Hagen. Von Schützenfest, über Katar, bis Tomorrowland: Die Lautsprecher und Lichter von Dirk Hering sind auf vielen Bühnen im Einsatz. Seine Geschichte:
Viele Senioren in den Pflegeheimen von Wohlbehagen sehen in Dirk Hering einen Hausmeister. Doch dass er schon mit dem Privatjet des Emirs von Katar geflogen und eine der höchsten Konzertbühnen Europas mit aufgebaut hat, das wissen nur wenige.
Nur zwei Anekdoten, die der Hagener in seinen 25 Jahren als selbständiger Veranstaltungstechniker gesammelt hat. Um diesen Bericht über seine Arbeit hatte er nicht gebeten. Den großen Auftritt überlässt er lieber den Künstlern auf der Bühne, die er mit seiner Licht- und Tontechnik in Szene setzt. Vielmehr entstanden diese Zeilen aus einem spontanen Gespräch heraus, in dem Dirk Hering den Reporter über die technischen Finessen der neuen Tonanlage für die Schloss-Spiele in Hohenlimburg aufklärte. Bei dem Kulturfest kümmert er sich um Licht und Sound.
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Irgendwo wird immer gefeiert
Der Hagener sitzt auf einer Box in seinem Lager, um ihn herum ein paar Kisten und Aluminiumträger zum Aufhängen von Scheinwerfern. Nicht gerade viel Equipment, welches sich da in 25 Jahren angesammelt hat, könnte man meinen. Doch der Eindruck täuscht, denn Hering besitzt viele Lautsprecher, Verstärker, Mikrofone und Lichtanlagen. Das meiste davon befindet sich aber im Einsatz. Schließlich ist Festivalsaison und so stehen die Ton- und Lichtanlagen verstreut auf Konzertbühnen vom Heavy-Metal-Festival in Wacken bis zum Techno-Musikfestival „Tomorrowland“ in Belgien, das an diesem Wochenende startet. „Irgendwo wird immer gefeiert“, sagt er.
„Ich wollte nicht auf den Markt drängen, es hat sich einfach entwickelt. Alles lief über Mund-zu-Mund-Propaganda“
Ausgebildeter Elektriker
Ursprünglich hat der Hagener eine Ausbildung zum Elektriker gemacht. Als DJ kam er mit dem Thema Ton in Kontakt. „Ich liebe Ton und habe mir dann die ersten Anlagen gekauft“, blickt der 46-Jährige zurück. Die Aufträge kamen und das Geschäft wuchs. Auf Sound folgten Scheinwerfer. „Der Ton ist sehr wichtig, aber eine Party ohne gutes Licht ist Mist.“ Er sattelte um auf Veranstaltungstechnik und gründete seine Ein-Mann-Firma. „Ich wollte nicht auf den Markt drängen, es hat sich einfach entwickelt. Alles lief über Mund-zu-Mund-Propaganda“, sagt Dirk Hering.
Von Carpendale bis „Böhse Onkelz“
So kam es, dass er in mehr als zwei Jahrzehnten auch als Bühnentechniker für Sänger wie Howard Carpendale und für Bands wie Rammstein gearbeitet hat. Vor zehn Jahren schraubte er Laser in rund 40 Metern Höhe auf die damals größte Bühne Europas, gebaut für das Comeback-Konzert der Rockband „Böhse Onkelz“ am Hockenheimring. Einsätze, die er mit der gleichen Freude angeht wie die Volksfeste vor der eigenen Haustür. So stattet er nicht nur die Schloss-Spiele mit seinem Equipment aus, sondern auch Schützenfeste und Karnevalssitzungen im Hagener Norden. „Mir ist es immer wichtig, Technik anzubieten, die einen Wow-Effekt hat.“
Einsatz für Scheich von Katar
Und wie war das nun mit dem Scheich und seinem Privatjet? Grund für diesen Auftrag war der Nationalfeiertag des Wüstenstaates Katar, der alljährlich mit viel Pomp und einem riesigen Feuerwerk in der Hauptstadt Doha gefeiert wird. Ein Kollege hatte sich damals um die Lichtshow gekümmert, erzählt Hering. „Doch es gab Probleme mit der Tonanlage und er rief mich an, ob ich nicht hinfliegen und helfen kann.“ Dafür stellte der Emir von Katar gleich seinen Privatjet zur Verfügung, der am Frankfurter Flughafen landete und den Hagener in den Wüstenstaat flog. Später folgte eine Einladung in den Palast, erinnert sich Dirk Hering zurück. „Ich hatte allerdings keine Krawatte, ich war ja zum Arbeiten da. Deshalb bin ich in Arbeitskleidung gegangen“, sagt er und lacht.
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Lebensgefährtin unterstützt
Ganz alleine ist er bei seiner Arbeit aber nicht. Unterstützt wird er von seiner Lebensgefährtin und von Mitarbeitern, die anpacken, wenn sie gerufen werden. „Ich habe per Zufall vor zwei Jahren einen jungen Tonmann entdeckt, der mischt die Töne wie ein junger Gott“, erzählt Hering. „Ich bin froh, dass ich ihn habe.“ Denn seit der Pandemie sei es immer schwieriger, zuverlässige Mitarbeiter zu finden. „Früher habe ich zehn Anrufe gemacht und zehn Freelancer bekommen. Heute mache ich 300 Anrufe und finde keinen.“
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Erster Urlaub seit Jahren
Er könne die Leute auch verstehen, sagt Hering. Arbeiten an Abenden und am Wochenende, immer in Bereitschaft - die Veranstaltungsbranche verlangt viel ab. Er liebt das, was er tut, sagt er. „Aber als Full-Time-Job kann ich es anderen nicht empfehlen.“ Selbst ist der umtriebige Hagener derweil längst nicht nur in der Veranstaltungstechnik aktiv. So kümmert er sich auch um technische Anlagen bei Wohlbehagen und jobbt beim Motorgeräte Fachhandel Jung. Doch in diesem Sommer gönnen er und seine Lebensgefährtin sich auch einen Urlaub - das erste Mal seit zwei Jahren.