Hagen. In Hohenlimburg will man nicht aufgeben. Doch der nächste Hagener Kunstrasen soll in Haspe gebaut werden. Die Argumente schaffen ein klares Bild.

Ein politischer Vorstoß für eine Neubewertung der Frage, ob ein neuer Kunstrasenplatz in Hagen-Haspe oder im Stadtbezirk Hohenlimburg dringender benötigt wird, ist kürzlich gescheitert. Die Hagener Stadtverwaltung pocht jedenfalls weiterhin auf Haspe als nächsten Standort - und hat Stand jetzt auch die politische Mehrheit hinter sich.

Aber wie geht die Stadt konkret vor, wenn es um die Beurteilung der Bedarfe von Vereinen geht? Nach welchen Kriterien wird entschieden, wo ein neuer Kunstrasenplatz gebaut wird? Auf eine Dringlichkeitsanfrage, die aus der Bezirksvertretung Hohenlimburg in den Sportausschuss gegangen ist, hat das Service-Zentrum Sport (SZS) Antworten geliefert. Die wichtigsten Fragen und Antworten in der Zusammenfassung:

Welche Vereine haben einen Anspruch auf einen Kunstrasenplatz?

Das Service-Zentrum Sport richtet sich nach der offiziellen Vergaberichtlinie. Darin heißt es unter anderem: „Anspruch auf Zuteilung von Trainings- und Spielzeiten auf Kunstrasenplätzen haben lediglich Vereine, die mindestens in den letzten drei Jahren kontinuierlich Jugendarbeit geleistet haben, es sei denn, mindestens eine Mannschaft spielt überkreislich (ab Bezirksliga), dann besteht ein Anspruch nur für diese Mannschaft. [...] Ein Anspruch auf Zuweisung eines bestimmten Kunstrasenplatzes im Stadtgebiet gibt es nicht.“ Das heißt: Wenn ein neuer Kunstrasenplatz gebaut wird, geht es allein um die Anzahl der anspruchsberechtigten Teams im Verhältnis zu den vorhandenen Spielflächen im jeweiligen Stadtbezirk. Bei der Beurteilung der Bedarfe geht es nie um einzelne Vereine, sondern um einen ganzen Stadtbezirk.

Auch interessant: Missbrauch: Schiedsrichterinnen belasten Ex-WBV-Funktionär

Was heißt das konkret für die Standorte Hohenlimburg und Haspe?

Ein Blick in die Datenlage gibt Aufschluss: Am Kirchenberg in Hohenlimburg trainieren auf dem Kunstrasen, dem Kleinspielfeld und dem Rasen im Erich-Berlet-Stadion zusammen aktuell 26 Teams. Am Ostfeld trainiert ein weiteres, nicht anspruchsberechtigtes Team, das bei der Beurteilung demnach keine Rolle spielt. In Haspe sind es auf der Bezirkssportanlage aktuell 22 Teams, auf dem Freiheitsplatz spielen und trainieren ein weiteres anspruchsberechtigtes Team und eins ohne entsprechenden Anspruch. Mit einfachen Worten ausgedrückt: Während in Hohenlimburg 26 anspruchsberechtigte Teams faktisch auf „zweieinhalb Rasenflächen“ (das Kleinspielfeld ist im Grunde nur fürs Training einsetzbar) zurückgreifen können, stehen den 23 Hasper Fußballteams hingegen „nur“ ein Kunstrasen und ein Ascheplatz zur Verfügung. Zusammengefasst: Durch dieses Verhältnis wird der Bedarf in Haspe als größer angesehen.

Es kommt immer wieder vor, dass der Naturrasen im Kirchenbergstadion witterungsbedingt nicht nutzbar ist. Dass der Platz - wie hier 2020 während der Corona-Pandemie - zur Baustelle wird, ist eher selten der Fall.
Es kommt immer wieder vor, dass der Naturrasen im Kirchenbergstadion witterungsbedingt nicht nutzbar ist. Dass der Platz - wie hier 2020 während der Corona-Pandemie - zur Baustelle wird, ist eher selten der Fall. © Fabian Sommer | Fabian Sommer

Entsprechen diese theoretischen Zahlen denn auch der Realität?

Den Angaben der Verwaltung zufolge ja. Offiziell seien in beiden Anlagen zuletzt keine Teams abgemeldet worden. Die Trainingseinheiten werden von den Vereinen regelmäßig genutzt.

Auch interessant: Stadionsanierung in Hagen: Türkspor Dortmund muss ausweichen

Wie viele Mannschaften können auf einem Platz trainieren?

Das ist Sache der Vereine. Das Service-Zentrum Sport stellt die Einheiten zur Verfügung. Und die Vereine teilen ihre Trainingszeiten selbst ein. Wenn ein Verein der Auffassung ist, dass zum Beispiel eine A-Jugend aus sportlichen Gründen fünf Einheiten pro Woche benötigt, kann ein Verein das so entscheiden. Wichtig ist, dass die Zeiten in Anspruch genommen werden.

Ein Luftbild der Bezirkssportanlage Haspe. Im Hagener Stadtbezirk gibt es 23 Teams, die einen Anspruch auf einen Kunstrasen haben. Aber nicht für alle gibt es genug Kapazitäten.
Ein Luftbild der Bezirkssportanlage Haspe. Im Hagener Stadtbezirk gibt es 23 Teams, die einen Anspruch auf einen Kunstrasen haben. Aber nicht für alle gibt es genug Kapazitäten. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Spielt es keine Rolle, dass der Naturrasen in Hohenlimburg mehrmals im Jahr nicht bespielbar ist?

Laut Sportamt spielt das keine entscheidende Rolle. „Der Naturrasen ist in der Regel nicht über Wochen gesperrt, sondern regulär an bestimmten Feiertagen geschlossen. Daneben kommt es immer wieder zu witterungsbedingten Sperrungen, wenn der Rasen wegen zu hohen Niederschlags oder Frost nicht bespielbar ist. Das war im Jahr 2022 viermal der Fall und im Folgejahr fünfmal.

Auch interessant: Hagen: Kunstrasen-Debatte geht in die nächste Runde

Und was ist mit dem Tennisplatz auf der Bezirkssportanlage Haspe, könnte man dort nicht trainieren?

Laut Verwaltung ist das keine Lösung. In der Begründung heißt es: „Der Platz ist seit vielen Jahren nicht mehr in Nutzung. Punktuell wird hier ein Training für Minikicker abgehalten. Dies ist aufgrund der Platzform, aber auch wegen des in die Jahre gekommenen, rutschigen Untergrunds je nach Witterung nur an wenigen Tagen im Jahr möglich.“

Spielt der Leistungsgedanke denn keine Rolle, wenn der SV Hohenlimburg 1910 etwa in der Westfalenliga spielt?

Laut SZS geht es tatsächlich vordergründig um die Zahl der anspruchsberechtigten Teams. „Daher ist es in diesem Zusammenhang auch nicht relevant, ob der SV Hohenlimburg aufgrund der Ligazugehörigkeit mehr Punkte besitzt als der Hasper SV (Bezirksliga, Anm. d. Red.).“ Denn alle Teams, die bei der Abwägung der Standorte Haspe und Hohenlimburg eine Rolle spielen, seien anspruchsberechtigt. Ausnahme ist der A-Ligist TSK Hohenlimburg, der wegen seiner Ligazugehörigkeit und fehlender Jugendarbeit nicht dazu zählt.