Hestert. Der Staatsschutz ermittelt bereits. Dazu kommen die Herausforderungen mit Blick auf das Naturdenkmal Kluterthöhle.
Während auf dem Klutertsportplatz auf der Hestert Probebohrungen laufen, um die Standfestigkeit für ein mögliches Flüchtlings-Containerdorf zu prüfen (wir berichteten), formiert sich Protest auf der Hasper Höhe. Sogar der Staatsschutz ermittelt.
Darüber hinaus scheint zum gegenwärtigen Zeitpunkt völlig unklar, wie das Containerdorf sich nicht nur mit der Nähe zur direkt angrenzenden Wohnbebauung verhält, sondern auch zum Naturdenkmal Kluterthöhle, das direkt unter dem alten Ascheplatz liegt und von großer geologischer Bedeutung ist.
Nach Informationen dieser Zeitung bildet sich auf der oberen Hestert bereits eine kleine Initiative von Bürgern heraus, die den Bau des Containerdorfs auf dem alten Sportplatz immens ablehnt. Die Situation stellt sich so dar, dass das mögliche Containerdorf bei Anfahrten - zum Beispiel von Sicherheitsdiensten oder Cateringunternehmen - nur über die Friedrichstraße erreichbar wäre, die noch dazu eine Spielstraße ist. Ein Trampelpfad von der Eugen-Richter-Straße ist zwar vorhanden, kann aber aktuell nicht wirklich als Wege-Infrastruktur bezeichnet werden.
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Verkehrliche Anbindung als Problem
Die verkehrliche Anbindung ist ein Problem. Sie war es auch schon, als in den vergangenen Jahren feststand, dass der Platz nicht mehr als Sportstätte genutzt wird (die Kicker von Fortuna Hagen haben ihn verlassen). 2018 zog die Verwaltung einen Schlussstrich unter Gedankenspiele zu einer möglichen Wohnbebauung. Die Gründe: die beschränkte verkehrliche Erschließung, unterdurchschnittliche Versorgung an Infrastruktureinrichtungen und Lärmimmissionen, die durch den benachbarten Tennisplatz verursacht werden. Im Zuge eines integrierten Stadtteilentwicklungskonzeptes könne die Fläche neu entwickelt werden, hieß es damals.
Das alte und heruntergekommene Vereinsheim am Klutert-Sportplatz ist nach Bekanntwerden der Containerdorf-Pläne beschmiert worden mit Schriftzügen wie „Wir wollen hier keine Flüchtlinge“ und anderen Dingen. Der Staatsschutz hat sich diesen Schmierereien angenommen, die ein Fingerzeig für die ablehnende Haltung auf der Hestert sind, wo Flüchtlinge, im Gegensatz zum geplanten Containerdorf-Standort am Kirchenberg in Hohenlimburg, sehr isoliert untergebracht wären. Anbindungen an Einkaufsläden oder andere Infrastruktur ist nicht gegeben.
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Auch kein Sportplatz 2.0?
In den Augen von Kritikern verbaue man sich mit einem Containerdorf-Standort nicht nur die Möglichkeiten zur Entwicklung der Fläche, auch ein möglicher „Sportplatz 2.0“ würde damit erstmal auf die lange Bank geschoben. Im Stadtgebiet sollen laut Sportentwicklungsplanung mehrere Standorte langfristig zu zentralen Sport- und Freizeitanlagen für die Bevölkerung weiterentwickelt werden. Dies bedeutet zum einen eine Öffnung von Teilen der Sportaußenanlagen, zum anderen eine Erweiterung der Fläche für Sport- und Bewegungsmöglichkeiten für unterschiedliche Alters- und Zielgruppen (z.B. Fitnessgeräte, 3x3-Basketball, Boulderanlage, Slacklines, Beachfelder und Bouleanlage). Anlagen wie diese sollen einen modernen Sportplatzbegriff verkörpern und der stillgelegte Klutert-Sportplatz gilt schon länger als eine der favorisierten Flächen dafür.
Ein Masterplan sollte her
Für diesen und weitere in Frage kommende Standorte sollten eigene Masterpläne zur inhaltlichen Gestaltung, zur schrittweisen Umsetzung (Stufenplan) und zur Organisation des Betriebs der Anlage erarbeitet werden. „Wie bereits mitgeteilt, prüfen wir verwaltungsseitig verschiedene Standorte, um weitere Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen“, geht Stadt-Pressesprecher Michael Kaub in einer Antwort an die Redaktion zunächst noch mal auf die Flüchtlingssituation ein. „Bislang gibt es aber keine abgeschlossenen Prüfungen zu Standorten und somit auch keine Entscheidung für einen Standort. Die Idee eines Sportplatzes 2.0 bleibt davon unberührt, da es sich um eine langfristige Planung handelt.“
Verborgene Welt unter dem Sportplatz
Am größten sind aber sicherlich die Herausforderungen rund um das Naturdenkmal Kluterthöhle, eine vielen Bürgern unbekannte Welt zwischen den Hasper und Wehringhauser Bachtälern, deren schmaler Zugang unter der Aschenbahn der Klutert-Kampfbahn auf der Hestert verborgen liegt. 402 Meter lang ist die Höhle und windet sich über 39 Höhenmeter durch den Riffkalk der Oberen Honsel-Schichten.
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Heute ist der Zugang mit einer Stahlplatte verborgen, die einen sechs Meter tiefen Drainageschacht überdeckt. Darunter liegt eine faszinierende Welt aus Riffkalk und massiven Sandsteinschichten, Spaltengängen und Tropfsteinen, aber auch zerstörten Stalaktiten sowie Korallen, Fossilien und wassergefüllten Seen.
Längst haben Forscher die einzelnen Abschnitte mit Namen wie Schlangengang, Toten- und Knochenhalle, Zwergentor und Schatzgrotte getauft. Als besonders beeindruckend gilt der Hohlraum der Kirche, den man über die Teufelskanzel erreicht. Mit einer Grundfläche von 18 x 12 Metern und einer Höhe von elf Metern gehört er zu den größten Hohlräumen des Westsauerlandes.
Arbeitskreis Kluterthöhle ist empört
„Die sind doch wahnsinnig“, zeigt sich Stefan Voigt, Vorsitzender des Arbeitskreises Kluterthöhle, empört, dass die Stadt Hagen aktuell tatsächlich prüft, ob sich unweit des 402 Meter langen Naturdenkmals ein Containerdorf für Geflüchtete errichten lasse. Zwar habe er aus der Taskforce der Verwaltung erfahren, dass man die Behausungen eher am Südrand des Sportplatzes platzieren wolle. Doch er erinnert zugleich daran, dass die Radon-Belastung (radioaktives Edelgas) in der Unterwelt mit bis zu 44.000 Becquerel/Kubikmeter zu den Hotspots in Nordrhein-Westfalen zähle.
Zudem sei das Höhlensystem nicht bloß ein Naturdenkmal, sondern obendrein ein sogar archäologisch interessantes Kulturdenkmal. So hätte sich jüngst erst das Auswanderermuseum in Bremenhaven bei ihm gemeldet, weil dort aus der Zeit des späten 19. Jahrhunderts aus der Sammlung eines Auswanderers uralte Knochenfunde von Höhlenbären und -hyänen aufgetaucht seien, die – so ein beiliegendes Schriftstück – aus einer Höhle bei Haspe stammten. Voigt geht fest davon aus, dass es sich bei dem Fundort eigentlich nur um die Höhle unter dem Klutert-Sportplatz handeln könne.
Übrigens: Der Forscher selbst hat schon vor Jahren rund um den Höhleneingang ein 25-Quadratmeter-Grundstück erworben und sich zugleich das Recht auf Höhlenforschung und Naturschutz verbriefen lassen. Damit ist für alle Zeiten gewährleistet, dass das mindestens 40 Meter tiefe Naturdenkmal unter dem Sportplatz und den Tennisplätzen für alle Zeiten geschützt bleibt. Nach Informationen dieser Zeitung ist allein wegen des Naturdenkmals schon nur eine kleine Fläche auf dem südlichen Teil des Sportplatzes nutzbar, wenn es um die Aufstellung von Containern geht.