Menden. Vor fünf Jahren zogen die ersten Mieter in das VKM-Appartementhaus am Hofeskamp und werden seither zu mehr Selbstständigkeit angeleitet.

Ambulant betreutes Wohnen

Neben dem intensiv ambulant betreuten Wohnen wie im Appartementhaus am Hofeskamp bietet der VKM auch ambulant betreutes Wohnen an. Hierbei fahren Mitarbeitende zum Teil mehrmals pro Woche zu den Klientinnen und Klienten nach Hause, um ihnen bei der Bewältigung des Alltags zu helfen. Häufig seien dies Menschen mit leichten kognitiven Einschränkungen. „Das sind oft entlastende Gespräche und Beratungen“, erläutert VKM-Vorstandsvorsitzende Marie-Ellen Krause. „Lebenspraktische Fragen stehen im Vordergrund.“ Diese so genannte Teilhabeleistung finanziert – nach Antrag und Genehmigung – der LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe).

Cathrin Illner hat lange Zeit im Wohnhaus an der Sollingstraße und in der Villa Dominik gelebt, wünschte sich aber mehr Selbstständigkeit. Für sie ist das Appartementhaus des VKM (Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen) am Hofeskamp deshalb ein Glücksfall. „Ich habe die Unterstützung, die ich brauche und meine Selbstständigkeit wird gefördert.“

Die Mieterinnen und Mieter sowie das Team des Appartementhauses feiern nun ein kleines Jubiläum: Vor fünf Jahren zogen die ersten Mieterinnen und Mieter ein. Cathrin Illner gehört zu ihnen. „Für mich ist das die richtige Wohnform“, sagt sie im Rückblick. Es falle ihr nicht immer leicht, um Hilfe zu fragen und diese anzunehmen: „Ich hatte Phasen, in denen ich meine Behinderung noch mehr akzeptieren musste.“ Manche Dinge würde sie einfach gerne alleine schaffen, weiß aber, dass manches nicht möglich ist.

Arbeit in den Iserlohner Werkstätten

Tagsüber arbeitet Cathrin Illner in den Iserlohner Werkstätten. Seit einiger Zeit ist sie dort nicht mehr Vollzeit, sondern in Teilzeit tätig. Die Entscheidung hat sie zuvor beispielsweise mit Kolja Küpper besprochen. Der Fachbereichsleiter habe ihr bei der Entscheidungsfindung geholfen.

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In ihrer Wohnung im Appartementhaus fühlt sich Cathrin Illner wohl. Sie habe dort ihren eigenen Bereich mit Rückzugsmöglichkeit, könne aber auch die Gesellschaft ihrer Wohnungsnachbarn suchen, die sich zum Beispiel zum Grillen oder Unterhalten treffen. Dazu gehört auch Tanja Freitag, ebenfalls eine Bewohnerin der ersten Stunde. Auch sie arbeitet in den Iserlohner Werkstätten. Manchmal träumt Tanja Freitag von einer eigenen „regulären“ Wohnung, weiß aber auch, dass die Unterstützung im Alltag, die sie benötigt, dann in dieser Form nicht möglich wäre.

WhatsApp-Gruppe mit 16 Mieterinnen und Mietern

Über eine WhatsApp-Gruppe sind die insgesamt 16 Mieterinnen und Mieter vernetzt, hier entstehen auch Ideen für Ausflüge – so beispielsweise zum Aufritt eines Comedians, der im Rollstuhl sitzt und in Bochum gastiert. Die Fachkräfte richten ihre Arbeitszeit in solchen Fällen nach Möglichkeit nach den Wünschen der Klienten. „Es müssen ja dann etwa bei einem Ausflug auch genug Kräfte vorhanden sein, dass wir beispielsweise nach Bochum fahren können“, erläutert Fachbereichsleiter Kolja Küpper.

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Rund um die Uhr ist eine Assistenz im Haus, erklärt VKM-Vorstandsvorsitzende Marie-Ellen Krause das Konzept des Appartementhauses, „und zwar nicht schlafend und in Bereitschaft, sondern wach und ansprechbar“. Wie in vielen Bereichen werden auch hier Mitarbeitende immer wieder gesucht. Wer im intensiv ambulant betreuten Wohnen wie im VKM-Appartementhaus beruflich tätig ist, hat eben keine klassischen Arbeitszeiten, sondern muss auch zu Zeiten arbeiten, in denen andere frei haben – etwa am Wochenende oder in den Abendstunden.

Über die Schwierigkeit, Personal zu finden

„Personal zu finden, ist schwierig“, stellt Marie-Ellen Krause fest. Der VKM habe hier in jüngerer Zeit auch Mitarbeitende an Kindertagesstätten verloren, weil diese gerne tagsüber und werktags arbeiten wollten. „Ohne Nächte und ohne die Arbeit auch an Wochenenden geht es bei uns nicht.“

Fachbereichsleiter Kolja Küpper und seine Stellvertreterin Sophia Bertram empfinden ihre Arbeit als Bereicherung. „Gerade die Arbeit an den Wochenenden ist toll, weil die Klienten dann auch da sind und wir gemeinsam etwas planen können“, sagt Sophia Bertram.

Ziele, die die Klienten erreichen möchten

Das können Freizeitausflüge sein, aber auch das Arbeiten an Zielen, die die Klienten erreichen möchten. Cathrin Illners Herzenswunsch beispielsweise ist es, alleine mit dem Bus fahren zu können. Diese individuellen Ziele, auf die hingearbeitet wird, legt jeder Klient im Rahmen des Teilhabebedarfs gemeinsam mit den Fachkräften fest. Cathrin Illner ist noch auf dem Weg, ihr aktuelles Ziel zu erreichen: „Alleine mit dem Bus fahren, das möchte ich so gerne irgendwann schaffen.“ Und wer mit ihr spricht, hat ziemlich schnell den Eindruck, dass sie ihr Ziel erreichen wird.