Balve. Mit einem Millionenprojekt will die Politik der Hönnestadt neues Leben einhauchen. Was geplant ist und wie lange die Arbeiten dauern könnten.

Ein bisschen mehr Trommelwirbel hätte sich UWG-Fraktionschef Lorenz Schnadt schon gewünscht, nachdem Stadtplanerin Christine Loth ihre Ausführungen beendet hatte. Und machte anschließend Werbung für das, was dem Bauausschuss in seiner Sitzung am Dienstagabend präsentiert worden war.

Seine Begeisterung galt der Vorstellung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes, kurz ISEK, zur Zukunft der Balver Innenstadt. „Noch nie haben wir über ein Invest abgestimmt, das dieses Volumen hat. Wir sprechen über eine Investition von 30 bis 35 Millionen Euro für circa 5100 Einwohner“, wirbt Lorenz Schnadt, Vorsitzender des Ausschusses, für das Förderprogramm. „In sechs bis acht Jahren wird sich das Gesicht von Balve deutlich verbessern“, ergänzt er.

Auch interessant

Worum geht es? Begonnen hatte alles im Januar 2023. Ein eigens dafür gebildeter Arbeitskreis bestehend aus Vertretern der Verwaltung und der Politik begann mit der Aufstellung des ISEKs. Die Stadt beauftragte das externe Planungsbüro Loth Städtebau + Stadtplanung aus Siegen, ein neues ISEK für die Zukunft der Innenstadt zu erstellen. Man besprach Problemfelder und brachte Ideen ein. Zwischen dem 8. und 21. Januar 2023 fand ein Online-Beteiligungsverfahren statt. Zusätzlich wurden die Schulen gebeten, per Postkarte Wünsche und Probleme aus der Sicht der Kinder zu melden.

Christine Loth, Inhaberin von Loth Städtebau + Stadtplanung: „Es gab eine gute Bürgerbeteiligung. Uns haben mehr als 300 Rückmeldungen erreicht, die Einzug in das ISEK fanden.“ Die Bildungs- und Betreuungsangebote seien ein großes Thema der Bürgerbeteiligung gewesen. „Den Bürgern ist es wichtig, dass junge Menschen, aber auch Senioren gut betreut werden“, erklärt Loth. Für Kultur und Tourismus in Balve hätte es viel Lob der Bürger gegeben.

Christine Loth und ihre Mitarbeiterin Johanna Denker stellten den Ausschussmitgliedern nun eine Übersicht der Maßnahmen vor. Diese resultierten aus der Zielübersicht und seien Ideen, die in der Folge konkretisiert werden sollten. Für Balve gibt‘s beim Thema ISEK allerdings eine Besonderheit. Wie die Stadtplanerinnen erklären, sollte das Großprojekt nicht in einem Rutsch umgesetzt werden, sondern in drei Teilen - oder Teil-ISEKs. Die drei Teil-ISEKs werden einzeln betrachtet und nacheinander in Angriff genommen.

Auch das Gelände um den Gesundheitscampus in Balve soll umgestaltet werden.,
Auch das Gelände um den Gesundheitscampus in Balve soll umgestaltet werden., © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Die Stadtplaner empfehlen die Planung in folgende Teile aufzugliedern und zeitlich in dieser Reihenfolge anzugehen:

ISEK 1 - Innenstadt: Dazu gehöre die Stärkung der Ortsmitte mit einem starken Stadtbild, Mobilitäts- und Versorgungsangeboten, Klimaresilienz, Ausbau des Tourismusangebotes und hoher Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Zur Innenstadt sollten die Bereiche Altstadt, Drostenplatz und Rathausquartier gezählt werden.

Konkrete Maßnahmen könnten sein: eine Mobilitätsstation am Bahnhof, öffentliche Sanitäreinrichtungen, ergänzende Spiel- und Freizeitangebote, Stärkung der Fuß- und Radwege und die Reduzierung der Verkehrsbelastung (Lärm, CO2.)

ISEK 2 - Hönnequartier: Schwerpunkt hier seien moderne Bildungs-, Sport- und Arbeitsmöglichkeiten sowie die Schaffung einer besseren Anbindung an die Innenstadt von Balve inklusiver Erlebbarkeit der Hönne. Zu diesem Bereich gehöre auch der Gewerbepark Bahnhof und die Entwicklung dessen zu einem Gewerbestandort.

Konkrete Maßnahmen des ISEK 2 könnten sein: Modernisierung der vorhanden Sportanlagen, die Errichtung einer Multifunktionshalle für Sport, Kultur, Freizeit, die Errichtung eines Pumptracks und eines Skateparks. Die Unterführung zum Quartier an der Hönne sollte umgestaltet werden, um das Sicherheitsgefühl zu verbessern. Entlang des Fußweges an der Hönne sollten Spielgeräte und Sitzbänke errichtet werden. Am Gewerbestandort Bahnhof sollte langfristig neue gewerbliche Nutzung angesiedelt werden.

ISEK 3 - Südstadt. Hier solle die Stärkung der medizinischen Angebote im Gesundheitsquartier und die Aufwertung des öffentlichen Raumes sowie die Sanierung von Gemeindebedarfseinrichtungen Ziele sein.

Konkrete Maßnahmen des ISEK 3: Schaffung zusätzlicher Stellplatzflächen am Gesundheitscampus und die Qualifizierung der Flächen für Wohnmobilstellplätze (neue Ausstattung und technische Infrastruktur). Das Hallenbad und die Turnhalle sollten modernisiert werden (Barrierefreiheit und neuer Außenbereich). Der heutige Jugendtreff sollte modernisiert, freundlicher gestaltet werden. Die Parkfläche an der Bücherei und der VHS sollte zu einem Mehrgenerationenplatz umgestaltet werden.

Auch interessant

All diese in einer Maßnahmentabelle aufgelisteten Ideen müssen nun priorisiert und in einer Umsetzungsstrategie zusammengestellt und vom Rat der Stadt Balve beschlossen werden. Um Fördermittel abrufen zu können, muss das ISEK letztendlich noch von der Bezirksregierung Arnsberg genehmigt werden, die in die Erarbeitung einbezogen wird.

Ausschussvorsitzender Lorenz Schnadt dankt Bürgermeister Hubertus Mühling (CDU), dass er unaufgeregt alle Fraktionen eingebunden habe. Dieser bezeichnete das ISEK als „Epochemachendes Dokument“ und wirbt dafür: „Wir wollen keine Luftschlösser bauen, sondern zeitgemäß umbauen.“

Lesen Sie auch:

Einstimmig winkt der Bauausschuss die Pläne schließlich durch. Eine Grundsatzentscheidung für das Balver Großprojekt könnte im Rat am 3. Juli fallen.