Hagen. Westfalia ist pleite, der Werkzeug-Fachmarkt schließt bald. Einige Regale sind schon leer. Diese Artikel zum Schnapperpreis sind noch zu haben:
Es gibt keine Rettung: Die letzten Wochen werden noch mal richtig hart. Einige Kollegen nehmen Resturlaub oder Gleitzeitstunden, einige sind erkrankt. „Von den 15 Mitarbeitern, die hier noch beschäftigt sind, ist nur ein Bruchteil da. Aber wir schaffen das – müssen wir ja“, sagt Martin Sterl. Der Geschäftsführer des insolventen Westfalia-Fachmarktes an der Pettenkoferstraße 27-29 in Hagen „hält die Truppe zusammen“, bis endgültig Schluss ist.
Einige Kunden gehen von Schließung am 2. März aus
„Es gibt Irritationen darüber, wann wir hier tatsächlich abschließen. Einige Kunden gehen vom 2. März aus“, sagt Martin Sterl und betont: „Das stimmt aber nicht. Wir haben mindestens bis einschließlich 23. März geöffnet, vielleicht auch noch einige Tage länger. Wir schließen allerdings definitiv vor Ostern.“
Rabatt in allen Abteilungen
In Anzeigen und in den sozialen Medien wird das „Aus“ verkaufsfördernd begleitet: „Räumungsverkauf. 25 Prozent auf alles – auch auf reduzierte Ware und in allen Abteilungen“ heißt es da seit wenigen Tagen.
Ab 17. Februar „alles für die Hälfte“
Und am Wochenende wird nochmal nachgelegt: „Ab Samstag, 17. Februar, werden sämtliche Artikel – also alles aus den Bereichen Werkzeug, Maschinen, Elektro, Autozubehör, Garten, Farben, Tapeten, Haushalt und Modellbau - um 50 Prozent reduziert. Wohlgemerkt, um die Hälfte des schon herabgesetzten Preises“, unterstreicht Martin Sterl.
Dreiste „Geiz-ist-geil“-Käufer
Die Schnäppchenjäger, die sich über jeden Euro freuen, den sie aufgrund der Westfalia-Pleite sparen, brechen dem Marktleiter beinahe das Herz. „Das ist traurig und nervt. Die Frage ,Geht da noch zusätzlich was runter?‘ oder die dreiste Bemerkung ,Da geht doch bestimmt noch mehr‘ höre ich bestimmt 100-mal am Tag“, schüttelt Sterl enttäuscht den Kopf, fügt jedoch an: „Aber nicht von unseren treuen Stammkunden, nur von ,Geiz-ist-geil‘-Käufern.“
Andererseits, räumt der 62-Jährige ein, müssten Fachmarkt und Lager bis Mitte April leergeräumt werden – und deshalb müsste die Ware bis Ende März komplett verkauft und zum Teil zum Schleuderpreis verramscht werden.
Zukunft des Gebäudes ungewiss
Was mit dem Gebäudekomplex geschieht, weiß Sterl, der den Fachmarkt seit über 20 Jahren leitet, nicht, nur so viel: „Das Gebäude befindet sich im Eigentum der Gesellschafter und ist nicht von der Insolvenz betroffen.“
Zum Hintergrund: Im Oktober wurde für das Unternehmen Westfalia Insolvenz angemeldet. Insgesamt sind 250 Mitarbeiter betroffen – der Großteil im Logistikzentrum an der Bandstahlstraße im Lennetal, 15 (von ursprünglich knapp 30 Mitarbeitern) im Fachmarkt in Altenhagen.
Zunehmende Kaufzurückhaltung
Geschäftsführer Markus Weber begründete die Insolvenz u.a. mit der zunehmenden Kaufzurückhaltung und den stetig steigenden Lebenshaltungskosten. Es wurden Insolvenzverwalter eingesetzt, die das Ziel verfolgten, die Arbeitsplätze zu retten und Käufer für das insolvente Unternehmen zu finden. Ohne Erfolg.
Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit
Für die Monate Oktober, November und Dezember erhielten sämtliche Westfalia-Mitarbeiter Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit, die Januar-, Februar- und Märzgehälter wurden bzw. werden aus der Insolvenzmasse, die der Insolvenzverwalter geschaffen hat, bezahlt. Ab dem 27. Januar gab es im Hauptgebäude des Fachmarktes einen Lager-/ Räumungsverkauf mit ermäßigten Preisen auf einige Artikel. Seit einigen Tagen wird unter dem Motto „Alles muss raus“ radikal reduziert.
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Familienunternehmen besteht seit 100 Jahren
Das Familienunternehmen Westfalia besteht seit über 100 Jahren. Der 3500 Quadratmeter große Westfalia-Fachmarkt ist seit mehr als 30 Jahren an der Pettenkoferstraße 27-29 ansässig und erstreckt sich über zwei Etagen.
Öffnungszeiten: montags bis freitags 10 bis 18 Uhr, samstags 10 bis 16 Uhr.
Ein Besuch des früher bei etlichen gerade auch älteren Kunden beliebten Fachgeschäftes: Was auffällt? Freie Flächen und teils leer gefegte Regale, aber auch einige Warengruppen, die noch recht gut vertreten sind. „Ich hab‘ die Möglichkeit, einige Artikel aus dem Westfalia-Logistikzentrum hierherzuziehen“, sagt Martin Sterl und zählt auf, was die Kundinnen und Kunden derzeit im Markt noch vorfinden: „Zum Beispiel Fahrradträger der Marke Thule, Akkuschrauber, aber auch Haushaltsgeräte wie Küchenmaschinen, Stabmixer oder Kaffeemaschinen.“
Der „Schnapp-zu“-Markt im Nebengebäude habe schon vor etlichen Wochen geschlossen, erklärt der 62-Jährige, doch der Fachmarkt habe vorerst noch zu den normalen Öffnungszeiten – also montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr - geöffnet.