Schwelm. Massiver Ausfall: Tausende Haushalte waren am Mittwoch rund 50 Minuten lang ohne Elektrizität. So erlebten Betroffene die Situation.

Zig hunderte Haushalte waren am Mittwochnachmittag von dem Stromausfall in der Schwelmer Innenstadt betroffen. Privatpersonen und Geschäfte waren rund 50 Minuten lang ohne Strom. Gerade für Geschäftstreibende ein großes Problem. Auch in den sozialen Netzwerken machten sich Betroffene schlau, was die Ursache für den Ausfall war und welche Gebiete in der Stadt ohne Strom waren (wir berichteten).

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Laura Schneider, Mitarbeiterin des Friseursalons Rüggeberg in Schwelm.
Laura Schneider, Mitarbeiterin des Friseursalons Rüggeberg in Schwelm. © Friseursalon Rüggeberg | Friseursalon Rüggeberg

Im Friseursalon Rüggeberg an der Hauptstraße 157 in Schwelm gingen gegen kurz nach 17 Uhr die Lichter aus. Und die Föns und Stylinggeräte. Mehr als ungünstig, wenn die Kundin gerade darauf wartet, frisch gestylt den Salon zu verlassen. Laura Schneider, Mitarbeiterin im Salon Rüggeberg, berichtet, wie ihre Kollegen den Stromausfall erlebt haben: „Mein Kollege war da gerade am Locken machen und in unserem Beruf ist es Pflicht, dass man ein tageslichtähnliches Licht anhat. Dann war plötzlich alles aus und mein Kollege konnte die Locken nur noch so halb fertig machen.“

Drei Kunden warteten in dem Moment darauf, frisiert zu werden. „Bei einer Kundin wurden die Haare gerade geschnitten und als es bei ihr ans Föhnen ging, war der Strom glücklicherweise wieder da“, sagt Schneider. Es sei eine ganz komische Stimmung gewesen, als es im Salon plötzlich dunkel wurde. Während des Stromausfalls musste jedoch kein Kunde eine Zahlung tätigen. „Das passte zeitlich, dass wir die Abrechnung machen konnten, als der Strom wieder an war.“

Im Supermarkt Penny an der Kaiserstraße fiel ebenfalls der Strom aus und noch am Donnerstag wies ein Schild am Eingang daraufhin, dass nur Barzahlungen möglich sind. Wie lange im Supermarkt keine Kartenzahlung möglich ist und ob der Grund der Stromausfall ist, konnte bis Redaktionsschluss nicht geklärt werden. Bei der Stadtverwaltung Schwelm haben die Sicherungssysteme in der IT den Stromausfall abgefangen, sodass es zu keinen Beeinträchtigungen innerhalb der Verwaltung gekommen ist.

Auch im Restaurant Al Castello fiel am Mittwochnachmittag der Strom aus.
Auch im Restaurant Al Castello fiel am Mittwochnachmittag der Strom aus. © Ann-Kathrin Geisler | Ann-Kathrin Geisler

Neben dem Salon Rüggeberg befindet sich das Restaurant Al Castello. Dort hatte Filiberto Corvace große Sorgen um die Tiefkühlprodukte, als der Strom am Nachmittag plötzlich kurz vor der Eröffnung des Restaurants ausfiel. Gekocht wurde um diese Zeit noch nicht. „Daher ging das. Ich bin direkt rüber ins Restaurant gegangen und habe nachgeschaut, ob alles okay ist. Wenn stundenlang der Strom ausgefallen wäre, hätte ich die ganzen Sachen aus dem Kühlschrank und der Tiefkühlung entsorgen müssen.“ Das sei glücklicherweise nicht nötig gewesen.

Heribert Büsgen, Inhaber des gleichnamigen Autohauses für Reisemobile in Schwelm.
Heribert Büsgen, Inhaber des gleichnamigen Autohauses für Reisemobile in Schwelm. © Alisa Schumann | Alisa Schumann

Auch im Autohaus Büsgen gingen plötzlich alle Lichter aus. „Die PCs haben noch kurz geflackert, dann war alles aus“, berichtet Heribert Büsgen. „Ein Kollege hatte in der Zeit ein Telefonat, das ist natürlich weggebrochen.“ Da die Werkstatt um 17 Uhr schließt, seien keine Reparaturen betroffen gewesen. „Aber wir konnten die Hebebühnen und die Tore nicht runterfahren. Auch die Tester konnten nicht vernünftig heruntergefahren werden. Es war eine denkbar ungünstige Situation“, sagt Büsgen. „Es war aber kein Verkaufsgespräch in dem Moment und es ist gefühlt zumindest kein Umsatz verloren gegangen.“

Da der Strom nach rund 50 Minuten wieder funktionierte, konnte Büsgen zum Feierabend auch die Alarmsicherung in Betrieb nehmen. „Ich habe aber unseren EDV-Spezialisten angerufen, der sich gestern noch gekümmert und die Anlage überprüft hat.“ Da der bisher keine Probleme gemeldet hat, geht Büsgen davon aus, dass alles glimpflich über die Bühne gegangen ist.

Angst, dass das Eis schmilzt

Besonders heikel war die Situation während des Stromausfalls in der Eisdiele Kuhbar in Schwelm. Denn da das Eis in der Eistheke schneller schmilzt, musste sich Inhaber Boban Radic das weitere Vorgehen schnell überlegen. „Da denkt man sich, okay, vielleicht sind es nur fünf oder zehn Minuten. Weil noch Kunden ins Geschäft kamen, haben wir noch eine Viertelstunde lang Eiskugeln verkauft. Aber das wurde mir dann zu heikel.“

Radic räumte daraufhin die Eissorten zurück in die Tiefkühlung. „In den Gefrierschränken geht das dann noch so rund zweieinhalb Stunden gut, weil sie die Kälte halten.“ 180 Sorten hat Radic auf Vorrat im Geschäft – wenn die abgetaut wären, wäre das ein großes Problem für die Eisdiele geworden.

Danach musste Boban Radic die Kuhbar vorzeitig schließen. „Das hätte sich nicht mehr gelohnt, die Eistheke noch einmal hochzufahren.“ Normalerweise hätte die Eisdiele bis 19 Uhr geöffnet – damit sind Radic durch den Stromausfall Umsätze verloren gegangen.

Die Eistheke der Kuhbar in Schwelm. Inhaber Boban Radic hatte bei dem Stromausfall Angst um seine Vorräte.
Die Eistheke der Kuhbar in Schwelm. Inhaber Boban Radic hatte bei dem Stromausfall Angst um seine Vorräte. © Ann-Kathrin Geisler | Ann-Kathrin Geisler

Als der Strom ausfiel, wurde die Feuerwehr Schwelm zum Korian-Seniorenwohnheim an der Augustastraße alarmiert (wir berichteten). Dort wurde gegen 17.18 Uhr Brandgeruch festgestellt, vermutet wurde ein Zusammenhang mit dem Stromausfall. Das bestätigte sich nicht. Es wurde kein Feuer festgestellt, sodass die Einsatzkräfte wieder abrücken konnten. „Der Feueralarm ging nicht von unserer Einrichtung aus. Der Brandgeruch wurde wohl hauptsächlich vor der Einrichtung wahrgenommen“, teilt Alexandra Henseler, Pflegedienstleitung im Korian-Seniorenheim, mit.

Die meisten Bewohner haben Stromausfall nicht bemerkt

Auch in der Einrichtung fiel der Strom aus. Wie Henseler erklärt, wurden daraufhin die Bewohner von den diensthabenden Mitarbeitenden informiert. Außerdem wurden alle Bereiche des Hauses kontrolliert, ob Bewohner Hilfe benötigen. Das Notstromaggregat sei sofort angesprungen, als der Strom ausfiel. „Das Notlicht geht an, die Aufzüge fahren bis zur nächsten Etage und öffnen automatisch die Türen. Die Brandmeldeanlage schaltet umgehend auf Akkubetrieb“, beschreibt Alexandra Henseler das Vorgehen. „Versorgungslücken sind nicht entstanden.“

Die meisten Bewohner hätten den Stromausfall gar nicht bemerkt. „Aufgrund der Tageszeit hielten sich unsere Bewohner in den Aufenthalts- oder Außenbereichen auf. Die Zubereitung des Abendessens war nicht beeinträchtigt“, sagt Henseler. „Auch wenn bei Stromausfällen nicht alle Funktionen zur Verfügung stehen, sind diese Maßnahmen jedoch ausreichend, um einen kurzen Zeitraum zu überbrücken.“ Wäre der Strom jedoch länger ausgefallen, wäre die Einrichtung auf die Hilfe und Unterstützung von extern (Feuerwehr und/oder THW) angewiesen gewesen.

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