Menden. Sie packen kräftig mit an, die Bewohnerinnen und Bewohner der Villa Dominik. Ihr Garten soll ein Paradies für Mensch und Tier werden.

Überall blühen Stauden, Schmetterlinge ziehen Nektar aus den Blüten. Vögel zwitschern in den Sträuchern, bringen Futter für ihre Brut in die Nistkästen. Und friedliche Wildbienen summen durch den Garten, in dem auch Gemüse und Kräuter wachsen. Noch ist das nicht ganz so im Garten der Villa Dominik. Doch das ändert sich gerade. Der Verein für körper- und Mehrfachbehinderte Menschen (VKM) und das Naturschutzzentrum Arche Noah machen gemeinsame Sache.

Claudia Michel (Caritas, links) und César Cartagena (VKM, rechts) zeigen gemeinsam mit Bewohnern der Villa Dominik, was sie gebaut haben. Zu sehen sind (v.l.) ein Nistkasten für Meisen, ein Schmetterlingshaus und ein Wildbienenhotel.
Claudia Michel (Caritas, links) und César Cartagena (VKM, rechts) zeigen gemeinsam mit Bewohnern der Villa Dominik, was sie gebaut haben. Zu sehen sind (v.l.) ein Nistkasten für Meisen, ein Schmetterlingshaus und ein Wildbienenhotel. © WP | Dirk Becker

Die Aktion Fluthilfe des Caritasverbandes Iserlohn-Hemer-Menden-Balve macht es möglich, dass das Projekt an der Villa Dominik, die im Juli 2021 stark vom Hochwasser betroffen war, verwirklicht werden kann. Das Ziel: Der Garten soll naturnah werden, aber dennoch auch weiterhin Platz für Spiele und gemütliche Treffen lassen. Ulrich Hering, Leiter des Naturschutzzentrums Arche Noah, ist ein echter Experte auf diesem Gebiet und hatte zuletzt schon bei einem Arbeitstreffen seine Ideen erläutert.

Nun aber ist genug geredet, es wird angepackt. An diesem Freitagmorgen scheint die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Mehrere Bewohnerinnen und Bewohner, die schon am Tag zuvor mit Ulrich Hering gewerkelt haben, können es nicht abwarten, im Garten zu starten.

Schließlich gibt es viele Ziele für diesen Tag: Ein Wildbienenhotel soll fertig und ebenso wie ein Nistkasten für Meisen und ein Schmetterlingshaus aufgehängt werden. Und die Hochbeete sollen befüllt werden, damit in ihnen bald Gemüse und Kräuter wachsen können.

Im Garten der Villa Dominik stehen nun drei Hochbeete, die auch von Rollstuhlfahrern genutzt werden können. Bevor Pflanzen und Kräuter gesetzt werden können, muss die passende Füllung her. Die Bio-Erde als oberste Schicht wurde dafür klein gebröselt.
Im Garten der Villa Dominik stehen nun drei Hochbeete, die auch von Rollstuhlfahrern genutzt werden können. Bevor Pflanzen und Kräuter gesetzt werden können, muss die passende Füllung her. Die Bio-Erde als oberste Schicht wurde dafür klein gebröselt. © WP | Dirk Becker

An mehreren Stellen wird gleichzeitig gearbeitet, die unterstützenden Hände der VKM-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter machen es möglich. Sie helfen beim Befüllen der Hochbeete mit kleinen Ästen und Zweigen, Kompost und Bio-Erde. Drei solcher Hochbeet, die auch von Rollstuhlfahrern genutzt werden können, gibt es nun. Vorher war es nur eins, künftig soll aber noch mehr Gemüse wachsen.

Heike Rödiger vom VKM wird die Beete gemeinsam mit den behinderten Menschen bepflanzen. Tomaten, Zucchini und Gurken sollen dort etwa wachsen, doch es wird auch ein reines Kräuterbeet geben. „Kräuter lieben unsere Bewohner besonders“, weiß Heike Rödiger. Der Geruch und Geschmack wirken wie ein Lockmittel und wecken Gefühle.

Als Bestäuber sollen künftig mehr Insekten durch den Garten der Villa Dominik schwirren – vor allem Wildbienen. „Die stechen nicht“, beruhigt Ulrich Hering. Er weiß, dass unterschiedliche Arten auch unterschiedliche Bruthilfen brauchen. Er setzt in diesem Fall auf Lehm. Mit dem wurden am Vortag bereits einige alte Konservendosen befüllt, die in die Astgabeln des alten Baumes und zwischen bereits blühende Pflanzen vor dem Gebäude gelegt werden.

Gemeinsam Insekten schützen. Unter Anleitung von Ulrich Hering (Leiter des Naturschutzzentrums Arche Noah, links) wird ein kleines Wildbienenhotel mit Lehm gefüllt.
Gemeinsam Insekten schützen. Unter Anleitung von Ulrich Hering (Leiter des Naturschutzzentrums Arche Noah, links) wird ein kleines Wildbienenhotel mit Lehm gefüllt. © WP | Dirk Becker

Nun aber soll noch ein Wildbienenhotel gebaut werden. Am Vortag wurden schon zwei Meisenkästen und ein Schmetterlingshaus gezimmert. In den fertigen Rahmen für das Bienenhotel wird Lehm eingebracht, den Hering vom Arche-Gelände mitgebracht hat. Er wird eng gepresst, solange er noch feucht ist. Dann legt Hering eine Schablone darüber und Villa-Bewohner Mark darf bohren. Hering kennt einen Trick: Es wird nicht klassisch in Rechtsrichtung gebohrt, sondern andersherum. „Dann wird der Rand des Kanals schön glatt, das ist perfekt.“

Gemeinsam mit Bewohner Sebastian bringt Ulrich Hering das Wildbienenhotel am roten Gartenhaus an. Es braucht festen Halt, denn der Lehm im Kasten sorgt für ein erstaunliches Gewicht. Heike Rödiger fragt nach, wie langes es wohl dauert, bis die Wildbienen „ihr“ neues Hotel entdecken. „Wenn wir Glück haben, schon in einer Stunde“, antwortet der Naturexperte. Der Sonnenschein und warme Luft könnten die Insekten dazu ermuntern, Brutstätten zu suchen.

Villa-Dominik-Bewohner Sebastian (links) hilft Ulrich Hering vom Naturschutzzentrum Arche Noah dabei, ein Wildbienenhotel am roten Gartenhaus zu befestigen.
Villa-Dominik-Bewohner Sebastian (links) hilft Ulrich Hering vom Naturschutzzentrum Arche Noah dabei, ein Wildbienenhotel am roten Gartenhaus zu befestigen. © WP | Dirk Becker

Mit diesen zwei Aktionstagen ist der Anfang für die naturnahe Umwandlung des Gartens gemacht. Weitere Einsätze werden folgen – und die Bewohnerinnen und Bewohner wollen dabei sein. Damit sie nicht überfordert werden, ist nach zwei bis drei Stunden Schluss. Und an diesem Freitag wartet zum Abschluss auch noch ein Mittagessen mit leckerer Pizza.