Hagen. Konzernabschluss erzielt fast eine schwarze Null. Zwölf Hagener Gesellschaften sind unter einem Dach gebündelt.
Dieses Leitbild klingt ambitioniert: „Wir wollen das Leben in Hagen attraktiver machen und zugleich zeigen, dass es voller Möglichkeiten ist.“ Dieses durchaus idealistische Ziel formuliert ein Mann, der als Chef eines kommunalen Konzerns mit 1307 Beschäftigten sich vorzugsweise um die Daseinsvorsorge in der Stadt kümmert. Er trägt zugleich die Verantwortung dafür, dass beim Bus- und Bäderbetrieb, aber auch in der Stadthalle, bei der Müllabfuhr (HEB) oder beim Betrieb für Sozialeinrichtungen (BSH) die Zahlen stimmen und somit der erforderliche finanzielle Zuschuss für den Steuerbürger nicht ins Uferlose steigt. So gesehen präsentierte Markus Monßen-Wackerbeck, Geschäftsführer der Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (HVG-Gruppe), am Montag den Gesellschaftern bei der Vorlage der 2023er-Bilanzdaten in komplizierten Zeiten ein durchaus erfreuliches Zahlenwerk: „Die HVG-Gruppe ist nach wie vor robust. Beim Konzernabschluss haben wir sogar fast eine schwarze Null erreicht (-0,6 Mio.). Daher bin ich mit den Ergebnissen grundsätzlich zufrieden.“
„Wir planen in den nächsten fünf Jahren etwa 50 Millionen Euro für die Infrastruktur auszugeben – etwa die Hälfte der Mittel soll dabei aus Fördertöpfen fließen.“
Weitere Themen aus Hagen und Breckerfeld
- Containerdorf für Flüchtlinge: Es rumort an der Hestert
- Schick statt abgeranzt: Neuer Pavillon an Schule in Berchum
- Hagen: „Jetzt hole ich mir den türkischen Pass zurück“
- Doppelte Staatsbürgerschaft: Hagen rechnet mit mehr Anträgen
- Hagen in der Tagesschau - und zwar mit positiver Botschaft
- Geheimtipp: Die Ennepe-Runde ist ein verborgener Schatz
- Ertrunkene Amira: Mutter spricht über das Badeunglück
Zumal damit die wesentliche Basis dafür geschaffen ist, dass dringend erforderliche Investitionen in den nächsten Jahren von dem Konzern, unter dessen Dach ein Dutzend Gesellschaften agieren, gestemmt werden können: „Wir planen in den nächsten fünf Jahren etwa 50 Millionen Euro für die Infrastruktur auszugeben – etwa die Hälfte der Mittel soll dabei aus Fördertöpfen fließen“, skizziert der HVG-Chef den Rahmen. Den größten sichtbaren Wandel dürfte es dabei bei der Hagener Straßenbahn AG (HST) geben, die das Geschäftsjahr trotz verbesserter Fahrgastzahlen und einem Deutschland-Ticket-Abozuwachs (9000 neue Kunden) leicht verbessert mit einem Minus von 17,1 Millionen Euro abschließt. Hier sollen zu den 14 bereits vorhandenen Elektrobussen bis zum Jahr 2029 etwa 38 weitere Fahrzeuge unter Strom mit der dazugehörigen Infrastruktur hinzukommen. Eine Gestaltungsoffensive soll es obendrein für etwa sechs Millionen Euro rund um die 1200 Bushaltestellen geben, die mit DFI-Anzeigern (Dynamische Fahrgastinformation), Begrünungen oder auch frischer Farbe das Blechbüchsen-Image vergessen machen sollen.
Buskunden zeigen sich zufrieden
Überhaupt scheint der Ruf der HST, vom Thema Sauberkeit mal abgesehen, bei den Kunden gut zu sein, so das Ergebnis von Fahrgastbefragungen. Zumal sich nach den gemeinsamen Kampagnen mit der Polizei auch das Thema Gewalt deutlich verbessert habe: „Wir haben das im Griff, ohne sagen zu wollen, dass es schon gut ist“, verweist Monßen-Wackerbeck darauf, dass die Zahl der Übergriffe anderswo kaum besser ausfalle. Positive Resonanz gebe es zudem auf das erweiterte Nacht-Express-Angebot, das das Verkehrsunternehmen jetzt erst einmal wirken lassen möchte.
Weitere Zahlen und Fakten
Die Bilanzsumme der HVG-Gruppe ist gegenüber dem Vorjahr vorzugsweise durch Investitionen im Volumen von knapp 18 Millionen Euro auf insgesamt 289 Millionen Euro gestiegen. Die Eigenkapitalquote lag zuletzt bei 68,1 Prozent.
Auf Einzelabschluss-Ebene blieb der Ergebnisbeitrag (Dividende) der Enervie mit sechs Millionen Euro konstant. „Damit liegen wir noch immer unter dem Wert des Vorkrisenniveaus – im Jahr 2013 waren es noch 7,25 Millionen Euro“, erinnert HVG-Geschäftsführer Markus Monßen-Wackerbeck. Von der im nächsten Bilanzjahr wirksamen Dividende-Erhöhung wird die HVG allerdings nicht direkt profitieren, sondern vor allem der Steuerbürger, weil sich der städtische Zuschuss entsprechend reduziert.
Daran ändert auch nichts die Tatsache, dass die HVG-Gruppe die stark gestiegenen Kosten für die Umgestaltung des Familienbades in Hengstey weitgehend alleine trägt. Ursprünglich war angedacht, hier mit einem Budget von 2,75 Millionen Euro auskommen zu wollen, an dem die Stadt sich mit 950.000 Euro beteiligt. Bei diesem Beitrag ist es seitens der klammen Kommune geblieben, während Extra-Begehrlichkeiten und gestiegene Kosten die Gesamtinvestitionen inzwischen auf 5,7 Millionen Euro in die Höhe schnellen ließen. Eine Preisexplosion, die über die nächsten Jahre alleine die HVG abtragen muss.
Verbessert hat sich ebenfalls das Hagenbad-Ergebnis (-4,1 Mio.), was natürlich vorzugsweise der weiterhin guten Auslastung des Westfalenbades (545.070 Besucher/ein Plus von 61.431 Gästen) geschuldet ist. Hier wird in den nächsten Monaten – nicht zuletzt vor dem Hintergrund des jüngsten Todesfalls mit einer Fünfjährigen – in die Sicherheit für die Badegäste investiert, aber es gibt auch erste Überlegungen zur Erweiterung der Sauna-Landschaft, um die Attraktivität des Hauses zu bewahren. Parallel startet die HVG-Gruppe, die bis zum Jahr 2030 ihre CO₂-Bilanz um 30 Prozent verbessern möchte, dort ihre Photovoltaik-Offensive: „Wir werden für etwa 400.000 Euro auf dem Westfalenbad eine Solaranlage montieren lassen, ohne die Dachbegrünung wesentlich reduzieren zu müssen“, kündigt Monßen-Wackerbeck an. Die gewonnene Energie könne zu 100 Prozent direkt im Bad verbraucht werden, sodass die Anlage sich bereits nach fünf Jahren amortisiere.
Stärken und Schwächen
Ein Rekordergebnis präsentierte im vergangenen Jahr die Hagener Stadthalle, die ebenfalls unter dem Dach der HVG-Gruppe einen Umsatz von 1,66 Millionen Euro erreichte. Damit wird der kommunale Zuschussbetrag für den Betrieb der Veranstaltungsstätte unter die 500.000-Euro-Schwelle gedrückt. Über Plan lag auch das Ergebnis von 1,2 Millionen Euro beim Hagener Entsorgungsbetrieb. Dazu hat vor allem das 2023 eingeführte, neue Behälter-Identifikationssystem beigetragen: 54.850 Tonnen Abfälle wurden in der Müllverbrennungsanlage thermisch verwertet.
Auf ein schwieriges Jahr blickt derweil der BSH, der 2023 in die roten Zahlen schlitterte. Zum einen bleibt die Tagespflege nach Corona weiterhin ein schwieriges Geschäftsfeld, zum anderen sorgen hohe Krankenstände und Fachkräftemangel dafür, dass Vakanzen mit teuren Leihkräften aufgefangen werden müssen. Verluste gab es zudem beim Werkhof, weil für verschiedene Qualifizierungsmaßnahmen die Finanzierung wegbrach. Um gegenzusteuern, wurde nicht bloß ein Optimierungskonzept aufgelegt, sondern die HVG-Gruppe unterstützt auch bei Buchhaltung und IT, während der Werkhof beim Konzernpartner jetzt die Kantine betreibt.
Vor allem die verbesserten Ergebnisse bei Hagener Straßenbahn AG (HST) und Hagenbad sind der Grund dafür, dass der HVG-Einzelabschluss mit einem Fehlbetrag von 14,5 Millionen Euro sogar geringer ausfiel als im Vorjahr (-15 Mio.). Der städtische Liquiditätszuschuss bewegt sich mit 13 Millionen Euro auf dem Niveau von 2018, „ohne Aussicht auf deutliche Erhöhung“, weiß Monßen-Wackerbeck um die finanziellen Realitäten in der Stadt.