Hagen. Die kleine Amira (5) ist nach einem Schwimmunfall nun am Freitag gestorben. Hagenbad hat mit der Aufarbeitung des tragischen Unglücks begonnen.

Mädchen nach Badeunfall (6) in Lebensgefahr: Westfalenbad Hagen

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      Seit vergangenem Sonntag, 23. Juni, schimmert die sonst so bunte Hagenbad-Welt nur noch in Grau. Kurz vor Schließung der Wasserwelten wurde dort ein fünfjähriges Mädchen regungslos im Freizeitbecken des Hagener Westfalenbades entdeckt. Nach erfolgreicher Wiederbelebung durch das Schwimmmeisterteam sowie zwei zufällig anwesende Medizinstudenten hat das Kind am Freitag den Kampf um sein Leben verloren.

      Stille Betroffenheit diktiert seitdem den Rhythmus nicht nur an den Beckenrändern, sondern im gesamten Unternehmen.

      M. Kleinrensing WP Hagen HVG Westfalenbad
      Ist tief betroffen: HVG-Geschäftsführer Markus Monßen-Wackerbeck.  © WP | Michael Kleinrensing

      „Die Mitarbeiter aus der Spätschicht sind zurzeit außer Dienst und werden auf Wunsch auch psychologisch betreut“, erklären Hagenbad-Geschäftsführer und HVG-Chef Markus Monßen-Wackerbeck und Bäderleiter Volker Külpmann sichtlich angefasst und voller Empathie mit der Familie im Exklusiv-Interview mit der Stadtredaktion. „Die aktuelle Situation ist für alle Beteiligten belastend, die Mitarbeiter sind hoch sensibilisiert und sicherlich angespannter als üblich.“

      Obwohl die Abläufe des vergangenen Wochenendes noch weitgehend im Nebel liegen, die wenigen Zeugenaussagen sich in Teilen sogar widersprechen und die polizeilichen Ermittlungen längst nicht abgeschlossen sind, hat die Social-Media-Gemeinde mit besserwisserischer Gnadenlosigkeit längst ihre Urteile gefällt.

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      Lage wird komplett analysiert

      „Nach so einem Vorfall kann es kein ,Weiter so!‘ geben“, ist es für Monßen-Wackerbeck und Külpmann eine Selbstverständlichkeit, dass die potenzielle Gefährdungslage im Westfalenbad, aber auch in den übrigen Hagenbad-Betriebsstätten in Hagen nach dem gravierendsten Vorfall in der bislang 14-jährigen Westfalenbad-Geschichte neu beurteilt und eingeschätzt wird sowie Sicherheitsmaßnahmen bei Bedarf selbstverständlich nachgeschärft werden. Dieser Prozess sei zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht abgeschlossen. Allerdings geht Bäderleiter Külpmann fest davon aus, dass die bereits bestehende Videoüberwachung im Bad, deren Bilder in der Schwimmmeisterkabine auflaufen, noch einmal erweitert und intensiviert wird.

      „Nach so einem Vorfall kann es kein ,Weiter so!‘ geben.“

      Markus Monßen-Wackerbeck
      Hagenbad-Geschäftsführer und HVG-Chef

      „Darüber hinaus beschäftigen wir uns seit geraumer Zeit mit Überwachungssystemen, die auf Künstlicher Intelligenz basieren“, will Monßen-Wackerbeck an Pilotprojekte anderer Bäderbetreiber anknüpfen. „Natürlich ist KI mittlerweile zum Modewort geworden und in aller Munde, aber wir prüfen derzeit ganz konkret, wie wir mit KI-basierten Überwachungssystemen unser Aufsichtspersonal unterstützen können. Vor dem Hintergrund des tragischen Geschehens werden wir dies jetzt mit Hochdruck forcieren.“ Dabei würden Kamerabilder auf atypische Bewegungsmuster in den Becken achten und bei Auffälligkeiten die Aufsicht alarmieren. Gleichzeitig betont der Hagenbad-Geschäftsführer ausdrücklich: „Wir wollen dadurch kein Aufsichtspersonal einsparen, sondern KI als Ergänzung nutzen.“

      Tragischer Badeunfall: Kind (6) in Lebensgefahr - Medizinstudenten leisten sofort Erste Hilfe und reanimieren das bewusstlose Kind  Hagen (NRW) – Im Westfalenbad ereignete sich am Sonntagabend (23.06.2024) kurz vor Ende der Badezeit ein tragischer Unglücksfall. Nach Angaben der Polizei trieb ein sechsjähriges Mädchen leblos im Wasser des Freizeitbades. Das bewusstlose Kind wurde sofort aus dem Wasser gezogen. Zwei Medizinstudenten hätten laut Polizei sofort vorbildlich Erste Hilfe geleistet. Sie führten die Reanimation bis zum Eintreffen der Rettungskräfte durch. Auch ein Rettungshubschrauber und ein Kindernotarzt waren vor Ort und kämpften um das Leben des Mädchens. Die Rettungskräfte stabilisierten das Kind und brachten es mit dem Rettungswagen in eine Kinderklinik. Es schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Die Hintergründe des Badeunfalls sind derzeit Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen.
      Der tragische Badeunfall beschäftigt die Mitarbeiter des Westfalenbads stark. © Alex Talash | Alex Talash

      In einigen Schwimmbädern werden auf künstlicher Intelligenz basierende Systeme bereits getestet oder eingesetzt, „das Feedback fällt allgemein positiv aus, allerdings gibt es derzeit noch viele ,Kinderkrankheiten‘, sprich, die Warnquote fällt oft sehr hoch und fehlerhaft aus“. Im kommenden Jahr wolle man aber auf jeden Fall eine KI-gestützte Kamera in einem Hagener Bad einsetzen, „wahrscheinlich im Westfalenbad“.

      Weitere Schwimmkurse für Kinder

      Darüber hinaus intensiviert Hagenbad bereits in diesem Sommer sein Angebot an Kinderschwimmkursen. Insgesamt sind zum Teil im engen Schulterschluss mit den Hagener Wohnungsgesellschaften 24 Lehrgänge geplant, die von einem externen Dienstleister durchgeführt werden. Dadurch steht das hauseigene Personal auch weiterhin für das breite Aufgabenspektrum rund um die Becken zur Verfügung. Auch die inzwischen in den Bädern agierenden Sicherheitskräfte, die für einen geordneten Betrieb in den Schwimmstätten sorgen, werden inzwischen neben dem Stammteam extern hinzugezogen, bringen jedoch obendrein häufig eine Befähigung zum Rettungsschwimmer mit.

      Ein Blick von oben in den Bereich des Freizeitbades im Westfalenbad: Das Dach kann dank der modernen Antriebstechnik geöffnet oder geschlossen werden.
      Ein Blick von oben in den Bereich des Freizeitbades im Westfalenbad: Das Dach kann dank der modernen Antriebstechnik geöffnet oder geschlossen werden. © WP | DEMAG

      Schwimmbad mit Cabriodach

      Das Westfalenbad am Ischeland, Stadionstraße 15, wurde 2010 in  Betrieb genommen.

      Das Dach über dem Freizeitbad-Bereich im Westfalenbad kann dank einer modernen Antriebstechnik geöffnet oder geschlossen werden (Cabriodach).

      Zu Hagenbad gehören vier Bäder: das Westfalenbad sowie die Freibäder Hengstey, Hestert und Lennebad;  insgesamt sind dort 77 festangestellte  Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, außerdem  zahlreiche externe Kräfte

      Grundsätzlich vertritt Monßen-Wackerbeck die Haltung, dass die Verantwortung für Minderjährige durch Eltern und den Bäderbetrieb ineinandergreifen müsse. Die Haus- und Badeordnung des Westfalenbades, die auf dem Regelwerk der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen sowie den aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch sich ableitenden Aufsichtspflichten basiert, sagt eindeutig, dass Begleitpersonen verantwortlich für die Aufsicht über die Kinder bleiben. Das gilt insbesondere für Kleinkinder bis zum 7. Lebensjahr. Eltern sind somit keineswegs von ihren Aufsichtspflichten entbunden, wenn sie das Drehkreuz eines Bades passieren. Darüber hinaus ist es Aufgabe der Aufsichtspersonen des Bäderbetriebes, bei regelmäßigen Standortwechseln sowohl die Wasserflächen als auch den Beckenboden zu beobachten. Daraus leitet sich jedoch keineswegs eine Verpflichtung zur lückenlosen Observierung eines jeden Schwimmers ab.

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      „Die aktuelle Situation ist für alle Beteiligten belastend, die Mitarbeiter sich hoch sensibilisiert und sicherlich angespannter als üblich.“

      Volker Külpmann
      Hagenbad-Bäderleiter

      Im Westfalenbad gibt es einige Bereiche, die nicht videoüberwacht sind; es liegt von Sonntagabend auch keine Totalaufnahme, die das Becken des Freizeitbades zeigt, vor.

      Personalschlüssel aufgestockt

      Der Personalschlüssel für das Hagenbad-Aufsichtspersonal ist über den Stellenplan fest definiert. Dieser leitet sich aus den örtlichen Gegebenheiten, aber auch den Einschätzungen von beratenden Fachleuten auf Basis der Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Bäderwesen ab, die gemeinsam mit Hagenbad eine eigene Gefährdungspotenzialanalyse zur Ermittlung des Personalschlüssels vornehmen. Hier werden stetig neue Erkenntnisse eingearbeitet und der Personalschlüssel wird nachgeschärft, verweist Monßen-Wackerbeck darauf, dass das Personal im Vergleich zum Westfalenbad-Ursprungskonzept bereits um eine Stelle aufgestockt wurde: „Wir betreiben kein Bad, wenn wir nicht die Wasseraufsichten haben, die dafür vorgesehen sind.“

      Entsprechend entsprach auch die Aufsichtsbesetzung am vergangenen Sonntag, als es kurz vor Toresschluss zu dem tragischen Unglück kam, dem erforderlichen Stellenplan. Welche Konsequenzen sich darüber hinaus aus dem Vorfall ableiten lassen, müssen die noch andauernden Analysen des Vorfalls durch Hagenbad sowie die Ermittlungsbehörden ergeben.