Breckerfeld. Mit einem Public Viewing wird in Breckerfeld der Auftakt der Fußball-EM gefeiert. Der Schotte Greg Thomson läuft in einem echten Kilt auflaufen.
Schäferhund Heidi hat es sich in der hinteren Ecke des Gartens auf dem Rasen bequem gemacht. Heidi genießt die letzten Sonnenstrahlen eines Tages, der in Breckerfeld eher an einen schottischen Sommer erinnert. Heidi klingt nach Bergen, nicht nach Highlands. Herrchen Greg aber posiert vor der Kamera.
Und zwar im Kilt. Der Mann hat schottische Wurzeln und hat eine Mission vor Augen: Wenn zum Auftakt der Fußball-Europameisterschaft die Partie Deutschland gegen Schottland bei einem Public Viewing an der Spiel- und Sportanlage von Schwarz-Weiß Breckerfeld gezeigt wird, dann läuft Greg Thomson im Schottenrock auf.
Schotten lieben den Fußball
Ein Schotte, den es der Liebe wegen nach Breckerfeld gezogen hat. Gregs Frau Birgit, aufgewachsen in Zurstraße, eine Wissenschaftlerin, die für das Bauer-Forschungsinstitut arbeitet und zum Thema Arbeitsbedingungen forscht, und Greg haben sich bei einem EU-Projekt kennen und lieben gelernt. Seit fünf Jahren lebt er in der Hansestadt.
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„Diejenigen, die den Briten das als den richtigen Schritt verkauft haben, sind Lügner. Das war so dumm.“
Aber sein Herz hängt eben auch an der Heimat seinen Ahnen: „Die Menschen in Schottland lieben Sport, und sie lieben den Fußball“, sagt jener Mann, dessen Vater aus Schottland kommt, der selbst aber in der Nähe von London aufgewachsen ist. Sein eigenes fußballerisches Highlight: der Besuch eines Derbys in Glasgow. Rangers gegen Celtic, Protestanten gegen Katholiken. „Das war einfach der Wahnsinn.“
Schottisch-deutsche Wurzeln
Der Mann mit schottischen Wurzeln ist eine Art Kosmopolit. Denn neben den schottischen Wurzeln, die ihn tief prägen, sind da die deutschen: „Meine eine Großmutter kommt aus Baden-Baden, ein Teil meiner Familie aus Freiburg“, sagt der Mann, der seit fünf Jahren in Breckerfeld lebt und früher als Rechtsanwalt für das britische Pendant der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gearbeitet hat, „ganz ehrlich: Diejenigen, die den Briten den Brexit das als den richtigen Schritt verkauft haben, sind Lügner. Das war so dumm.“
Der Europäer Thomson ist einer, der sich als Rentner ehrenamtlich engagiert. Im Lokalladen vor Ort („Eine großartige Einrichtung, die den Ortskern belebt“) und als Richter in London. „Einmal im Monat reise ich nach England“, sagt er, „ich besuche meine Familie. Mein erwachsener Sohn ist körperlich und geistig behindert. Er freut sich sehr, wenn wir uns sehen. Und ich freue mich auf ihn. Außerdem arbeite ich in dieser Zeit immer zwei Tage als Richter.“ Denn das britische Rechtssystem sieht vor, dass kleinere Delikte von Menschen entschieden werden, die sich ehrenamtlich einbringen. Eine Funktion wie geschaffen für den Juristen Greg Thomson.
„Ich denke, Deutschland wird mit 5:0 gewinnen. Aber das ist okay und gut für die Stimmung im Land.“
Das Rudelgucken an der Sportanlage
Ebenfalls ehrenamtlich hat sein Schwager Marco Gebert mit anderen von Schwarz-Weiß das Rudelgucken auf der Anlage für das Auftaktspiel organisiert. „Als ich davon gehört habe, habe ich ihm versprochen, meinen Kilt anzuziehen und vorbeizukommen. Ich schätze, dass das den Leuten gefallen wird. Und die Schotten werden wirklich jede Unterstützung gebrauchen können“, sagt Greg Thomson, der sich ob eines möglichen schottischen Sieges keinerlei Illusionen macht: „Ich denke, Deutschland wird mit 5:0 gewinnen. Aber das ist okay und gut für die Stimmung im Land. Normalerweise sieht man keine schwarz-rot-goldenen Flaggen. Ich finde es gut, dass die Menschen jetzt welche raushängen.“
Unabhängig vom Spielausgang - eines steht für Gergory Peter Kerr Thomson fest. Sollte Schottland aus dem Turnier ausscheiden, wird er Deutschland die Daumen drücken. Und England? „Auf keinen Fall“, sagt er, „wenn die Deutschen gegen England ran müssen, dann weiß ich, für wen ich bin.“
Was eine Schotte unter dem Rock trägt
Und bei all dem bleibt noch eine Frage offen, die sich der Reporter bei diesem Termin nicht traut zu stellen: Was trägt ein echter Schotte eigentlich unter seinem Rock. Heidi scheint das nicht zu interessieren. Sie schläft. Der deutsche Schäferhund genießt die letzten Sonnenstrahlen eines schottischen Sommertags.