Hagen. Bei einer großen Kontrollaktion stoßen die Hagener Behörden auf zahlreiche Mängel. An einem Haus werden Fäkalien einfach auf die Straße geleitet.
Der Bürgersteig wird bedeckt von Laub und einer braunen, klebrigen Masse. Offenbar handelt es sich dabei um Fäkalien, die sich nicht nur über den Bürgersteig und bis auf die Straße verteilen, sondern sich auch auf dem durch einen Zaun abgegrenzten Grundstück sammeln: „Bei der Immobilie fehlt ein Abwasserrohr, sodass sich Fäkalabfälle des betroffenen Hauses über Bürgersteig, Grünstreifen und Straße verteilen“, erklärt die Stadt zu einem Einsatz in Wehringhausen. Der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) hätte die Eigentümerin bereits zur Sanierung aufgefordert, bislang jedoch ohne Erfolg. Daraufhin hat es eine erneute Kontrolle durch die Stadt gegeben. „Der Bereich ist von uns gesäubert worden“, erklärt Michael Kaub, Sprecher der Stadt Hagen. Die Probleme bestünden erst seit Kurzem, und man stehe nach Beschwerden in Kontakt mit der Eigentümerin. „Wir drängen darauf, dass das Problem so schnell wie möglich behoben wird“, erklärt Kaub zu dem Haus, an dem es vorher keine Probleme gegeben haben soll.
„Der Bereich ist von uns gesäubert worden. Wir drängen darauf, dass das Problem so schnell wie möglich behoben wird.“
Es war nicht die einzige Kontrolle, die die Stadt in dieser Woche durchgeführt hat. Schimmelbefall, freiliegende Elektroleitungen: Unter Leitung des Ordnungsamtes Hagen haben Wohnungsaufsicht, Gewerbeaufsicht, Umweltamt, Feuerwehr, Polizei, Jobcenter und Enervie erneut in mehreren Problemimmobilien kontrolliert und teilweise gravierende Mängel in den acht Häusern festgestellt. Die Stadt führt immer wieder derartige Kontrollaktionen durch, um unter anderem den melderechtlichen Status, die Rechtmäßigkeit von Leistungsbezügen, Müll- und Schädlingsproblematiken oder Brandlasten aufzudecken.
In einem der überprüften Häuser habe Wasser im Keller gestanden und der strenge Geruch breitete sich auch in die angrenzenden Straßen aus, sodass Anwohner sich beschwerten. Des Weiteren überprüfte die Bauordnung in einer Immobilie noch mehrere Balkone, „deren Handläufe und Bodenplatten durchnässt und durchgefault sind sowie defekte Treppenstufen aus Holz“, so die Stadt zu dem Einsatz.
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Schimmel und freiliegende Leitungen entdeckt
Von 289 gemeldeten Personen konnten die Mitarbeiter 212 vor Ort überprüfen. Sechs angetroffene Bewohnerinnen und Bewohner waren nicht gemeldet, 15 Personen werden im Nachgang von Amts wegen abgemeldet.
In jeder überprüften Immobilie seien darüber hinaus unterschiedliche Mängel festgestellt worden, „beispielsweise Schimmelbefall durch Wasserschaden und falsches Lüften, defekte Klingel- und Briefkastenanlagen, nicht schließende Fenster, fehlende und lockere Treppengeländer sowie -streben, defekte Heizungen, freiliegende Elektroleitungen im Treppenhaus, Brandlasten in nahezu allen Treppenhäusern sowie fehlende oder funktionslose Rauchwarnmelder“, zählt die Stadt auf. Viele der Missstände seien durch Vandalismus verursacht worden, vermutlich von Hausbewohnern.
127 Kontrollaktionen seit 2015
Die regelmäßigen Überprüfungen von problematischen Häusern finden bereits seit 2015 statt. Seitdem haben die Behörden 127 Kontrollen durchgeführt, 1.064 Immobilien begangen, 6.393 Personen überprüft, 777 Personen von Amts wegen abgemeldet und illegal bezogene Leistungen entsprechend zurückgefordert sowie 1.150 Personen angetroffen, die nicht gemeldet waren. „Hinzu kommen seit 2021 insgesamt 123 festgestellte Fälle von Schulabsentismus, 16 vollstreckte Haftbefehle, 17 durch die Bauordnung ausgesprochene Nutzungsuntersagungen und 51 abgemeldete Gewerbe“, so die Bilanz der Stadt. Zudem seien in 125 Fällen Müllmängel und in 49 Fällen ein Schädlingsbefall erfasst sowie 370 Wohnungsmängel und 83 Brandschutzmängel festgestellt worden. Auch die Familienkasse NRW, das Schulamt, Jugendamt und Bürgeramt, der Hagener Entsorgungsbetrieb, die Steuerfahndung sowie die Deutsche Bahn unterstützen regelmäßig die Großaktionen der Verwaltung.