Hohenlimburg. Das Hohenlimburger Unternehmen Bilstein spricht über seine Wachstumsstrategie. Eine Firma am Comer See spielt eine besondere Rolle.

Es ist wirklich malerisch in Valmadrera am südlichen Zipfel des Comer Sees in Norditalien. La dolce vita, ein Touristen-Magnet und meistens tolles Wetter. Hier spielt sich aber auch ein ganz wesentlicher Teil der Wachstumsstrategie der Bilstein Guppe ab, die ihre Heimat in Hohenlimburg hat und heute ein weltweit agierendes Unternehmen ist. 1911 am Hammacher gegründet, hat Bilstein heute Beteiligungen auf allen Kontinenten - versteht sich selbst aber immer noch als Familienunternehmen. In Norditalien sieht das Unternehmen aktuell große Chancen. Die Redaktion erreichte CEO Marc Oehler bei einem Besuch des Produktionswerks in Kentucky in den USA.

Kein Aufschwung in Sicht

Marc Oehler beschreibt eine ähnliche Entwicklung, wie diese Zeitung es zuletzt auch aus der Geschäftsführung der Schmiedag zu hören bekam. Noch sehe man keinen Aufschwung, es gibt Mengen-Rückgänge und eher ein großes Abwarten auf den internationalen Märkten. Dass die bedeutenden Industrieunternehmen, wozu Bilstein zweifelsohne zählt, auch im eigenen Land externe Themen wie Strompreise, Energiewende und die Preisentwicklung im Allgemeinen drücken, muss man aktuell kaum noch dazu erzählen.

Coils aus Stahl im Bilstein-Werks. Zu den großen Abnehmern gehört die Autoindustrie.
Coils aus Stahl im Bilstein-Werks. Zu den großen Abnehmern gehört die Autoindustrie. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

Gerade deshalb ist es aber interessant, etwas darüber zu hören, warum Bilstein seine Beteiligung am Unternehmen INAC in Norditalien von 30 auf 49 Prozent aufstockt. INAC vermarktet härtbare Stähle und betreibt dazu mehrere Längsteilanlagen und Härtelinien sowie Anlagen zur Kantenbearbeitung und Packentwicklung. Das klingt für den Stahl-Laien jetzt erstmal total technisch, vermutlich auch unverständlich, enormes Tiefenwissen ist aber auch nicht erforderlich. Denn: Ein Unternehmen wie INAC könne, so Bilstein-Chef Oehler, extrem gut auch Kleinstmengen produzieren. Und das sei in Krisenzeiten sehr gut und verschaffe große Flexibilität.

Vormaterial kommt aus Hohenlimburg

Das Vormaterial wird aus Hohenlimburg nach Valmadrera geliefert, dort von INAC verarbeitet und in Italien dann auch vertrieben. Bilstein misst Italien und Südeuropa für die zukünftige Wachstumsstrategie der Gruppe hohe Bedeutung zu. „Neben der Stärkung unserer Präsenz in Italien ist für die Anteilsaufstockung auch die äußerst positive Entwicklung der INAC in den vergangenen Jahren sowie die sehr gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit ausschlaggebend“, so Marc Oehler, geschäftsführender Gesellschafter und CEO der Bilstein Gruppe. Seit dem Erwerb der Beteiligung an der INAC in Höhe von 30 Prozent im Jahr 2000 habe sich das Unternehmen hervorragend entwickelt. „So wird sich durch die Anteilsaufstockung an der Führungsstruktur der INAC nichts ändern, im Gegenteil: Das Führungsteam um Gianluca Lepratti genießt das volle und uneingeschränkte Vertrauen und ist ein ganz wesentlicher Grund für uns, den Anteil deutlich aufzustocken, die Anteilsmehrheit aber in der Familie Lepratti zu belassen.“

CEO von Bilstein: Marc T. Oehler.
CEO von Bilstein: Marc T. Oehler. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Die INAC biete mit der Aufstellung als Stahlservicecenter für C-Stahl-Güten und der leistungsfähigen und modernen Bandhärterei die ideale Ausgangsbasis, um „in einem sich massiv verändernden Marktumfeld gemeinsam mit Bilstein die Position in Italien und anderen Ländern weiter zu stärken“, vermeldet Bilstein.

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Töne der Freude gibt es deshalb auch vom Comer See: „Wir freuen uns sehr, die seit fast einem Vierteljahrhundert bestehende enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Bilstein auf eine neue Basis zu stellen, zukünftig unsere Synergien noch besser nutzen zu können und unsere gemeinsame Schlagkraft am Markt deutlich auszubauen“, so Gianluca Lepratti, geschäftsführender Gesellschafter und CEO von INAC.

Die Bilstein-Gruppe - hier ein Blick auf den Parkplatz vor dem Werk in Hohenlimburg - baut ihre Beteiligung am Unternehmen INAC in Italien aus.
Die Bilstein-Gruppe - hier ein Blick auf den Parkplatz vor dem Werk in Hohenlimburg - baut ihre Beteiligung am Unternehmen INAC in Italien aus. © WP | Michael Kleinrensing

Die familiengeführte Bilstein-Gruppe bündelt umfangreiche internationale Expertise in der Herstellung und dem Vertrieb von technischen Lösungen aus kaltgewalztem Bandstahl. Keimzelle und Zentrale des Unternehmens sind in Hohenlimburg. Die Gruppe erklärt selbst, zu „einem der stärksten internationalen Partner der Automobil- und verarbeitenden Industrie im Bereich Präzisionsbandstahl“ geworden zu sein. Zum Unternehmen gehören außerdem Hugo Vogelsang, Bilstein CEE in Tschechien und das Produktionswerk „Cold Rolled Steel“ in Kentucky (USA). Ein Werk gibt es auch in England, ein Büro auch in Shanghai.

„„Wir freuen uns sehr, die seit fast einem Vierteljahrhundert bestehende enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Bilstein auf eine neue Basis zu stellen, zukünftig unsere Synergien noch besser nutzen zu können und unsere gemeinsame Schlagkraft am Markt deutlich auszubauen““

Gianluca Lepratti, CEO von INA in Norditalien

INAC in Italien ist seit 1963 auf dem Markt und verfügt über einen großen Bestand an kaltgewalzten Kohlenstoffstahlbändern, die je nach Kundenbedarf in den Produktionsabteilungen für Längs- und Querschneiden sowie Härten und Anlassen bereitgestellt werden können. „Die Stärke der Bilstein Group und die Flexibilität von INAC sind eine perfekte Kombination, um Kunden in der ganzen Welt mit Lieferungen von 100 kg bis zu 100 Tonnen zufriedenzustellen“, heißt es aus der Bilstein-Zentrale.