Ennepetal. In noch nicht einmal drei Monaten sind zwei Frauen in Schwelm und Ennepetal umgebracht worden, eine Schwelmerin überlebte nur sehr knapp.
Zwei Frauen sind tot, eine überlebte offensichtlich nur mit großem Glück: Aktuell ermitteln drei Mordkommissionen in noch ungelösten Fällen in Schwelm und Ennepetal. An eine solche Häufung im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis können sich selbst langjährige Polizeibeamte nicht erinnern. Ein Serientäter? Wohl kaum, denn Zusammenhänge zwischen den entsetzlichen Taten, die sich innerhalb von nur drei Monaten ereigneten, drängen sich aktuell nicht auf.
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Eine Gemeinsamkeit haben die Gewaltverbrechen der vergangenen Wochen dennoch: Die Taten sind bislang alle nicht eindeutig aufgeklärt. Während in einem Fall zumindest ein dringender Tatverdacht gegen den Ehemann der Getöteten besteht, der aktuell in Untersuchungshaft sitzt, hat die Polizei in den beiden anderen Fällen noch keine Spur zu einem Täter. Die Tote, die eine Spaziergängerin am Wochenende in Ennepetal fand, hat bislang sogar noch nicht einmal einen Namen. So ist der aktuelle Sachstand bei den beiden tödlichen Verbrechen und dem versuchten Mord.
Die erstochene Schwelmer Mutter (50)
Wer die Frau so zugerichtet hat, muss dies in wilder Rage getan haben: Am Nachmittag des 28. Februar, finden Nachbarn eine 50-jährige Schwelmerin auf dem Garagenhof ihres Wohnhauses an der Moltkestraße – blutüberströmt, übersät mit Messerstichen und Schnitten. Schnell ergeben sich Hinweise auf den Ehemann (48), dem die Frau etwa ein Jahr zuvor den Laufpass gegeben hatte. Er wird noch in der Nacht vor seiner Wohnung, in der er seit der Trennung lebt, festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Zeugen hatten ausgesagt, dass er seiner Ex gegenüber zuvor schon aggressiv gewesen sein soll. Ist der Täter also gefasst? Abwarten. Denn Polizei und Staatsanwaltschaft fehlen die Beweise dafür, dass der Schwelmer tatsächlich die Mutter des gemeinsamen Sohnes umgebracht hat. Beispielsweise fehlen bis heute die Tatwaffe sowie die Tatkleidung, die mutmaßlich mit Blut befleckt sein müsste.
Auch eine mobile Wache im Wilhelmpark und zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung brachten bislang keine gesicherten Beweise für eine Täterschaft. Aber: Die Ermittlungslage ist dennoch so, dass der Mann weiterhin in Haft sitzt. „Es ist kompliziert“, heißt es von allen Seiten, die an der Geschichte beteiligt sind, auf Nachfrage der Redaktion.
Noch läuft die Frist für die Untersuchungshaft des Mannes, der bislang zu den Vorwürfen der Hagener Staatsanwaltschaft schweigt, bis Ende August. Die Ermittlungen laufen gegen den Schwelmer wegen Totschlags.
Die Jagd nach dem Martfeld-Phantom
Wie lange die 66-Jährige am 14. April bereits im Schwelmer Martfeld-Park gelegen hat, als Passanten sie gegen Mitternacht schwerst verletzt dort fanden, ist nicht ganz klar. Sie hatte am späten Abend das Haus verlassen, um mit ihrem Hund in der Schwelmer Grünanlage Gassi zu gehen. Als die Spaziergänger sie finden, hat sie schwerste Kopfverletzungen, die auf stumpfe Gewalteinwirkung zurückzuführen sind und schwebt in akuter Lebensgefahr.
Bis heute war es der Mordkommission, die mit dem Fall betraut ist, nicht möglich, das Opfer dieses überaus brutalen Verbrechens zu vernehmen. Die zahlreichen Hinweise aus der Bevölkerung brachten auch noch keine heiße Spur auf den Täter beziehungsweise die Täterin. Die Schwelmerin liegt weiterhin in einem Krankenhaus, das die Behörden nicht bekannt geben, damit sie die Frau nicht möglicherweise in eine weitere Gefahr bringen.
Vor allem diese Tat und dass das Martfeld-Phantom weiterhin flüchtig ist, hat für enorme Verunsicherung in der Schwelmer Bevölkerung gesorgt. Menschen, die sich sonst dort sicher gefühlt haben, teilen im Gespräch mit der Redaktion mit, dass sie den Martfeld-Park allein und im Dunkeln aus Angst meiden.
Polizei und Staatsanwaltschaft, die wegen versuchten Totschlags ermitteln, tappen auf der Suche nach Täter und Motiv noch vollkommen im Dunkeln. Auch der Ehemann der angegriffenen Frau konnte noch keine entscheidenden Hinweise darauf geben, wer seiner Frau so etwas antun könnte. Ein Raubdelikt? Auch das lässt sich derzeit nicht mit Sicherheit sagen.
Die unbekannte Tote im Ennepetaler Wald
Ein ganz tiefer Schock ist der jüngste Leichenfund in Ennepetal einer 35- bis 45-jährigen Frau, die ein Hund etwa 150 Meter von der Holthauser Talstraße entfernt erschnüffelt hat. Neben dem Täter oder den Tätern fehlt den Ermittlern aktuell auch noch die Identität des Opfers. Fest steht nach der Obduktion, dass die Frau Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist.
Bislang haben aber weder ein Abgleich mit den Datenbanken noch eine Durchschau der ersten Vermisstenanzeigen einen Treffer ergeben. Die Frau starb vermutlich am Samstag, 25. Mai. Ihre Leiche wurde in Ennepetal am Sonntag, 26. Mai, entdeckt.
Nachdem die Polizei dazu aufgerufen hatte, Hinweise zu geben, um wen es sich bei der 164 cm großen Frau mit den rotbraunen Haaren handelt, haben sich bereits zahlreiche Menschen bei den Ermittlern gemeldet. „Wir gehen derzeit sämtlichen Hinweisen nach, werten diese aus“, sagt der ermittelnde Staatsanwalt Dr. Tobias Schülken im Gespräch mit dieser Zeitung. Ein wenig ruhen seine Hoffungen, die Identität der Toten zu ermitteln, auf einer körperlichen Besonderheit: An ihrem linken Ringfinger fehlt der Fingernagel, an ihrem linken Mittelfinger ist er missgebildet.
Es deutet alles darauf hin, dass der Leichnam der unbekannten Toten dort nur von dem Täter oder den Tätern abgelegt wurde. Auch von ihnen fehlt bislang jede Spur. Zur Todesursache der Frau schweigen die Ermittlungsbehörden noch. Auch hier rätselt die Bevölkerung, was hinter diesem Verbrechen steckt.
Während in den sozialen Medien auch über Zusammenhänge – vor allem zwischen den Taten am Haus Martfeld und in Ennepetal – spekuliert wird, deutet darauf aktuell bislang nichts hin. Lediglich die Täterinnen beziehungsweise Täter sind in beiden Fällen noch nicht gefasst, sodass die drei parallel ermittelnden Mordkommissionen in Schwelm und Ennepetal noch einen Haufen Arbeit vor der Brust haben.
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