Schwelm. Mordprozess: Von Messerstichen übersät lag die Mutter in einem Hinterhof. Sofort tatverdächtig war der Ehemann, der bald vor Gericht steht.

Lange fehlten in dem Fall der brutal getöteten 50-jährigen Schwelmerin entscheidende Beweise, wie die Tatwaffe oder die Tatkleidung. Doch nun steht fest: Der Ehemann muss sich in wenigen Wochen vor dem Hagener Landgericht für den Tod an seiner Frau verantworten. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Femizid aus, hat Anklage wegen Mordes gegen den Schwelmer erhoben. Am 27. August startet der Mammut-Prozess mit dem ersten von insgesamt 24 Verhandlungstagen, an denen außergewöhnlich viele Zeugen zu dem Verbrechen und den Umständen gehört werden sollen.

Der Anblick muss schrecklich gewesen sein, als Bewohner des Hauses an der Moltkestraße am Nachmittag des 28. Februar um etwa 16.20 Uhr ihre Nachbarin blutüberströmt in einem Garagenhof fanden. Ihr Körper war mit 34 Messerstichen übersät. Sie wählten umgehen den Notruf, ein Rettungshubschrauber landete im Wilhelmpark. Die Mediziner versuchten, die Frau zu reanimieren. Doch sie konnten das Leben der Finanzbeamtin nicht mehr retten.

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Sofort begann die Polizei mit der Suche nach dem Täter und schnell sammelten die Ermittler Hinweise auf den Ehemann. Von dem damals 48-Jährigen hatte sich die Schwelmerin etwa ein Jahr vor ihrem gewaltsamen Tod getrennt, lebte mit dem Sohn im Teenager-Alter weiterhin an der Moltkestraße. Zu einer Anzeige ist es im Vorfeld zwar nie gekommen, doch der Schwelmer soll seiner Frau gegenüber bereits vorher mehrfach aggressiv gewesen sein.

Noch in der Nacht verhaftete ihn die Polizei im Umfeld seiner eigenen Wohnung. Seitdem schweigt der Mann zur Tat. Die Mordkommission, die für den Schwelmer Fall am Polizeipräsidium in Hagen eingerichtet wurde, stand vor einer schwierigen Aufgabe. Denn die potenziell blutverschmierte Tatkleidung fehlte genauso wie die Tatwaffe und ein Geständnis. Dennoch sitzt der Mann seit seiner Verhaftung in Untersuchungshaft, nachdem er bereits am Tag, nach dem er seine Ehefrau erstochen haben soll, dem Haftrichter in Hagen vorgeführt worden war. „Es ist recht kompliziert“, war von der Staatsanwaltschaft wie auch von seinem Gevelsberger Verteidiger Christoph Wortmann zu den Umständen und Ermittlungsergebnissen zu hören.

Wochenlang trauerten die Menschen am Hauseingang um die Schwelmerin.
Wochenlang trauerten die Menschen am Hauseingang um die Schwelmerin. © WP | Stefan Scherer

Dennoch ist es offenbar zu einem Durchbruch bei den Ermittlungen gekommen, der die Staatsanwaltschaft Hagen davon überzeugt hat, dass der Schwelmer seine Frau ermordet hat. Am 10. Juni hat sie Anklage erhoben, das Hagener Schwurgericht wird wegen Mordes verhandeln.

Wird die Sache ein Indizienprozess? Das lässt sich im Vorfeld nicht mit Sicherheit sagen. Allerdings hat die Kammer einen sehr ausgedehnten Zeitplan, sieht bisher vor, die Strafsache an 24 Tagen zu verhandeln und erst Ende November ihr Urteil über den Schwelmer zu fällen, dem eine lebenslange Haftstrafe droht.

Beeindruckend ist dabei vor allem die Liste der Zeugen, die vor dem Landgericht aussagen sollen. 100 Frauen und Männer will die Kammer zur Tat und ihren Begleitumständen befragen, um am Ende ein klares Bild davon zu bekommen, welche Rolle dem Ehemann genau beim Tod seiner Frau zufällt und wie sein Handeln gegebenenfalls zu bestrafen ist. Unter anderem hatte die Polizei einige Tage nach der Tat eine mobile Wache im Wilhelmpark aufgebaut und die Menschen um Hinweise gebeten, die sehr zahlreich eingingen.

Als Nebenkläger wird der jugendliche Sohn in dem Prozess gegen Schwelmer auftreten, der bis zu deren gewaltsamen Tod bei seiner Mutter in der Schwelmer Moltkestraße lebte. Bei ihm sind seit der grausamen Bluttat an seiner Mutter die Gedanken der Schwelmerinnen und Schwelmer, unter denen das brutale Verbrechen für lähmendes Entsetzen sorgte.

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