Hagen. Wohnungen und Sammelunterkünfte sind fast gänzlich belegt: Ein Blick auf die Zahlen und die geplante Landesunterkunft im Max-Bahr-Immobilie.

Die Flüchtlingslage in Hagen bleibt weiterhin dynamisch. Das betonte zuletzt Sozialdezernentin Martina Soddemann und verwies auf die Zuweisung 55 weiterer Geflüchteter allein im Juni - was den Monat zu einem der stärksten aller Zeiten machte. Allein von Januar bis Mai wurden der Stadt insgesamt 210 Personen zugewiesen. Auch für Juli wurden schon mehrere Familien angekündigt. Deshalb habe die Kommune aus der üppig ausgelasteten Turnhalle in der Boelerheide einige Familien in die inzwischen ebenfalls gut belegte Hostel-Unterkunft in der Hochstraße verlegt, um an der Kapellenstraße neuen Raum zu schaffen. Ein Blick auf die Unterkünfte und Wohnungen in Hagen zeigt aber auch: Die Kapazitäten sind fast überall gänzlich am Limit, sodass kaum noch Raum für Nachverdichtungen bleibt.

Die Stadt Hagen mietete von der Krollmann Gruppe ein Hostel in der Hochstraße 95/97 für Geflüchtete an. Das Gebäude wurde komplett entkernt, und über vier Etagen entstanden Unterkünfte.
Die Stadt Hagen mietete von der Krollmann Gruppe ein Hostel in der Hochstraße 95/97 für Geflüchtete an. Das Gebäude wurde komplett entkernt, und über vier Etagen entstanden Unterkünfte. © WP | Michael Kleinrensing

Während die einstige Vorhaller Flüchtlingsunterkunft Karl-Adam-Halle inzwischen wieder für den Schulsport und die Vereine zur Verfügung steht, zeichnet sich für die Boelerheide bislang nicht ab, dass die Halle nach den Sommerferien – so hatte es der Rat ausdrücklich eingefordert – wieder für den Trainingsbetrieb bereitgestellt werden kann. Dafür muss zunächst das Containerdorf in Hohenlimburg am Kirchenbergstadion betriebsbereit sein. Hier wurde zwischenzeitlich der Höhenausgleich auf dem schrägen Parkplatzareal geschaffen und es laufen zurzeit die Fundamentierungsarbeiten für die mobilen Unterkünfte. Zurzeit geht die Stadt davon aus, dass die ersten Flüchtlinge aus der Boelerheide frühestens Anfang August dort einziehen können. Eine Bürgerinformationsveranstaltung soll drei Wochen vorher angeboten werden.

Kaum noch Raum für Nachverdichtungen

Wie knapp die freien Kapazitäten sind, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Im Haus Busch (ehemals Journalistenzentrum) sind aktuell, so bestätigt Stadt-Sprecher Michael Kaub, 46 von 59 Plätzen belegt, auch die Unterkunft am Ergster Weg (ehemals ESW) ist fast an der Kapazitätsgrenze: Gerade einmal vier von 53 Plätzen sind noch frei, „die Anmietung wurde bis 2029 verlängert“, heißt es dazu seitens der Stadt. Auch die neue Unterkunft in der Hochstraße - die ersten Bewohner konnten im Juni dort einziehen - hat nur noch elf freie Plätze (92 gibt es). In der Sporthalle in Boelerheide sind derzeit 121 von 150 Plätzen ausgeschöpft.

„Auch die privat und von den Wohnungsgesellschaften angemietete Wohnungen sind nahezu vollständig belegt. Etwas mehr als 20 Wohneinheiten befinden sich in der Ausstattung und sind ab August belegbar“, so Kaub mit Blick auf die mittlerweile 2774 Geflüchteten, die in der Stadt untergebracht sind. Mehr als 520 Wohnungen sind dafür von den Wohnungsgesellschaften und privat zusätzlich angemietet worden.

„Auch die privat und von den Wohnungsgesellschaften angemietete Wohnungen sind nahezu vollständig belegt.“

Michael Kaub

Dafür muss die Stadt auch in die eigene Tasche greifen: Aktuell werde zwar durch das Land NRW eine Pauschale in Höhe von 1250 Euro pro Geflüchteter pro Monat gezahlt, aus der die Unterbringung und Versorgung gedeckt werden soll und es gebe zusätzliche Fördermittel-Programme. „Festzustellen ist aber, dass die durch Bund/Land zur Verfügung gestellten Mittel insgesamt nicht auskömmlich sind“, so Kaub.

Landeseinrichtung kann ab Dezember bezogen werden

Entlastung bieten soll und kann auch die Einrichtung einer Landesunterkunft im ehemaligen Max-Bahr-Gebäude: „Nach aktueller Rechtslage vermindert sich die Zahl der zuzuweisenden Asylbewerberinnen und Asylbewerber um 100 Prozent der vorgesehenen Aufnahmeplätze in der Landeseinrichtung, sodass vorerst von einer signifikant reduzierten Anzahl von Zuweisungen auszugehen ist“, heißt es von der Stadt. Konkret heißt das: Die dort untergebrachten Menschen werden zu 100 Prozent auf die Hagener Quote angerechnet - die Stadt hingegen muss sich allerdings nicht um Integrationsangebote, Unterbringung oder Bildungsangebote kümmern.

Der ehemalige Baumarkt Max Bahr soll zu einer Landesunterkunft für Flüchtlinge werden.
Der ehemalige Baumarkt Max Bahr soll zu einer Landesunterkunft für Flüchtlinge werden. © WP | Michael Kleinrensing

Weitere Themen aus Hagen und Breckerfeld

„Dennoch kann es auch nach Inbetriebnahme der Landeseinrichtung zu Zuweisungen von Flüchtlingen, zum Beispiel im Rahmen der Familienzusammenführung, kommen“, so Kaub weiter. Ordnungsdezernent André Erpenbach, der auf Seiten der Stadtverwaltung federführend die Unterbringung der Flüchtlingsströme koordiniert, erklärte dazu im Hagener Rat, dass der Vertrag mit dem Land NRW für die Nutzung der Ex-Baumarktimmobilie an der Eckeseyer Straße inzwischen unterzeichnet sei und zum 1. November 2024 greife. Demnach soll die Landesunterkunft ab Dezember mit bis zu 800 Geflüchteten belegt werden. Eine entsprechende Informationsveranstaltung zu der Unterkunft und den Rahmenbedingungen soll für die Bürgerschaft im Vorfeld organisiert werden.

Dr. André Erpenbach (Vorstandsbereich für öffentliche Sicherheit und Ordnung) koordiniert auf Seiten der Stadtverwaltung federführend die Unterbringung der Flüchtlingsströme in Hagen.
Dr. André Erpenbach (Vorstandsbereich für öffentliche Sicherheit und Ordnung) koordiniert auf Seiten der Stadtverwaltung federführend die Unterbringung der Flüchtlingsströme in Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

Prüfung für weiteres Containerdorf „ganz am Anfang“

Mit Blick auf die anhaltend hohen Zuweisungszahlen hatte es zuletzt auch Diskussionen um mögliche weitere Containerdörfer, wie auf dem Klutertplatz, gegeben. André Erpenbach hat im Rat darüber hinaus noch einmal deutlich gemacht, dass die Prüfungen für ein Containerdorf auf der Hestert noch ganz am Anfang stehen. Zuletzt hatte dort ein Bohrteam Bodenproben bis zu einer Tiefe von fünf Metern genommen. Erpenbach machte deutlich, dass es bei den Untersuchungen nicht bloß um die Standfestigkeit des Untergrunds gehe, sondern zugleich um die Altlastenbelastung sowie die Möglichkeit, dort Versorgungsleitungen zu verlegen.