Hagen-Mitte. In einem stylischen Loft in der alten Villa Bettermann in der Hagener Innenstadt hat Vivian Stegen (29) ein Tattoo-Studio eröffnet. Ein Besuch:
Echt sehenswert. . . Die Villa Emilienplatz ist eines der auffälligsten und repräsentativsten Gebäude der Innenstadt. Der stattliche Komplex am Emilienplatz 9 mit dem wohl jedem Hagener bekannten Turm mit grünem Dach (früher das Weinhaus Bettermann) ist 152 Jahre alt. Im Erdgeschoss ist dort das italienische Restaurant „Enotria“ ansässig, das Gastronom, Weinhändler und Sommelier Domenico Di Paolo vor 15 Jahren eröffnet hat. Im Souterrain befindet sich der 1911 erbaute Weinkeller, auf den übrigen Etagen sind Büros und Wohnungen zu finden.
Eine der Wohnungen hat vor gut einem halben Jahr Vivian Stegen angemietet. Die Illustratorin, die Tätowierungen anbietet, nutzt das insgesamt 180 Quadratmeter große Loft als Studio für sich und Gast-Künstler. „Für mich ein Quantensprung“, sagt die 29-Jährige, die bis vor einigen Monaten noch im Arbeitszimmer ihrer privat genutzten Wohnung tätowiert hat. „Ich wollte Privatleben und Arbeit trennen - und nun bin ich hier“, sagt die im nördlichen Jever geborene Frau, die seit einigen Jahren „der Liebe wegen“ in Hagen wohnt.
180 Quadratmeter großes Loft
Wohnung an viel befahrener Kreuzung
Hinter dem schlichten Wort „hier“ verbirgt sich ein schickes Loft, strahlend-weiß, mit hohen Decken, großen Räumen und angrenzender Terrasse. Dass sich die Wohnung an einer viel befahrenen Kreuzung befindet, stört Vivian Stegen nicht: „Die Lage ist super-zentral, vom Straßenverkehr höre ich nichts und die Villa ist architektonisch ein Traum.“
Auch Gast-Tätowierer nutzen die Räume
Ende des Jahres hat die 29-Jährige den Mietvertrag für die Wohnung in dem stattlichen Anwesen, das dem Immobilienkaufmann Udo Krollmann gehört, unterschrieben. „Nicht nur ich tätowiere hier, sondern auch Gast-Tätowierer. Ich habe einen zusätzlichen Raum, den junge Artists für jeweils ein paar Wochen nutzen können. Die geräumige Fläche gibt das problemlos her“, sagt die gelernte Sport- und Fitnesskauffrau und Kurs-Koordinatorin, die derzeit neben ihrer Arbeit auch noch Kommunikationsdesign an der Fernuni studiert.
„Und ich bin auch selbst als Gast-Artist in Hamburg, Frankfurt oder Köln unterwegs. Den ganzen Monat Mai über habe ich auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet - ich war mit ,Mein Schiff 4‘ auf Skandinavien-Tour. Und im September bin ich wieder auf Kreuzfahrttour.“
Früher Gebäude der Weinhändlerfamilie Bettermann
Das Wohn- und Geschäftshaus der Weinhändlerfamilie Bettermann wurde 1872 (also vor 152 Jahren) von den Architekten Christian und Paul Gerhard aus Elberfeld geplant und gebaut, der Weinkeller im Souterrain entstand knapp 40 Jahre später. Im 2. Weltkrieg wurde das Gebäude stark beschädigt, doch 1954 wieder hergerichtet.
28 Jahre lang befand sich der bekannte Couturier Hanns Friedrichs mit seiner Schneiderwerkstatt in einem Flügel des Hauses und hatte zeitweise auch eine private Wohnung am Emilienplatz 9 gemietet, dann verlagerte „Hafri“ Atelier samt Wohnung aber nach Düsseldorf.
Vivian Stegen sieht ihr Tattoo-Studio auch als Plattform für Künstler jeder Art, „hier können auch Maler oder Schmuck-Designer ausstellen und Vernissagen und kleine Events stattfinden“. Die Arbeit der jungen Künstlerin können alle Interessierten über Instagram bzw. über die Homepage www.illutat.ink verfolgen.
Es läuft gut für die junge Frau, die seit zweieinhalb Jahren hauptberuflich als Tätowiererin tätig ist und sich auf die Richtung „Fineline“ spezialisiert hat. „Ich steche filigrane Ornamente, Florales in Freehand, mag Mikrorealismus und lege Wert auf gerade Linien und Ästhetik. Für mich ist ein Tattoo wie Schmuck.“ Und selbst? Vivian Stegen lacht: „Ich hab‘ keine Tattoos, nur Erinnerungspunkte. Ich lasse mir noch ein wenig Zeit.“
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Leidenschaft für gestochene Motive
An einer Wand des stylischen Lofts, das einerseits „pure and clean“, durch Kamin und Parkettboden aber auch gemütlich und einladend wirkt, sind die Cover alter Tattoo-Zeitschriften platziert, „die habe ich schon als Kind und später als Jugendliche gesammelt“, erinnert sich Vivian Stegen, die durch ihre Mutter, ebenfalls ein echter Tattoo-Fan, die Leidenschaft für gestochene Motive entwickelt hat.
Wie sich Vivian Stegen ihren Erfolg mit ihrer Firma „Illutat-Studios‘ (Illutat ist die Zusammensetzung aus Illustration und Tattoo) erklärt? „Mein Stil scheint anzukommen, ich habe sogar Kunden, die aus Holland, München und Leipzig zu mir nach Hagen kommen. Ich bin in der Tattoo-Szene gut vernetzt.“