Schwelm/Hagen. Der Ehemann soll die 50-jährige Schwelmerin brutal getötet haben. So wurde die Polizei auf ihn als potenziellen Täter überhaupt aufmerksam.

Nachdem der Prozessauftakt gegen den 48-jährigen Schwelmer, der seine Ehefrau auf brutalste Weise getötet haben soll, noch recht unspektakulär war, hat sich das Hagener Schwurgericht um die Vorsitzende Richterin Heike Hartmann-Garschagen nun auf den langen Weg gemacht, diesen sehr komplizierten Fall aufzuarbeiten. Und taucht dabei sofort in das Leben des Angeklagten, der Toten und des gemeinsamen Sohnes ein. Ebenso schauen die Prozessbeteiligten intensiv darauf, was Rettungskräfte und Polizei im Garagenhof an der Moltkestraße in Schwelm an diesem späten Nachmittag vorfanden.

Die Fotos, die in der Verhandlung Gegenstand sind, zeigen die Wohnung, in der die Finanzbeamtin und ihr Sohn seit einiger Zeit wohnten, nachdem sie in einer Nacht- und Nebelaktion vor dem Mann und Vater in die Moltkestraße geflüchtet waren. Aufgeräumt und gepflegt, modern und doch gemütlich eingerichtet, mit einem schönen Balkon ist sie im dritten Obergeschoss im Schwelmer Zentrum gelegen. Und dann sind da die Fotos, die am Tattag etwa zehn Meter unterhalb des Balkons entstanden sind. Sie zeigen Blutlachen und viel medizinisches Gerät. Das blaue Tuch, das über der 50-Jährigen liegt, kündet davon, dass die Mediziner es nicht mehr geschafft haben, sie zu reanimieren.

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Die Polizisten, die als Erstes am Tatort waren, erinnern sich im Zeugenstand: „Zunächst war ein Suizidversuch von Nachbarn gemeldet worden.“ Die Beamten gingen in die Wohnung der Frau, deren Balkon direkt über ihrem Fundort liegt, doch die Balkontür ist von innen verschlossen, ein Sprung damit ausgeschlossen. Auch zuvor kommen wegen der Auffindesituation und dem vielen Blut Zweifel an einem möglichen Selbstmord auf. Das Verletzungsmuster wäre ein anderes gewesen, mit vielen Knochenbrüchen.

Doch erst, als die Ärzte die Frau vom vielen Blut säubern, erkennen sie die Schnitt- und Stichverletzungen und wissen, dass die Schwelmerin Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Aus dem Unglücksort wird ein Tatort. „Ich habe die vielen Schaulustigen, die sich versammelten, zurückgehalten und anschließend Befragungen durchgeführt“, sagt einer der Polizisten. Dabei erzählen der Nachbar, der die Frau gefunden hat und eine ihrer Freundinnen, dass der Ehemann sowohl die 50-Jährige in den Keller gesperrt haben soll, sie und auch den gemeinsamen 15-jährigen Sohn zudem geschlagen haben soll.

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Eine weitere Freundin trifft ein. Mit ihr war die Finanzbeamtin eigentlich zum Joggen verabredet gewesen. Sie hatte um 14.11 Uhr zum letzten Mal per Whatsapp Kontakt mit der Frau, die der Nachbar gegen 16 Uhr aus seinem Fenster vor ihrer Garage im Hof leblos hat liegen sehen. Die Freundin gibt den Beamten ähnliche Hinweise auf den Ehemann. Mittlerweile ist bekannt, dass die Schwelmerin sich aus Angst vor ihrem Ex anonym an den Opferschutz der Polizei gewandt hatte. Der Angeklagte soll ihr gesagt haben, dass ein Ende ihrer Beziehung nicht möglich ist und sich auch regelmäßig vor der neuen Wohnanschrift von Frau und Kind aufgehalten habe. Am 28. Februar schließlich soll er ihr hinterrücks die Kehle aufgeschlitzt haben, als sie gerade aus ihrem Wagen ausgestiegen war, den sie rückwärts in der Garage geparkt hatte.

Durch diesen Durchgang geht es auf den Garagenhof, auf dem sich das schreckliche Verbrechen abspielte.
Durch diesen Durchgang geht es auf den Garagenhof, auf dem sich das schreckliche Verbrechen abspielte. © Alex Talash | Alex Talash

Noch in der Nacht kam er in Polizeigewahrsam. Dort, so erzählen die beiden Beamtinnen, die seine Kleidung und sämtliche Spuren gesichert haben, sei er sehr besonnen gewesen: „Er war kooperativ, nur für die DNA-Probe benötigten wir die Anordnung des Staatsanwalts.“ Ansonsten habe er sich ruhig verhalten, habe gar nicht gesprochen. Das setzt er seitdem fort und bislang macht sein Verteidiger Christoph Wortmann auch keinerlei Andeutungen, ob sich dies im Laufe des Prozesses noch einmal ändern wird.

Ob sich der Angeklagte noch äußert, wird sicherlich davon abhängen, wie der weitere Fortgang des Prozesses ist. Es gibt keine direkten Tatzeugen, keine Tatwaffe und kein Geständnis, dafür durchaus belastende Aussagen in einer langen Indizienkette. In der kommenden Woche wird der Prozess an zwei Tagen fortgesetzt, um sich dem Geschehen weiter anzunähern.

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