Hagen. Der Kampf der Hagener Bürger gegen die Pläne der Verwaltung, die Roteiche am Hengsteysee zu fällen, hat sich gelohnt. Die Stadt rudert zurück.
Da haben sich zahlreiche Bürger gefreut: Der leidenschaftliche Kampf um den Erhalt der Roteiche am Hengsteysee in Hagen hat sich gelohnt: Der Baum ist – zumindest vorerst – gerettet.
Protest vor dem Rathaus
Das verkündete Umweltdezernent André Erpenbach am Dienstagnachmittag, 6. Februar, vor dem Rathaus an der Volme. Dort hatten sich etwa 40 Hagenerinnen und Hagener versammelt, um sich für die Rettung des 110 Jahre alten Baumes einzusetzen, der nach Plänen der Stadt gefällt werden sollte.
Klärende Gespräche werden nun geführt
„Da das Thema viele Menschen berührt, haben wir im Verwaltungsvorstand den Sachstand der Planungen erneut beraten“, erklärte André Erpenbach den Protestierenden. Und weiter: „Wir werden nun ergebnisoffen Gespräche führen – mit dem Kanuclub und mit dem Fördergeld-Geber.“ Auf jeden Fall werde der Baum erstmal nicht gefällt, und auf keinen Fall bis Ende Februar.
„ „Wir werden nun ergebnisoffen Gespräche führen – mit dem Kanuclub und mit dem Fördergeld-Geber.““
Zur Erklärung: Am 29. Februar endet die Fällzeit, sprich, dann darf frühestens wieder ab Oktober abgeholzt werden.
Klare Botschaften
Aber zurück zu den Bürgern, die sich bei Wind und leichtem Nieselregen vor dem Rathaus versammelt hatten. Die Botschaften der Frauen und Männer hätten kaum deutlicher ausfallen können: „Ich möchte leben“, „Pflegen statt sägen“ und „Umbauen statt umhauen“ stand auf mitgebrachten Schildern und Stofftüchern.
Seitdem die WP-Stadtredaktion darüber berichtet hatte, dass der bei fast jeder Hagenerin und jedem Hagener bekannte Baum abgesägt werden soll, schlugen die Wellen der Empörung hoch. Einige der Protestierenden besuchten im Anschluss der „Kleindemo“ die Sitzung des Umweltausschusses, in dem die Fällabsichten der Stadt auch nochmals thematisiert wurden.
Die Erleichterung der engagierten „Baumkämpfer“ war jedenfalls groß, obwohl der Zusatz „vorerst gerettet“ sie nicht 100-prozentig zufriedenstellte.
Roteiche kann 400 Jahre alt werden
Die Roteiche, auch amerikanische Spitzeiche genannt, ist in Nordamerika verbreitet. Sie wächst als sommergrüner Baum und erreicht meist Wuchshöhen von 20 bis 35 Metern. Sie kann bis zu 400 Jahre alt werden und dabei einen Stammdurchmesser von bis zu zwei Metern erreichen. Sie ist überaus schnellwüchsig und hat eine runde Baumkrone. Die Rinde junger Roteichen ist grau und glatt; später wird eine dünnschuppige Borke gebildet.
In Mitteleuropa wird die Roteiche seit Anfang des 18. Jahrhunderts aufgrund ihrer attraktiven Blattform und ihrer schönen Herbstfärbung häufig als Park- und Alleebaum angepflanzt. Sie eignet sich allerdings nicht als Straßen- oder Platzbaum, da ihre Wurzeln bei verdichteten Böden Asphalt- und Plattenbeläge anheben. Im Vergleich zu den in Mitteleuropa heimischen Eichenarten ist die Roteiche resistenter gegen Schädlinge und schattenverträglicher.
Auch Michaela Willmes, aktiv in der Gruppe „Wir sind Hagener, weil. . .“ und jene Engagierte, die eine Online-Petition für die Rettung des alten Baumes auf den Weg gebracht hatte, atmete sichtbar auf. „Wahnsinn, dass bis gerade mehr als 7000 Bürger die Petition unterschrieben haben“, so die 56-jährige Finanzbuchhalterin gerührt.
Fast 1,5 Millionen Euro Förderung
Zum Hintergrund: Seit Januar liegt der Stadt der Bescheid über die Förderung der Maßnahme „Qualifizierung des Ruhrtalradweges am Hengsteysee in Hagen im Zuge der IGA 2027“ vor. Mit einer Fördersumme von knapp 1,5 Millionen Euro (1 490. 000 Euro) erhält der 900 Meter lange Abschnitt des Ruhrtalradweges zwischen Laufwasserkraftwerk und DLRG am Südufer des Hengsteysees eine getrennte Wegeführung für Fußgänger und Radfahrer, ferner drei neue Rastplätze sowie eine weitestgehend neue Wegedecke.
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Politik will entscheiden
Und wie äußerten sich die Mitglieder des Umweltausschusses zu der Entscheidung der Verwaltung, die Fällung - zumindest vorerst - nicht auszuführen? Ausschussmitglied Werner König betonte: „Die SPD-Fraktion wird keiner Lösung zustimmen, bei der der Baum gefällt wird.“ Antje Selter, die Vorsitzende des Naturschutzbeirats unterstrich: „Unsere Stellungnahme aus Dezember 2021 sieht bereits mögliche Lösungen vor.“ Und CDU-Ratsherr Rainer Voigt fügte an: „Der Politik ist wichtig, das Thema an sich zu reißen. Wir wollen nicht nur informiert werden. Wir wollen entscheiden und brauchen am Ende dafür eine entsprechende Vorlage.“
Kanuclub ist gesprächsbereit
Auch Lars Beckmann als Vorsitzender des Kanuclubs meldete sich zu Wort: „Wir sind in Sachen Grundstück gesprächsbereit, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Das Grundstück ist Vereinseigentum, wir müssen natürlich eine Lösung finden, die von den Mitgliedern getragen wird.“ Und Umweltdezernent Erpenbach versicherte nochmals: „Wir nutzen die Zeit und haben den Wunsch, den Baum zu erhalten.“