Spenden für das Allerwelthaus wären seitdem spürbar zurückgegangen: „Dieses Jahr gab es bislang sechs freie Spenden, davon drei Sachspenden“, so die Vorsitzende des Allerwelthauses. Viele spenden eher projektbezogen. „Am Ende muss aber auch etwas für die Helfer und Ehrenamtlichen vor Ort übrig bleiben, um all das zu stemmen.“
Großer Zusammenhalt und viel Hilfe nach der Flut
Das Team möchte dennoch den Mut nicht verlieren und das Positive sehen. Und Positives gibt es ebenso reichlich: „Wenn es Probleme gab, haben wir eine immense Unterstützung erfahren“, sagen Christa Burghardt und das Café-Team. Ein Beispiel ist die Jahrhundertflut. Das Allerwelthaus im Dr.-Ferdinand-David-Park samt Mundial wurden vom Hochwasser im Sommer 2021 stark beschädigt - und 500 Tage geschlossen. „Alles wurde renoviert, wir sind jetzt auch in der Küche auf dem neusten Stand“, blickt auch Alexander Nikischin zurück, der erst im vergangenen Jahr neu zum Team dazugestoßen ist und früher in verschiedenen Gastrobetrieben im Ruhrgebiet sowie auf der Nordseeinsel Juist gearbeitet hat.
Spenden erhalten
„Alle haben geholfen, wir haben viele Spenden erhalten“, ist das Team bis heute dankbar für die immense Unterstützung. Auch der Zusammenhalt und die Chemie im Team stimmen, betont Svenja Maleschka, die parallel betont, dass Ehrenamtliche, die mithelfen oder das Allerwelthaus unterstützen möchten, sich jederzeit melden können. „Wir kochen jeden Tag frisch, achten auf Saisonalität. Jetzt müssen wir schauen, wie wir weiterhin hohe Qualität bieten können und gleichzeitig sicherstellen, dass der Café-Betrieb auf Dauer rentabel wird“, so das Fazit des Teams. Denn: Nach 31 Jahren in der Stadt möchte das Team das Herzensprojekt auf keinen Fall aufgeben.