Dortmund. Tausende feiern friedlich den Christopher Street Day in Dortmund. Leider nicht für alle selbstverständlich: Es gibt Gegendemos und unschöne Zwischenfälle.
Dortmund ist bunt, der Wall bebt unter den lauten Techno-Beats, die aus zwei großen Paradewagen dröhnen. Diesen folgen rund 2500 Anhänger und Unterstützer der queeren Community, schwingen Regenbogen-Flaggen und protestieren mit Plakaten für mehr Toleranz und Schutz. Dass das längst keine überholten Forderungen sind, zeigt das Geschehen am Rande der Versammlung.
Auch interessant
Mehrere Gegenveranstaltungen zum CSD in Dortmund
Vorab: Aus polizeilicher Sicht verlief der Tag „weitestgehend friedlich und störungsfrei“ (Stand: 17.30 Uhr). Ob das ohne den Einsatz von mehreren Hundertschaften so gelaufen wäre, ist jedoch fraglich.
Am Vormittag der Pride-Parade hatte sich die missionarische Christenvereinigung „Werde Licht“ vor der Katharinentreppe positioniert und predigte von einer Bühne, was mit dem eigenen Körper zu tun und zu lassen sei. Mitglieder verteilten Flyer, in denen gleichgeschlechtige Beziehungen und Abtreibung als Sünden angeprangert werden, von denen man „errettet“ werden müsse.
+++ Folgen Sie der WAZ Dortmund auf Facebook und Instagram +++
Auf den Treppenstufen versammelten sich derweil rund 150 „Personen aus dem linken und bürgerlichen Spektrum“ zu einem Gegenprotest, wie es von der Polizei heißt. Sie waren einem Aufruf der Antifa gefolgt, bei dem es weniger um die religiösen Fanatiker ging, als um eine angemeldete Versammlung aus dem rechtsextremen Spektrum. Die Polizei stellte sich vorsichtshalber trotzdem zwischen beide Lager.
Wenige rechte Demonstranten in Dortmund, Linke festgesetzt
Im Bereich des Dortmunder U sammelten sich parallel etwa 50 Personen, die keinen Hehl aus ihrer rechten Gesinnung machten. Nachdem sie gemeinsam für ein Foto mit großer Reichsflagge posiert hatten, zogen sie los. Eine Hundertschaft umringte die Demonstranten, die wiederholt Gesänge gegen Antifaschisten anstimmten.
Letztere waren auf dem Weg zum U hinter dem Fußballmuseum festgesetzt worden, damit es zu keinem Aufeinandertreffen der Aufzüge kommt. Rund ein Dutzend konnte entkommen und folgte der Versammlung mit dem Anmeldenamen „Rechts“ mit lauten Rufen. Der Polizei gelang es durchgehend, beide Gruppen auf Abstand zu halten, sodass es zu keinen Ausschreitungen kam.
Wie die Dortmunder Polizei im Nachgang berichtet, wurde sie über eine homophobe Äußerung informiert, die aus der rechten Versammlung heraus getätigt wurde. Der Verdächtige konnte schnell identifiziert werden. Zudem gab es einen Hinweis auf einen Teilnehmer, der einen Hitlergruß gezeigt haben soll. In beiden Fällen wurde ein Strafverfahren eingeleitet.
Während die rechte Demo am Park der Partnerstädte eintraf und von der Polizei eingekesselt wurde, konnte der CSD-Umzug gegen 13.10 Uhr an der Nordseite des Hauptbahnhofs losziehen.
Kinder wollen Eier auf CSD-Teilnehmende werfen
Auf dem Schwanenwall kam es dann zu einem weiteren unschönen Zwischenfall: Mehrere Kinder versuchten offenbar, mit Eiern auf CSD-Teilnehmende zu werfen, was diese jedoch rechtzeitig bemerkten und somit nicht getroffen wurden. Die Kinder ließen die Eier fallen und liefen davon, mehrere Personen nahmen die Verfolgung auf. Ein etwa zehnjähriger Junge konnte festgehalten und zu seinen Beweggründen befragt werden. Erziehungsberechtigte waren nicht ausfindig zu machen, sodass man das Kind nach einer Ansprache ziehen ließ.
Nach einer Kundgebung auf dem Burgwall zog der Protestmarsch zum Friedensplatz, wo mit weiteren Besuchenden „friedlich und störungsfrei“ bis 22 Uhr das CSD-Stadtfest stattfindet. In einer vorläufigen Bilanz der Dortmunder Polizei heißt es gegen 17.30 Uhr: „Nach bisherigen polizeilichen Erkenntnissen verliefen alle Versammlungen weitestgehend friedlich und störungsfrei.“