Breckerfeld. Ein Motorradfahrer (22) hat bei einem Unfall an der Prioreier Straße in Breckerfeld sein Leben verloren. Ein Blick auf einen tragischen Unfall.
Seit der Wiedereröffnung für Motorräder ist es der erste tödliche Unfall auf der kurvenreichen Prioreier Straße in Breckerfeld: Ein 22-Jähriger aus Schwelm, der in Richtung Hagen unterwegs war, hat am späten Donnerstagnachmittag in der zweiten Kurve hinter dem Abzweig zum Klärwerk die Kontrolle über seine Maschine verloren. Er stürzte, rutschte über die Fahrbahn und wurde von einem Skoda erfasst, der von einer 46-jährigen Frau aus Hagen gesteuert wurde.
Alle Versuche, den jungen Mann, der von einem Freund, der auf seiner eigenen Maschine unterwegs war, begleitet wurde, zu reanimieren, scheiterten. Ein Rettungshubschrauber landete zwar an der Unfallstelle, flog aber schließlich wieder ab. Der 22-Jährige war an der Unfallstelle gestorben. Seine Angehörigen wurden am frühen Abend von der Polizei informiert.
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Ein Blick auf einen tragischen Unfall aus unterschiedlichen Perspektiven:
Die Polizei
Spezialisten der Polizei wurden eigens angefordert, um die Unfallstelle zu untersuchen. Deren Ergebnisse liegen noch nicht vor. „Wir können also noch keine Angaben zur Unfallursache machen“, sagt Christoph Neuhaus, Sprecher der Polizei im Ennepe-Ruhr-Kreis, am Tag nach dem Unfall. Insofern blickt er äußerst kritisch auf Kommentare in sozialen Netzwerken, in denen davon ausgegangen wird, dass es sich um einen Raserunfall handele.
„Zunächst gibt es in dem Bereich kein Tempolimit“, stellt Neuhaus fest. Ob der junge Fahrer mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs war oder eben nicht, könne noch nicht gesagt werden. Es könne ebenso so gut sein, dass der Fahrer aus anderen Gründen gestürzt sei.
Erst am Sonntag war ein Motorradfahrer auf der Prioreier Straße gestürzt, über die Fahrbahn gerutscht und nicht ernsthaft verletzt worden. Zum Verhängnis ist dem 22-Jährigen offenbar geworden, dass er auf der Gegenfahrbahn von dem Auto erfasst wurde.
„Die Spezialisten haben besondere Möglichkeiten, die Unfallstelle zu untersuchen“, erklärt Neuhaus weiter. „Sie setzen eine Drohne ein und können eine dreidimensionale Grafik der Unfallstelle erstellen.“
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Um bei der Suche nach der Ursache weiterzukommen, sucht die Polizei darüber hinaus weitere Zeugen. Konkret wird noch nach einem Mann gesucht, der vor Ort persönlichen Kontakt mit den Unfallbeteiligten hatte. Hinweise können bei jeder Polizeidienststelle oder unter der Telefonnummer 02336-9166-4000 abgegeben werden.
Die Strecke selbst habe die Polizei zuletzt immer wieder in den Fokus genommen. „Wir haben an den Wochenenden häufiger kontrolliert und auch immer wieder Motorradfahrer erwischt, die sich nicht an das Fahrverbot gehalten haben.“
Die Feuerwehr
„Für die Kameradinnen und Kameraden sind solche Einsätze eine extreme Belastung“, sagt Andreas Bleck, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Breckerfeld. Psychologische Unterstützung sei mittlerweile zu einem wichtigen Faktor geworden. Zum einen gehe es um die Betreuung derjenigen, die am Unfall beteiligt waren oder ihn als Zeugen erlebt haben. „Dafür haben wir unsere Notfall-Seelsorge vor Ort.“
Aber auf der anderen Seite seien Einsätze mit Schwerstverletzten oder Einsätze, bei denen jede Hilfe am Ende zu spät komme, eben auch für Feuerwehrleute nicht alltäglich: „Die Mitglieder unserer Feuerwehr gehen unterschiedlich damit um“, sagt Andreas Bleck, „aber es gibt bei der Feuerwehr auch psychosoziale Unterstützung für die Einsatzkräfte.“
In Breckerfeld seien noch keine Feuerwehrleute in dieser Richtung ausgebildet, aber es bestehe durchaus Interesse. „Am Donnerstag haben sich Kameradinnen und Kameraden aus Ennepetal eingebracht. In solchen Fällen ist es vielleicht auch besser, wenn das externe Fachleute übernehmen.“
Die seien beispielsweise an der Nachbesprechung des Einsatzes beteiligt gewesen. Es sei aber auch denkbar, dass einzelne Einsatzkräfte über einen längeren Zeitraum unterstützt würden.
Der Ennepe-Ruhr-Kreis
Der Ennepe-Ruhr-Kreis war durch ein Gerichtsurteil gezwungen worden, die seit den frühen 80er Jahren für Motorräder vollständig gesperrte Straße zwischen Breckerfeld und dem Volmetal wieder freizugeben. Als Reaktion auf die ersten Unfälle, die sich nach der Freigabe im Sommer 2022 ereigneten, waren unter anderem die sogenannten „Applauskurven“, in denen Motorradfahrer den herauf- und wieder herunterfahrenden Fahrern applaudierten, so mit Erdwällen zugeschüttet worden, dass sich dort niemand mehr aufhalten kann - ausgenommen an der Drehe, den letzten beiden Kurven des Serpentinen-Abschnitts.
Weil auch das keinen durchschlagenden Erfolg brachte, wurde die Strecke ab Oktober 2023 zumindest zeitweise wieder gesperrt - und zwar von freitagsmittags bis sonntagsnachts (Mitternacht). Auch gegen diese Sperrung sind Motorradfahrer vor Gericht gezogen. Allerdings vorerst ohne Erfolg.
Das Oberverwaltungsgericht in Münster hat in zweiter Instanz erst Ende Mai einen Eilantrag zurückgewiesen und die bestehende Sperrung bestätigt (AZ 8 B 285/24). „Das Verbot ist voraussichtlich rechtmäßig. Die hierfür erforderliche besondere Gefahrenlage liegt vor“, so das Gericht.
Der Bund der Motorradfahrer
Von einem „tragischen Unfall“ spricht Michael Wilczynski vom Bundesverband der Motorradfahrer, der sich für eine Freigabe der Strecke starkgemacht hatte. „Wenn ich jetzt in den sozialen Netzwerken gefragt werde, ob ich ruhig schlafen könne, nach einem Unfall auf einer Strecke, auf der wir gegen ein Fahrverbot angegangen sind, dann lautet die Antwort: nein.“
Gleichzeitig, so erklärt Wilcynski, habe man sich einen Dialog mit der Kreisverwaltung gewünscht. „Wir haben unsere Kooperation immer wieder angeboten. Aber außer Parkplätze zuzuschütten, ist nichts passiert. Man hätte dort die zulässige Höchstgeschwindigkeit reduzieren können, man hätte Markierungen auf die Fahrbahn aufbringen können. Wir hätten uns vorstellen könne, den Abschnitt zu einem Pilotprojekt machen zu können. Aber ich habe den Eindruck, man will gar nicht mit uns sprechen.“