Hagen. Mit dem Rettungshubschrauber ist ein Kleinkind ins Krankenhaus geflogen worden. Der Verdacht: Vergiftung an einer Fingerhut-Blüte.

In Hagen-Dahl ist am vergangenen Samstag ein Rettungshubschrauber gelandet, weil der konkrete Verdacht bestand, dass ein Kind im Kita-Alter sich an Fingerhut-Blüten vergiftet haben könnte. In kräftiges Rot, Lila oder Gelb gekleidet zieht die Pflanze zurzeit alle Blicke auf sich. Attraktiv ist der Fingerhut zweifellos, doch mit Vorsicht zu genießen, denn die Pflanze ist hochgiftig, weil sie den Wirkstoff Digitalis enthält, der auch in der Herzmedizin eingesetzt wird. Außerdem kann der Wirkstoff zu Schleimhaut- und Hautreizungen führen.

Der herbeigerufene Helikopter brachte das Kind aus dem Volmetal mit dem Verdacht auf Herzrhythmusstörungen in eine Fachklinik im Raum Köln, wo das entsprechende Gegenmittel vorrätig ist. Nach einer intensivmedizinischen Überwachung konnte jedoch schnell wieder Entwarnung gegeben werden - der Vergiftungsverdacht bestätigte sich am Ende nicht.

Handschuhe bieten Schutz

Dennoch sollte man die heimische Flora gerade in diesen Sommertage durchaus mit einer gewissen Vorsicht betrachten. Für viele Hobbygärtner in Hagen läuft die Gartensaison derzeit auf Hochtouren. Es wird ausgesät, gepflanzt, gezupft und gemäht – häufig auch eifrig unterstützt vom Nachwuchs in der Familie.

Doch Achtung: Von außen ist es ihnen nicht anzusehen, aber einige heimische Gartenpflanzen sind giftig und können somit lebensgefährlich sein – vor allem für Kinder und Haustiere, warnt jetzt auch die Hagener AOK in einer Mitteilung. So rechnet der Giftnotruf Bonn in diesem Jahr mit fast 7700 Beratungen bei Vergiftungen- oder Vergiftungsverdachtsfällen mit Pflanzen. „Giftige Pflanzen im heimischen Garten bieten ein nicht unerhebliches Gefährdungspotenzial und können Gesundheitsgefahren auslösen. Außerdem sollte im Garten immer unbedingt mit Handschuhen gearbeitet werden, da in der Erde befindliche Bakterien zu ernsthaften Wunderkrankungen führen können“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Jörg Kock.

Die Blüten des Fingerhuts locken mit ihrer attraktiven Optik, doch die Pflanze, die zurzeit an vielen Stellen in der Natur blüht, ist gifitig.
Die Blüten des Fingerhuts locken mit ihrer attraktiven Optik, doch die Pflanze, die zurzeit an vielen Stellen in der Natur blüht, ist gifitig. © dpa | Oliver Berg

Wenn es um das Thema Giftpflanzen geht, denken viele Menschen zuerst an außergewöhnliche Pflanzen in den Tropen. Jedoch gibt es in Bau- und Gartenfachmärkten eine große Anzahl an giftigen Pflanzen, die den heimischen Garten oder die Wohnung schmücken können, so der aktuelle Hinweis der Krankenkasse. Viele dieser Pflanzen seien hübsch anzusehen und würden deshalb häufig gekauft.

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Wer die Bepflanzung seines Gartens plant oder Grünpflanzen in den eigenen Wohnbereich integrieren möchte, sollte zunächst überlegen, von wem der Garten genutzt werden soll. Sind es ausschließlich Erwachsene, ist die Anpflanzung von Giftpflanzen eher unproblematisch. Wenn sich jedoch Kinder oder Haustiere zum Haushalt gehören und somit den Garten nutzen oder in der Wohnung mit Zimmerpflanzen in Kontakt kommen könnten, dann bieten diese Pflanzen ein Gefahrenpotenzial.

Die Gefahr, die von Giftpflanzen ausgeht, ist oftmals schwer zu konkretisieren. Der Wirkstoffgehalt kann innerhalb der gleichen Art, von einer Pflanze zur nächsten, stark schwanken. Es kann also sein, dass beispielsweise eine Goldregen Pflanze im eigenen Garten weitaus giftiger ist als im Nachbar-Garten.

Kinder besonders gefährdet

Wichtig ist auch, dass jeder Mensch anders auf das Gift reagiert und die Pflanzen nicht für jeden Menschen gleich giftig sind. Grundsätzlich ist auch das Risiko einer Vergiftung bei Kindern und Tieren größer als bei Erwachsenen, da sie die Gefahr nicht erahnen können und von den schönen Blüten oder saftigen Früchten der Pflanzen angelockt werden.

Die zehn gefährlichsten Giftpflanzen im Garten sind: Eibe, Eisen- und Fingerhut, Engelstrompete, Herbstzeitlose, Blauregen, Oleander, Thuja, Buchsbaum, Narzisse, und Tollkirsche. Natürlich gibt es darüber hinaus noch eine große Anzahl weiterer Giftpflanzen für Menschen, die in vielen Gärten und Wohnbereichen zu finden sind. Deshalb ist es ratsam, sich bei Ungewissheit im Gartenfachmarkt zu informieren, bevor eine neue Pflanzenart den Weg in den eigenen Haushalt findet.

Kinder und Haustiere sind besonders gefährdet, wenn giftige Pflanzen im Haushalt oder im Garten vorhanden sind. Im Falle einer Vergiftung, so die Empfehlung der AOK, gilt: Ruhe bewahren, Pflanzenteile aus dem Mund entfernen, Wasser trinken (Kinder 1-2 Gläser Wasser, Erwachsene 2-3 Gläser, nicht mehr), Pflanzenteile zur Bestimmung aufheben, kein Erbrechen auslösen und sofort den Notruf 112 wählen. Auch die Expertinnen und Experten der Informationszentrale gegen Vergiftungen am Eltern-Kind-Zentrum des Universitätsklinikums Bonn (Giftnotruf Bonn) helfen rund um die Uhr kostenfrei unter der Rufnummer 0228-19240.

Weitere Informationen zu giftigen Gartenpflanzen unter www.gizbonn.de oder beim Deutschen Allergie- und Asthmabund unter www.daab.de.