Breckerfeld. Der EN-Kreis will eine Fahrradtour in den Mittelpunkt rücken, die durch Breckerfeld führt. Was die Ennepe-Runde ausmacht und wo es hapert.
Die Fahrradtour findet auf einer Route der Sinne statt. Weil man an diesem traumhaften Sommermorgen von den Höhen so weit blicken und so viel sehen kann. Weil man bei einer Rast am Rand einen Schluck frisches Wasser schmecken kann. Aber vor allem - und das ist das Erstaunliche - weil man so viel hören kann. Das gleichmäßige Surren der Kette natürlich. Aber eben auch das Summen der Bienen im Hang direkt an der Straße, wenn man das Rad mal für einen kurzen Moment stoppt. Und natürlich das Plätschern der Ennepe. Jenes Flusses, der dieser 45 Kilometer langen Tour ihren Namen gibt, an dessen Ufern links und rechts die Strecke entlang führt und der die Städte, die man erreicht - Breckerfeld, Ennepetal, Hagen - miteinander verbindet.
Thomas Lay und Tim Buck, der Erste stellvertretender Bürgermeister, der Zweite Mitarbeiter der Stadtverwaltung, engagieren sich für den Tourismus in Breckerfeld und damit im EN-Kreis. Und beide sind Mitglieder einer Arbeitsgruppe, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die sogenannte Ennepe-Runde aufzuwerten. Eine in Teilen schlecht ausgewiesene Radstrecke, die es schon seit Jahrzehnten gibt, die aber nur wenige kennen. Ein verborgener touristischer Schatz, der quasi an der Breckerfelder Stadtgrenze entlang hinab in eines der schönsten Flusstäler weit und breit führt - ins Tal der Ennepe.
Auf der Suche nach Wegweisern
Wer wie Lay und Buck auf der Ennepe-Runde unterwegs ist, dem sind profunde Pfadfinder-Kenntnisse im wahrsten Sinne des Wortes nicht im Weg. Die Beschilderung fehlt zum Teil ganz, zum Teil liegt sie so außerhalb der Wahrnehmung, dass sie im Vorbeifahren übersehen wird (der Radfahrer muss sich ja auch auf Strecke und Verkehr konzentrieren). Einige Schilder sind so begrünt, dass sie gut getarnt und unbemerkt in der Natur untertauchen. Ein Blick auf eine Papierkarte, wie es sie beispielsweise im Rathaus in Breckerfeld gibt, oder der Download der Route auf ein Fahrrad-Navi oder Handy ist also ratsam.
Mehr zur Ennepe-Runde
- Hier geht es zur Umfrage über die Ennepe-Runde
- Weitere Infos zu Baustellen auf der Tour
- Die Tour zum Download
Lay und Buck fahren sie also selbst, die Ennepe-Runde, an diesem sonnigen Morgen. Und damit rollen sie - ohne jede Übertreibung - zumindest von Breckerfeld aus auf einer der schönsten Radstrecken, die man sich vorstellen kann. Vor allem erst einmal bergab.
Umfrage unter Radfahrern
Dabei geht es beiden auch darum, das Schöne noch schöner zu machen. Das Potenzial, das in diesem Schatz schlummert, zu heben. Das wollen die beiden nicht allein. Sondern in dieser frühen Phase, in der Politik noch nicht beteiligt ist und auf Arbeitsebene konzipiert wird, wollen sie die Nutzer beteiligen. „Wir haben eine Umfrage gestartet“, sagt Thomas Lay, „wir wollen, dass uns die Menschen Hinweise geben, was man noch verbesser kann.“
Erster Hinweis: die Beschilderung. Zweiter Hinweis: Rastmöglichkeiten. Zumindest im Abschnitt zwischen Breckerfeld und dem Freizeitbad Platsch in Ennepetal. Zum Beispiel oberhalb der Ennepetalsperre hinter dem Örtchen Holthausen, wo der Borkenkäfer Fakten geschaffen hat. Seit eine Tannenschonung gerodet wurde, eröffnet sich ein traumhaft weiter Blick auf die Ausläufer der Ennepetalsperre, der schon fast kitschig an eine Werbung einer großen Brauerei für ihr Pilsbier erinnert.
Abstecher auf Talsperren-Mauer
Pilsbier aber ist mit dem süffigen Breckbräu weit. Dafür das Wasser, aus dem es gebraut wird, nicht. Die Talsperre versorgt die Hansestadt mit Wasser. Ein kurzer Abstecher auf die Mauer ist ein Muss. Auch für uns. „Wir leben schon richtig schön“, sagt Tim Buck und blickt hinaus auf den künstlichen See, der hinten durch die Ennepe gespeist wird und die sich unterhalb der Mauer ihren Weg weiter durch das Tal sucht.
Zeit für einen kurzen Plausch - über diese Rad-Runde und das, was aus ihr werden könnte. „Uns geht es darum, erst einmal eine Zielgruppe zu definieren“, sagt Tim Buck, der sehr wohl ahnt, wie breit die ist, als eine Gruppe von 14 Damen und Herren im besten Alter auf E-Bikes und später eine Schulklasse vorbeirollt. Familien gehören dazu, Rentner, aber wohl auch jene, die eher sportlich unterwegs sind.
Sie alle können hier radeln. Sie alle können aber auch einen Fluss erleben, der einem Ort einen Namen gibt. Zum Beispiel in einer scharfen Linkskurve wenige hundert Meter vor dem Freizeitbad „Platsch“ (längst nicht die einzige Freizeitattraktion an der Strecke), von der ein kurzer Waldweg abzweigt, der an einen Kieselstrand am Fluss führt. Wer Abkühlung braucht, kann zumindest hier die Füße in den Fluss halten. Eine Bank? Fehlanzeige.
Konkurrenz durch Motorradfahrer
Ja - es ist eine Route der Sinne, auf der man viel hören und sehen kann. Eine aber, die in weiten Teilen entlang der mittlerweile gut ausgebauten Landstraße 699 führt. Und so kann man besonders an den Wochenenden auch zahlreiche Motorradfahrer erst hören und dann sehen. Längst nicht alle halten sich an eine angemessene Geschwindigkeit. Holzkreuze zeugen von tragischen Unfällen. Die einzige Schattenseite in einem der schönsten Täler, das man sich ausmalen mag.
Nach 45 Kilometern ist man - völlig gleich, wo man gestartet ist - auf der Rundstrecke wieder dort, wo es losging. Wem das zu viel ist oder wer die beiden Baustellen (südlich der Küperei auf Ennepetaler Stadtgebiet und ab Talsperrenweg entlang des Hasper Baches) meiden will, dem bieten sich Abkürzungen mit stärkeren Steigungen an. Zum Beispiel durch das Steinbachtal oder über den Behlinger Weg.